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Die feurigen Kuesse des Wuestenprinzen

Die feurigen Kuesse des Wuestenprinzen

Titel: Die feurigen Kuesse des Wuestenprinzen
Autoren: Olivia Gates
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stellte die Frage im Namen der Familie der Giftmörderin, die beinahe Erfolg gehabt hätte.
    Verzeihen.
    Etwas abseits stand Salmah – und an ihrer Seite ihr Geliebter und Komplize. Beschämt sahen sie ihn an, aber in ihrem Blick lag noch etwas: die Hoffnung, dass er ihnen vergeben würde. Nein, mehr als das: die Gewissheit.
    Hatte er nicht schon viel Unverzeihliches entschuldigt?
    Wenn er auf sein Recht verzichtete, das Strafmaß selbst zu bestimmen, würden mildere gesetzliche Bestimmungen greifen. Bestand er aber darauf, konnte er eine Strafe verhängen, die ihm angemessen erschien. Und nicht nur an den Übeltätern Vergeltung üben, sondern auch an allen, die das Unglück hatten, zu ihrer Familie zu gehören.
    Er betrachtete Salmah. Jetzt, da er sich nichts mehr vormachte, war ihm klar, dass die Reue, die sie zur Schau trug, ebenso vorgetäuscht war wie zuvor ihre Liebe und Fürsorglichkeit.
    Zweifellos hielt sie ihn für schwach und manipulierbar. Sie hatte ihn benutzt und weggeworfen. Leidtat ihr dabei nur, dass ihr Plan nicht aufgegangen war.
    Und plötzlich begriff er, dass sie doch Erfolg gehabt hatte: Er war tot. Tief in seinem Herzen war etwas gestorben …
    „Amjad!“
    Die Dringlichkeit in der Stimme des Königs holte ihn in die Gegenwart zurück.
    Seinem Vater ging sein beklagenswerter Zustand unendlich nahe, und sein heimlicher Zorn auf die Täter war grenzenlos.
    Die Brüder hatten Amjad beim Anziehen geholfen und ihn im Rollstuhl hierher gefahren. Alle hatten ihn zutiefst verstört angesehen, denn er war nur noch ein Schatten seiner selbst. Ein halbes Jahr schleichender Vergiftung hatte verheerenden gesundheitlichen Schaden angerichtet.
    Aber sein Vater musste sich in erster Linie für den Frieden einsetzen – auch wenn alles in ihm nach Rache für seinen Erstgeborenen schrie. Die Brüder Hassan, Amir, Haidar und Jalal schäumten ebenfalls insgeheim vor Wut, mussten sich aber genauso zurückhalten.
    Als Amjad versuchte, sich im Rollstuhl aufzurichten, und ihm sofort die Arme zitterten, wurde ihm mehr als deutlich, was man ihm angetan hatte. Er hob schwach die Hand, um die Hilfe seiner Brüder und des Vaters zurückzuweisen. In den Gesichtern von ihnen allen spiegelte sich tiefe Trauer, fast als hätten sie ihn tatsächlich verloren …
    Was immer noch passieren konnte!
    Wenn er überlebte, würde er nie wieder die Augen vor noch so unliebsamen Wahrheiten verschließen. Und nie wieder würde er sich bei seinen Entscheidungen von Gefühlen leiten lassen.
    An das Gute im Menschen würde er nie wieder glauben.
    Mit letzter Kraft gelang es ihm, sich zu erheben. Er sah die versammelten Menschen an.
    „Ich vergebe nicht“, verkündete er mit einer rauen Stimme, die kaum mehr als ein Flüstern war.
    In der Stille, die darauf folgte, hätte man eine Stecknadel fallen hören können.
    Offenbar hatten sich alle darauf verlassen, dass er das Gemeinwohl über sein eigenes stellen würde.
    Salmah brach in Tränen aus. Ihre Mutter wurde ohnmächtig, und ihr Vater beteuerte stumm und händeringend seine Unschuld.
    Amjads Lippen zitterten, als er sich über die Theatralik der Szene bewusst hinwegsetzte. Die Machtgier dieser Menschen hätte ihn fast umgebracht. Er sah sie an. Sie standen nicht hier, weil sie ehrlich bedauerten, was sie getan hatten, sondern um ihre eigenen Interessen zu wahren.
    Mit einer weit ausholenden Handbewegung wies er auf sie alle. „Ich verzeihe keinem von euch. Nie werde ich vergessen, was ihr mir angetan habt. Ich rate euch, zu Allah zu beten. Und noch etwas: Versucht das nicht noch einmal. Es wird euch übel bekommen, das verspreche ich euch.“

1. KAPITEL
    Acht Jahre später.
    Endlich bekam Maram Aal Waaked ihre Chance bei dem verrückten Prinzen.
    So jedenfalls nannte man Amjad Aal Shalaan.
    Aber für sie gab es nichts Wunderbareres auf der Welt, vielleicht außer Schokoladensoße.
    Seit vier Jahren fühlte sie sich zu dem atemberaubend attraktiven Mann mit dem dunklen Teint hingezogen – eine Leidenschaft, die immer stärker geworden war.
    Dass er ihr offenbar aus dem Weg ging, vergrößerte ihre Sehnsucht nur. Aber dieses Mal würde es klappen.
    Diesmal, in der Wüste, wo Dutzende Männer von königlichem Geblüt aufeinandertreffen würden, konnte er sich ihr nicht entziehen.
    Amjad war so wenig greifbar, dass er sich – wie einst der berühmte Entfesselungskünstler Houdini – aus einem Raum mit nur einem, noch dazu sorgfältig bewachten, Ausgang davonstehlen konnte.
    So
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