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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut
Autoren: Iny Lorentz
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besser, wenn wir unsere Frauen und Kinder hinter den Mauern von Neuburg in Sicherheit gebracht haben.«
    »Die Schweden haben Würzburg und Mainz eingenommen. Da werden die Neuburger Mauern wohl kaum ein Hindernis für siedarstellen!« Steglinger dachte über diesen Teil der Flucht hinaus und hatte sich bereits auf ein langes Exil in der Fremde eingerichtet, das er sich mit seinen Möbeln und Kunstwerken verschönern wollte.
    Auch die anderen Flüchtlinge hatten ihre Schätze und ein wenig Hausrat mitgenommen, waren aber vernünftig genug gewesen, ihre Wagen nicht zu überladen. Bei Steglingers großem Gefährt knirschten jedoch die Achsen unter dem Gewicht, und Irmela hielt es für ein Wunder, dass die Zugtiere den Wagen überhaupt noch vorwärts brachten.
    Steglinger drehte den anderen Edelleuten brüsk den Rücken zu, rannte nach vorne und brüllte den Knecht auf dem Bock an. »Peitsch die Ochsen, damit sie den Wagen endlich aus diesem Loch herausziehen!«
    Der Fuhrmann schüttelte verzweifelt den Kopf. »Das habe ich doch schon getan, Herr! Die Tiere sind völlig erschöpft.«
    Wüst fluchend riss Steglinger dem Knecht die Peitsche aus der Hand und schlug wie von Sinnen auf die Zugochsen ein. Birkenfels nahm dem zornigen Mann die Peitsche ab und warf sie zu Boden. »Damit bewirkt Ihr gar nichts! Die Viecher können nicht mehr. Wir werden einen Teil Eurer Sachen abladen müssen, sonst sitzen wir noch heute Abend hier fest.«
    »Niemand legt Hand an meinen Besitz!« Steglinger wollte Birkenfels packen, doch der schüttelte ihn ab wie ein lästiges Insekt und winkte seinen Sohn Fabian heran, einen lang aufgeschossenen Jüngling von achtzehn Jahren, der während der kriegsbedingten Abwesenheit des Vaters zusammen mit seiner Mutter das Gut der Familie bewirtschaftet hatte.
    »Lade den Wagen ab, bis die Ochsen ihn wieder ziehen können. Notfalls musst du bei einem anderen Karren hinten die Ochsen ausspannen lassen, damit sie mithelfen können, diesen hier aus dem Loch zu holen.«
    »Das können wir doch gleich machen! Dann brauchen wir nichts wegzuwerfen«, wandte Steglinger ein. Er schien vor Wut fast zu platzen, wusste aber, dass er sich gegen die Phalanx der anderen Edelleute nicht durchsetzen konnte.
    »Dann hängt der verdammte Karren gleich wieder im nächsten Loch fest! Nein, Steglinger, jetzt werden Nägel mit Köpfen gemacht. Euretwegen haben wir schon viel zu viel Zeit verloren.« Birkenfels kehrte dem Mann den Rücken zu und holte einige Knechte herbei.
    Für einige Augenblicke herrschte Stille, die nur durch das erschöpfte Stöhnen der Zugtiere unterbrochen wurde. Irmela versuchte, ihre zitternden Nerven zu beruhigen, und ärgerte sich über sich selbst, dass sie sich von der Angst innerlich auffressen ließ. Sie beneidete die Frauen um sich herum, die beteten und darauf vertrauten, dass ihre Männer alles richtig machen würden. Ihr aber tat der Magen weh, als hätte sie glühende Kohlen verschluckt.
    Mit einem Mal versetzte Johanna ihr einen Stoß mit dem Ellbogen. »Bleib endlich ruhig sitzen! Wir anderen brauchen auch noch Platz.«
    Zwei Frauen, die sich ebenso wie Johanna durch Irmelas Zappeln gestört fühlten, nickten zustimmend, und Meinarda von Teglenburg setzte dem Mädchen kurzerhand ihren zweijährigen Sohn Siegmar auf den Schoß. »Nimm ihn eine Weile. Mir wird der Junge langsam zu schwer.«
    Eng aneinandergepresst in der Kutsche sitzen und dabei auch noch ein Kind festhalten zu müssen war höchst unbequem, doch Frau von Teglenburg wollte Irmela etwas zu tun geben, damit sie ihre Angst ein wenig vergaß.
    Eine Weile beschäftigte Irmela sich mit dem kleinen Jungen, der in seiner blauen Kleidung, dem weißen Spitzenkragen und seinen bis auf die Schultern fallenden blonden Haaren wie ein Engel aussah,obwohl er nach Meinung seiner Kindsmagd eher ein kleiner Teufel war. Die Frau hatte ebenso zurückbleiben müssen wie Frau von Teglenburgs Zofe, denn es hatte wie allerorten zu wenig Zugtiere für die Kutschen und Karren gegeben. Zwar saßen einige Mägde auf den Frachtwagen, doch die gehörten meist zu Steglingers Haushalt und waren nur mitgenommen worden, damit ihr Herr sich unterwegs keine neue Dienerschaft suchen musste.
    Ottheinrich von Hochberg hatte den Zurückgebliebenen etwas Geld in die Hände gedrückt und ihnen den Rat gegeben, sich beim Herannahen der Schweden in den Wäldern zu verstecken. Just in jenem Augenblick war Irmela von der Erkenntnis überfallen worden, sie würde von den
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