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Die Finsternis

Die Finsternis

Titel: Die Finsternis
Autoren: Kate Falls
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auf sich gewirkt, als er uns diesen Brocken hinwarf. Die Versammlung hatte unsere Bitte nach Souveränität mit der Begründung abgelehnt, das Benthic-Territorium sei noch nicht alt und etabliert genug und habe zu wenig Einwohner. Doch als kleines Zugeständnis war es uns seitdem gestattet, unsere Steuern nicht mehr in Form von Naturalien, sondern bar zu zahlen. Sicher ein Schritt in die richtige Richtung, aber die Regierung wollte so gut wie nichts für unsere Waren zahlen. Es stellte sich außerdem heraus, dass es viel zu viel Zeit kostete, die Produkte Blatt für Blatt und Fisch für Fisch zu verkaufen, Zeit, die kein Siedler übrig hatte.
    »Wenn du die Meereswache hinzuziehst«, Lars nickte zu dem Township hinüber, »gelangt das Ganze an die Öffentlichkeit und die Surfs auf der Drift werden Wind von der Sache bekommen.«
    »Na und?«, fragte ich, als Gemma an Raj vorbeischlüpfte und sich neben mich stellte. In ihrem locker herabfallenden grünen Kaftan, der an der Taille mit einem Band zusammengehalten wurde, sah sie ganz und gar wie ein Topsider aus. Ein Überbleibsel aus ihrem Leben in der Schachtelstadt.
    »Was, wenn sie dich dafür verantwortlich machen, was auf der Nomad passiert ist?«, wollte Lars wissen. »Surfs können unberechenbar sein. Du musst sie nur schief ansehen und sie werden wild. John, du hast vor, ganze Wagenladungen an die Townships der Surfs zu verkaufen … Na ja, du weißt, dass ich dich in diesem Punkt für verrückt halte.« Er hielt inne, als könnte er noch immer nicht glauben, dass Dad tatsächlich darüber nachdachte. »Ich will damit nur sagen, dass wir in Bezug auf die Nomad Stillschweigen bewahren sollten, bis du dein Geschäft abgeschlossen hast.«
    »Der Häuptling der Drift ist nicht an einem einmaligen Handel interessiert«, sagte Dad. »Er will jeden Monat eine Lieferung. Er wird schon nicht aus der Haut fahren.«
    »Was ist ein Häuptling?«, flüsterte Gemma mir fragend zu.
    »Der Anführer eines Townships.«
    »Ihr redet hier über Surfs .« Raj nahm seine Seegraszigarre aus dem Mund. »Lars hat Recht. Mit ihren ausgedörrten Hirnen könnten sie das falsch verstehen und du blickst schneller dem tödlichen Ende eines Dreizacks ins Auge, als du dir vorstellen kannst.«
    »Sieh mal«, sagte Dad, »wir können uns nicht mehr auf den Staatenbund verlassen. Sie haben uns noch nicht einmal einen neuen Ranger geschickt. Und wenn wir versuchen, es allein zu schaffen, wird diese Siedlung niemals mehr sein als ein abgeschiedenes Provinznest. Um florieren zu können, müssen wir hier draußen im Meer Bündnisse eingehen. Also rufe ich jetzt die Meereswache, denn wenn die Menschen auf diesem Schiff Siedler wären«, er zeigte auf die Nomad , »würden wir diese Diskussion gar nicht erst führen.« Damit machte er sich auf den Weg in die Lounge, um den Anruf zu tätigen.
    »Siedler bringen aber auch keine Menschen um und verarbeiten ihre Innereien zu Kleidung«, rief Raj ihm nach.
    Gemmas Augen weiteten sich. »Das tun Surfs?«
    »Nein«, sagte Mum und funkelte Raj an. »Das ist nur ein dummes Gerücht, das von Leuten verbreitet wird, die es eigentlich besser wissen sollten.«
    »Hey, wir haben sie alle in ihren Regenmänteln aus Darmhäuten gesehen«, sagte er und deutete mit seiner Zigarre auf den Rest von uns.
    »Diese durchsichtigen Mäntel sind aus menschlichen Eingeweiden gemacht?«, fragte Jibby erstaunt. »Ich dachte, sie seien aus Robbendärmen.«
    »Sind sie ja auch«, sagte Mum bestimmt.
    »Wie kannst du dir da so sicher sein?« Raj ließ nicht locker.
    Mum winkte verärgert ab.
    »Warum ist der Handel so eine große Sache?«, fragte mich Gemma, nachdem sich die Erwachsenen zerstreut hatten. »Ihr verkauft doch nur etwas Seetang an ein Township.«
    »Es ist das erste Mal. Das macht die Leute nervös. Na ja, hinzu kommt noch die Tatsache, dass Surfs sich sogar für Frischwasser gegenseitig überfallen oder Floater angreifen. Und sie sind dafür berüchtigt, kranke Babys und alte Leute den Wellen zu überlassen.«
    »Und ihr wollt euch mit ihnen anfreunden?«
    »Anfreunden wäre zu viel gesagt. Wir wollen einfach nur unsere Erzeugnisse verkaufen.«
    Ich stand der Lounge zugewandt, während sie auf das Meer hinaussah. Ihre sommersprossige Haut schimmerte leicht im Mondlicht. Sie hatte mir erzählt, dass sie sich auch einen Schein wünsche und in den drei Monaten, die sie bei uns verbracht hatte, natürlich eine Menge biolumineszierenden Fisch gegessen. Doch normalerweise
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