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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut
Autoren: Iny Lorentz
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wirkte ansteckend. Mütter schleppten ihre Kinder mit, ältere Geschwister die jüngeren, und ganz zuletzt schloss sich auch Johanna den Fliehenden an. Obwohl sie ständig über Irmelas Empfindlichkeit gespottet hatte, wusste sie, wie gut diese hören konnte, und war daher bereit, ihr zu glauben.
    Die Männer wurden von der Flucht der Frauen und Kinder völlig überrascht. Birkenfels versuchte, sie mit Gebrüll zurückzuhalten,doch es war vergebens. Die Einzigen, die blieben, waren ein paar verschüchterte Mägde, die dicke Walburga Steglinger, die ohne Hilfe nicht aus dem Wagenkasten kam, und Ehrentraud von Lexenthal, die für Irmela nur Verachtung übrig hatte und dem nicht gerade einladend wirkenden Wald nun misstrauische Blicke zuwarf.
    Auf halbem Weg in dichteres Gebüsch packte Walter von Haßloch seine vor Angst um sich schlagende Ehefrau und versetzte ihr ein paar schallende Ohrfeigen. »Du bleibst hier, verdammt noch mal!«, herrschte er sie an.
    Fabians Mutter Carola blieb unter den ersten Bäumen stehen, drehte sich nun mit einem verkrampften Lächeln zu ihrem Ehemann um und kehrte ebenfalls zu ihrer Kutsche zurück. Birkenfels beachtete sie jedoch nicht, sondern fluchte zum Gotterbarmen. »Verdammt, Hochberg! Dafür bringe ich Eure Tochter um. Wir sind ohnehin schon viel zu langsam, und da rennt dieses kleine Miststück auch noch davon und lockt die anderen Weiber hinter sich her. Fabian, du folgst diesen gackernden Hühnern und scheuchst sie zurück auf die Straße. Wir brechen auf, sobald Steglingers Karren wieder fahrbereit ist. Wer dann noch nicht da ist, kann meinetwegen im Wald vermodern!«
    Nach diesen heftigen Worten brüllte Birkenfels die Knechte an, sich mit dem Entladen zu beeilen. Da es sich zumeist um Steglingers Leute handelte, gingen diese jedoch so zögernd zu Werk, als fürchteten sie, für jedes fehlende Teil Hiebe zu erhalten.
    Irmelas Vater trat neben Siegbert von Czontass und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Wir hätten meinem ersten Vorschlag folgen, etwas Gold mitnehmen und samt unseren Frauen und Kindern zu Pferd fliehen sollen. Nun werden wir es nicht mehr bis zur Donau schaffen.«
    »Nicht, nachdem Eure Tochter uns völlig überflüssige Probleme bescheren musste!«, antwortete Czontass mit eisiger Miene.
    »Ob Irmelas Handlung wirklich überflüssig war, werden wir gleich sehen!« Ottheinrich von Hochberg glaubte nun auch, Hufgetrappel und Schreie zu vernehmen, und griff nach seinem Rapier.
    »Betet, dass es die Unseren sind! Wenn es sich um die Schweden handelt, empfehlt eure Seelen allen Mächten des Himmels!«
    Froh darüber, nicht mehr im Zentrum des allgemeinen Unmuts zu stehen, tippte Steglinger sich an die Stirn. »Eure Tochter ist nicht richtig im Kopf und Ihr seid es anscheinend auch nicht!«
    Birkenfels hielt ihm den Mund zu. »Seid still! Jetzt höre ich es auch. Bei der Heiligen Jungfrau und Sankt Kilian! Es sind die Schweden. Irmela muss gespürt haben, dass sie uns überholt haben. O Gott im Himmel, wir sind verloren!«
    Mit diesen Worten riss er seinen Pallasch aus der Scheide. In dem Augenblick preschten keine hundert Schritt weiter vorne die ersten schwedischen Reiter in ihren gelben Kollern und hellen Hüten um eine Wegbiegung. Beim Anblick des Wagenzugs schwangen sie jubelnd ihre Waffen.
    Birkenfels versetzte seiner Frau einen Stoß. »Rasch, lauf zu den anderen in den Wald!«
    Sie warf einen Blick auf die Angreifer, die bereits den ersten Wagen erreicht hatten und die Knechte dort niedermachten, und hob abwehrend die Hände. »Ich hätte vorhin nicht umkehren sollen. Jetzt ist es zu spät, mein Lieber. Die Schweden würden mir folgen. Aber ich will nicht so enden wie jene Frauen, die diesen Ungeheuern in die Hände gefallen sind.« Sie fuhr sich mit dem Ärmel über das Gesicht, um die Tränen wegzuwischen, griff in den Wagen und zog den rechteckigen Kasten zu sich her, der ihr unterwegs als Fußstütze gedient hatte. Als sie ihn öffnete, kamen zwei Pistolen samt Pulverhorn und Kugelbehälter zum Vorschein.
    »Wenn es dir nichts ausmacht, mein Lieber, werde ich die Pistolen an mich nehmen. Wenn die Schweden sie haben wollen, sollen siesich überzeugen können, dass sie gut schießen.« Carola stieß ein Lachen aus, das ihrem Mann durch Mark und Bein ging.
    Birkenfels wurde in diesem Moment bewusst, dass er sieben Familien aus pfälzisch-neuburgischem Adel ins Verderben geführt hatte, und trat den anstürmenden Schweden so schwerfällig entgegen wie
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