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Die fernen Tage der Liebe

Die fernen Tage der Liebe

Titel: Die fernen Tage der Liebe
Autoren: James King
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wieder?
    Bill lehnte sich vor und sah nach rechts. Kräftige, gutaussehende Männer. Erwachsen.
    »Alles klar, Dad?«, fragte der Mann neben ihm. Der war das also. Bill sah, dass Nick – war ihm das überhaupt schon einmal
     aufgefallen? – die Augen von Clare hatte und vielleicht ein bisschen von seinem Kinn.
    »Wundervoll«, sagte er.
    Er sah, wie Nick die Augenbrauen hob. Wie sollte er das erklären? Er sah hinüber zu Mike, der neben Nick saß. War das wirklich
     Mike? Irgendwas kam ihm komisch vor. Er sah so … alt aus. So müde.
    Mike – oder wer immer das sein mochte – sah ihn an. Er lächelte nicht. Aber wütend sah er auch nicht aus. Nur … desinteressiert.
     Als wenn er einfach nur da wäre.
     
    Die Ewigkeit verursachte Bill Kopfschmerzen. Die versuchte Pater Soundso gerade der Klasse zu erklären. Stellt euch einen
     Planeten vor. So groß wie die Erde, aber statt der Meere und Kontinente und Berge und Bäume besteht er ganz und gar aus Metall.
     Und jetzt stellt euch vor, dass alle tausend Jahre ein kleiner Vogel aus dem Weltall herbeigeflogen kommt und daran pickt.
     Nur einmal alle tausend Jahre. Er hinterlässt eine klitzekleine Kerbe und ein winziges Fitzelchen des Planeten, so klein wie
     ein Atom, fliegt hinaus ins All. Wie viele Milliarden und Trillionen von Jahren würde es wohl dauern, bis der Planet verschwunden
     wäre? Und jetzt stellt euch vor, Kinder: Diese Milliarden und Trillionenvon Jahren sind nur Fitzelchen Zeit in der Ewigkeit. Und jetzt überlegt mal, Kinder. Wo wollt ihr die Ewigkeit verbringen?
     
    McDonald’s.
    Bill ist überrascht, dass da auf einem gelben Stück Papier ein Cheeseburger vor ihm liegt. Aus einer roten Schachtel sind
     Pommes frites auf das Papier gerutscht. Eine kleine Ketchup-Pfütze. Jemand hat mit ihm gesprochen. Eins seiner Kinder.
    »Du musst was essen.«
    »April sagt, ihr habt immer bei McDonald’s gegessen.«
    »Willst du ein paar von meinen Zwiebeln?«
    »Nein!«, sagte April laut. Bill und alle anderen sahen sie an. »Er will ganz bestimmt nicht noch mehr Zwiebeln.«
    Eine der Männer sprach sie an. »Aber, April, wenn er doch …«
    »Verlasst euch drauf«, unterbrach sie ihn, kein bisschen schüchtern. Na los, April! »Wenn er Zwiebeln gegessen hat, wollt
     ihr nicht mehr mit ihm im selben Auto sitzen.«
    Wieder diese Musik. Das Lachen. Bill nahm den Cheeseburger und fing an zu essen. Er konzentrierte sich auf den Geschmack der
     Gurke. Beschreiben konnte er ihn nicht. Aber hier saß er, inmitten seiner erwachsenen Kinder. Das hatte er sich immer gewünscht,
     obwohl er nicht genau sagen konnte, warum. Machte auch nichts. Sie redeten und lachten. Bill spürte, wie wieder diese Welle
     in seinen Kopf stieg und in seinen ganzen Körper so ein warmes, wohliges Gefühl verströmte. Er erinnerte sich wieder an den
     Strand. Er erinnerte sich an Clare, wie sie auf ihn zugeschwommen war. Ihr Lächeln. Wie sie ihm die Arme um den Hals geschlungen
     hatte, und das Gefühl ihrer Badeanzug-Körbchen auf seiner Brust.
    Er bemerkte, dass Nick ihn ansah. »Wolltest du etwas sagen, Dad?«
    »Ja«, sagte Bill. Alle sahen ihn an, hielten mit einer Fritte oder der Limo in der Hand wie erstarrt inne oder lugten über
     das Sandwich, in das sie gerade hatten beißen wollen. Aber Bill sagte kein Wort. Er lächelte nur.
     
    Er riss die Augen auf. Es war wie manchmal früher, wenn er wach geworden war und begriffen hatte, dass es in Wahrheit Samstagmorgen
     war und er gar nicht mit nichts als seiner Unterhose an mitten unter Leuten war, dass er nicht aus dem Haus ausgezogen war
     und auch nicht mit abgerissener Hand oder abgerissenem Fuß in seinem Loch lag. Er wusste ganz genau, wo er war: in einem Auto,
     zusammen mit seiner Familie, auf dem Weg nach Hause. Seine Kinder unterhielten sich miteinander. Bill verstand nicht viel
     von dem, was gesprochen wurde, aber das machte nichts. Keiner schrie. Sie redeten nur. Sie waren zusammen.
    Er spürte das Gewicht seiner Enkeltochter neben sich. Er konnte es wohl riskieren, wieder die Augen zuzumachen.
    Und dann stand er plötzlich vor irgendeinem Hotel. Nacheinander umarmten irgendwelche Leute jemanden, sie nannten ihn Mike.
     Aber als dieser Mike dann vor ihm stand, sah Bill, dass das gar nicht Mike war. Er kannte diesen Menschen … der Name würde
     ihm gleich wieder einfallen. Aber nie und nimmer war das Mike.
    »Ich melde mich«, sagte der Mann. »Und du drückst bei dir ab und an schon mal auf die Kurzwahltaste,
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