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Die Flirtfalle

Die Flirtfalle

Titel: Die Flirtfalle
Autoren: Vera Juergens
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mich, was das eigentlich sollte. Diese Kontaktanzeige war bestimmt die frauenfeindlichste, die ein geiziger Volltrottel jemals in einer Zeitung hatte erscheinen lassen.
    „Melanie, Kindchen, wäre das denn nicht ein Mann für dich?“, fragte Marta, während sie mir Kaffee einschenkte. „Als ich mich damals scheiden ließ, war ich nicht viel älter als ihr es jetzt seid. Es gehörte viel Mut dazu, denn für die damalige Gesellschaft galt eine geschiedene Frau als eine Schande. Zwei Jahre lang habe ich die neu erworbene Freiheit genossen, bis ich langsam das Gefühl bekam, das Leben würde an mir vorbeiziehen. Dann lernte ich Gregor kennen und alles bekam wieder einen Sinn.“
    Marta sah uns an. Die Arme ließ immer keine Gelegenheit aus, Lisa und mir einzureden, wie wichtig der Mann im Leben einer jeden Frau sei.   
    „Ich werde dann nach d en Kindern schauen“, sagte sie und lief davon. Die Luft war wieder rein.        
    „ Melanie, ich hab es!“ Lisa blickte mich wieder wie eine Irre an. „Du solltest dich mit Mark treffen!“
    „Ich sollte mich was?“
    „Wir müssen ihm eine Falle stellen. Am Freitag um siebzehn Uhr wird er im Café sein und auf mich warten. Ich werde nicht erscheinen, sondern du. Melanie, du wirst Mark anmachen müssen!“
    „Ich werde was?“
    Himmel, diesmal war Lisa zu weit gegangen! Freundlich aber bestimmt erklärte ich ihr, dass ich mich nicht auf eine menschenverachtende Weise zu erniedrigen gedenke, folglich diesen Mark nicht anbaggern werde. Doch Lisa gab nicht auf.
    „ Ja, ich weiß, er ist nicht dein Typ, aber wenn er es wäre, dann würde ich dich ganz bestimmt nicht zu ihm schicken. Melanie, ich bin mir sicher, Mark wird nicht auf dich abfahren, womit wir den Beweis hätten, dass er kein Macho ist und es sehr wohl ernst mit mir meint.“
    „Sollte mir das jetzt Mut machen? Weißt du, wie ich mich fühlen würde, wenn dein Mark nicht auf mich abfährt? Wie ein am Tage seines Aufblühens zertretenes Schneeglöckchen!“ Wir schwiegen eine Weile.
    „Was ist mit deiner Nachbarin Sybille? Kann sie nicht den Lockvogel spielen?“, schlug ich vor.
    „ Vergiss es! Sybille ist so hässlich, dass das Nichtflirten mit ihr keine Heldentat wäre und überhaupt nichts beweisen würde.“ 
    Hier mussten wir das Gespräch abbrechen, da uns Kinderschreie erreichten, die sich ziemlich schlimm anhörten. Wir rannten Hals über Kopf in den Hinterhof. Justin saß auf einem Baumstumpf und versuchte verzweifelt, Ameisen von Beinen, Armen, Ober- und Unterkörper zu vertreiben, während ihn Franka mit „Hau sie alle tot!“ anfeuerte.
    Ich verabschiedete mich, setzte das weinende Kind ins Auto und fuhr los.
    „Schatz, wir fahren zum Wasserspielplatz!“, rief ich unterwegs, als Justins Schrei das Brummen meiner elfjährigen Karre zu übertönen drohte, und das Wunder geschah: Augenblicklich kehrte Stille ein. 
    Der Wasserspielplatz, um den ich normalerweise einen großen Bogen machte, war überfüllt mit Kindern, die sich begeistert in Sand und Matsche wälzten. Justin rannte freudig dahin, während ich mich auf eine der Bänke setzte und mit leerem Blick beobachtete, wie sich mein Sohn in den Schlamm warf, als wäre dies das Höchste, was man erleben könnte. Bald lief er herum wie ein afrikanisches obdachloses Waisenkind.
     

Kapitel 3
     
    Z wei Stunden später war ich zu Hause. Als Erstes steckte ich Justin unter die Dusche, danach sah ich mich nach dem Zettel um, den Mutti immer hinterließ, wenn sie mich in meiner Abwesenheit besuchte. Ich fand ihre Botschaft auf dem Küchentisch:
    „ Melanie,
    leider kann ich eure Ankunft nicht mehr abwarten, ich habe eine Verabredung mit Viktor. Das Hühnchen ist im Backofen, der Salat im Kühlschrank. Justins Unterwäsche ist gebügelt, die Pflanzen gegossen. Deine Freundin Lisa hat schon zwei Mal angerufen. Ich dachte, du wärst bei ihr?
    Mutti.“
    „Bei Franka gibt es auch Hühner, aber sie sehen überhaupt nicht wie Hühner aus“, stellte Justin fest, als wir wenig später am Küchentisch saßen und uns über Mutters Brathuhn hermachten.
    „Liebes, bei Franka im Stall sind die Hühner auch quicklebendig.“  
    „War das Huhn hier auch quicklebendig?“
    „Natürlich Schatz.“
    Justin schaute angewidert auf seinen Teller und versuchte gerade einen Brechreiz zu bekommen, als es an der Wohnungstür klingelte.
    Eine junge Frau, ein kleines Mädchen und zwei Koffer standen davor. Es dauerte eine Weile, bis mir aufging, warum
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