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Die Flirtfalle

Die Flirtfalle

Titel: Die Flirtfalle
Autoren: Vera Juergens
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geht, werden wir morgen wieder nach Hause fahren.“
    Ich hatte keine Ahnung, was bei Anna zu Hause vorgefallen war, aber allein die Tatsache, dass sie noch immer einen Ehemann besaß, reichte mir aus, um sie aufrichtig und aus tiefstem Herzen zu bemitleiden.  
    „Wenn du also eine Decke hast …“
    „Anna, ich bin doch kein Unmensch! Du und Karin, ihr bleibt natürlich hier. Und lass uns bitte keine alten Geschichten ausgraben. Das Kapitel ‚Männer’ habe ich ohnehin schon abgeschlossen. Nun erzähl! Was ist geschehen?“
    Anna senkte den Blick.
    „Ist es so schlimm mit ihm?“
    Sie nickte.
    „Trinkt er?“
    „Nein. Keinen Tropfen.“
    Wir schwiegen eine Weile.
    „Gibt es eine andere Frau?“
    „Nein. Markus doch nicht! Selbst , wenn man ihn zwei Stunden lang mit einer halbnackten Frau in einem Hotelzimmer einsperren würde, käme er nicht auf dumme Gedanken.“
    „ Interessant! Und woher willst du das so genau wissen?“
    „Das weiß ich. Der halbnackte Lockvogel war meine Schwester. Ich hielt mich auf dem Balkon des Hotelzimmers versteckt und konnte alles genau beobachten. Das ist eine lange Geschichte.“
    „Ist er gewalttätig?“
    Anna sah mich verwundert an.
    „Markus? Gewalttätig? Er würde es nicht mal übers Herz bringen, eine Mücke an die Wand zu klatschen.“
    „Klar, verstehe“, sagte ich, obwohl ich überhaupt nichts mehr verstand. Plötzlich glaubte ich, die richtige Lösung gefunden zu haben.
    „Er ist schwul, nicht wahr?“
    Anna lachte.
    „Markus? Schwul? Melanie, du hast deinen Sinn für Humor wirklich nicht verloren.“
    Ich wollte mich nicht geschlagen geben, also dachte ich weiter nach.
    „Anna, ich glaube, ich hab es. Bei euch läuft nichts mehr im Bett!“
    „Und ob! Manchmal wünsche ich mir sogar, Markus wäre impotent.“
    Ich gab mir einen letzten Versuch.
    „Ist er vielleicht ein verwöhntes Muttersöhnchen?“
    „Seine Mutter ist vor zwei Jahren gestorben.“
    Es war zum Verrücktwerden!
    „Aber was ist es dann? Was? Was? Anna, bitte, sag es mir!“
    Das Telefon klingelte.
    „ Melanie, hast du dir die Sache mit Mark durch den Kopf gehen lassen? Hör zu, wir müssen unbedingt reden. Hat dir deine Mum nicht gesagt, dass du mich zurückrufen solltest? Egal. Ich bin in zwanzig Minuten bei dir“, sang Lisa in einem Atemzug und legte auf. 
    Ich drehte mich langsam um und sah Anna lange in die Augen.
    „Was ist es dann?“, nahm ich den Faden wieder auf.
    „Es ist diese verflixte Liste.“
    Ich hielt es für angemessen, eine Weile mitfühlend zu schweigen.
    „Was für eine Liste?“ , fragte ich dann.
    „Diese verflixte Ausgabenliste, in der ich jeden meiner Einkäufe eintragen muss. Heute Morgen hatte Markus Karin mit einem Schokoriegel in der Hand erwischt und sofort die Liste kontrolliert. Er stellte fest, dass dort unter ‚Ausgaben für Knabberzeug und Süßigkeiten für zwischendurch’ keine Schokoriegel eingetragen waren und schimpfte gleich los, ich würde die Liste vernachlässigen und die Hälfte meiner Einkäufe unvermerkt lassen. Daraufhin spielte ich beleidigt und weigerte mich, die Samstagseinkäufe zu erledigen, also musste er es tun. In dieser Zeit habe ich schnell die Koffer gepackt und ein Taxi zum Bahnhof bestellt. Ich schrieb Markus einen Zettel, mit dem Hinweis, unter ‚Sonstiges’ auf der Ausgabenliste wären zwanzig Euro für eine Taxifahrt zum Flughafen und unter ‚ Unvorhergesehene Freizeitvergnügungen’ sechshundert Euro für zwei Last-Minute-Tickets nach Spanien zu vermerken. Ich musste mir schließlich etwas einfallen lassen, um ihn auf die falsche Fährte zu bringen. Mein Abschiedssatz lautete: Die Ausgabenliste muss dringend um eine breite Spalte namens Scheidungskosten erweitert werden.“
    „Ach du meine Güte! Neulich in einer Talkshow berichtete eine Frau, dass ihr Mann eine Liste führen würde, in der jeder ausgegebene Cent einzutragen wäre. Ich hatte mich furchtbar darüber aufgeregt, dass die Zuschauer solche lächerlichen Lügengeschichten als das wahre Leben angedreht bekommen, aber nun, wo du das sagst …“
    Annas Kinn zitterte.
    „Verzeih, das war ungeschickt von mir. Du hast es richtig gemacht, hörst du? An deiner Stelle, da … da … da wäre ich sogar mit dem Familienauto abgehauen!“
    „Das konnte ich nicht. Er hat das Auto verkauft, um uns Fahrräder zu kaufen. Mein Fahrrad hat zusätzlich einen Lastenanhänger bekommen, damit ich gleich zwei Getränkekisten transportieren kann, falls sie im Angebot
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