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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau
Autoren: Jim C. Hines
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ist los?«
    »Aus dem Weg, Mädchen!« Starke Hände schoben sie beiseite.
    Schnee murmelte eine schnelle Zauberformel. Der Matrose schrie auf, als ihm die Stiefel unter den Beinen wegrutschten.
    »Darf ich mal durch?« Schnee warf dem stöhnenden Mann ein freundliches Lächeln zu, als sie über ihn hinwegtrat und nach oben ins Sonnenlicht stieg.
    Wieder ertönte der Schrei. Diesmal gelang es Schnee, sich zusammenzunehmen. Das war kein absichtlicher Zauberspruch. Ihre eigene Magie machte Gebrauch von verschiedenen Energien, angefangen beim Sonnenlicht bis hin zu ihrem eigenen Willen, indem sie sie zu den von ihr gewählten Mustern verwob. Diese Schreie hier waren ... verworren. Macht ohne Form.
    Vorn auf dem Hauptdeck rief Armand der Mannschaft Befehle zu. Schnee kletterte auf eins der Beiboote, um bessere Sicht zu haben. Eine Persenning lag über dem Boot; Schnee bewegte sich vorsichtig und tastete nach den Querbalken, bis sie einen bequemen Platz zum Stehen und Beobachten gefunden hatte.
    Auf der Back kämpfte eine halbnackte Frau mit einem Speer gegen Talia. Die Fremde sah menschlich aus, aber ihre Nacktheit kennzeichnete sie als Undine, genau wie der Haifischhautgurt, den sie trug. Königliche Abkunft, der Austernkette nach zu urteilen. Dies musste Posannes' Tochter Lirea sein.
    Hinter Lirea und Talia stand Königin Beatrice und konnte nicht vorbei. Die Mannschaft hatte sich schon versammelt und versperrte Schnee den Weg. Sie wandte sich an den nächsten Matrosen. »Ich setze ein Dutzend Kronen auf Talia!«
    Schnell hatte Talia ihrer Gegnerin den Speer entrissen und versetzte ihr einen Schlag nach dem anderen. Lirea schrie noch einmal und zog das Messer.
    Schnee stockte der Atem. Anders als bei den Schreien war die Magie, die in dieses Messer gewoben war, bewusst und präzise. Sie konnte nur eine schwache Spur der Macht des Messers spüren; wenig mehr als ein Flüstern, aber es war ein Flüstern voller Schmerzen und Verzweiflung. Schnee sprang vom Beiboot herunter und versuchte, sich zur Back durchzuschieben.
    Die Meerjungfrau machte einen Satz nach vorn, und Talia zertrümmerte den Speer auf ihrem Rücken. Einen Moment später flammte die Magie im Messer auf wie ein ölgetränkter Lappen.
    »Bea!« Es waren zu viele Leute im Weg. Schnee rammte einem Matrosen den Daumen unters Kinn, ein schmutziger Trick, den Talia ihr vor Jahren beigebracht hatte. Ein geflüsterter Zauberspruch brachte einen anderen dazu, zurückzuspringen, während ihre Illusionsspinnen auch schon wieder flimmerten und verschwanden. Ausgelassen mit Zaubersprüchen um sich werfend, bahnte Schnee sich den Weg zur Back, ohne der Verwüstung Beachtung zu schenken, die sie in ihrem Kielwasser hinterließ.
    Augenblicke später kniete sie neben der Königin und hielt die Hände über die klaffende Wunde in deren Brustkorb. Sie schickte die anderen fort. Während sie verzweifelt Gebrauch von ihrer Magie machte, um die Wunde zu kühlen und die Blutung zu verlangsamen, drohte gleichzeitig Panik ihre Zaubersprüche aufzudröseln.
    Das Messer konnte nicht ins Herz eingedrungen sein, sonst wäre Beatrice schon tot. Schnee griff nach dem großen Spiegel vorn an ihrem Halsband und zog; die Drähte drehten sich auf, und der Spiegel fiel in ihre Hand.
    Sie legte den Spiegel auf den Rücken ihrer anderen Hand, direkt über die Wunde. »Spieglein, Spieglein -« Plötzlich war ihr Kopf völlig leer. Die Reime waren nicht notwendig, aber sie halfen ihr, die Zaubersprüche zu fokussieren, und genau jetzt brauchte sie diesen Fokus. »Verdammt, was reimt sich auf Blut? Augenblick, so geht's auch!«
    Schnee konzentrierte sich. »Spieglein, Spieglein, auf dem Meer, wo kommt das Blut der Königin her?«
    Die Oberfläche des Spiegels überzog sich mit Eis und klärte sich dann wieder. Blut füllte das Glas, aber Schnee schaute angestrengt tiefer.
    Da! Eine der kleineren Arterien war eingeschnitten, aber nicht völlig durchtrennt worden. Schnee konnte sehen, wie mit jedem Herzschlag der Königin Blut aus dem Schnitt gepumpt wurde.
    Es war unmöglich, eine solche Wunde mit Nadel und Faden zu erreichen. Schnee berührte noch einmal ihr Halsband: Ein Stück Golddraht entflocht sich und wickelte sich um den Zeigefinger ihrer linken Hand. »Hol dich der Teufel - Beeilung!«
    Sie riss den Draht ab und drückte den Finger auf die Wunde. Der Draht erinnerte sich an die Hitze des Schmiedefeuers und wurde heiß, bis er so weich und geschmeidig wie Seide war. Die Spitze schlängelte
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