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Die Feriendetektive

Die Feriendetektive

Titel: Die Feriendetektive
Autoren: Ulrich Mihr
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Befangenheit aufkommen. Sie stand auf, zeigte ihnen ihr Zimmer und ließ sie dann allein. Tim fand die Möbel »vorsintflutlich«. Er hockte sich niedergeschlagen auf die Kante des einen großen, schwarzen Bauernbettes, das sogleich zu ächzen begann, und schaute Tina an.
    »Wir sind hier total hinterm Mond«, seufzte sie. Tims Augen suchten das Fenster. Die Marmelade allein konnte ihn nicht trösten. Mit Grabesstimme sagte er: »Nur Feld und Wald... Hier kriege ich garantiert den Tropenkoller!«
     

Der gestohlene Mais
     
    Der Unterricht begann erst am Montag. Ein schulfreies Wochenende lag vor ihnen. Am Samstag schliefen sie bis zwölf — warum hätten sie auch früher aufstehen sollen? Als sie in die Bauernstube kamen, waren die Widermosers schon beim Mittagessen. Sie brauchten sich nur hinzusetzen.
    Tim beobachtete Karl beim Essen und wunderte sich. Der Kerl war kaum größer als er und schaufelte glatt das Doppelte in sich hinein, obwohl Frau Widermosers Portionen nicht gerade klein waren. »Dir schmeckt’s aber«, sagte er keck.
    »Ich bin seit sechs Uhr auf und hab’ schon ‘ne Menge gearbeitet«, brummte Karl abweisend.
    »Da tust du mir aber leid!« sagte Tina.
    »Quatsch! Das muß sein!« war die kurze Antwort. Tina verzog beleidigt das Gesicht und blickte den komischen Knaben an. Er trug Jeans und ein Militärhemd. Aber was für Jeans und was für ein Hemd! Das hervorstechendste Merkmal waren die ausgebeulten Taschen. So, wie der aussah, hätte sich Tim bestirnt nicht unter die Leute gewagt. Er schaute sie auch noch echt herausfordernd an. Das verhieß nichts Gutes.
    Frau Widermoser fragte mütterlich: »Seid ihr auch satt?«
    »Ja, danke«, antwortete Tina höflich.
    Tim stöhnte. »Ich kriege nichts mehr runter!« Karl zuckte verächtlich die Schultern und legte sich zwei weitere Semmelknödel auf. Dann fragte er seinen Vater: »Brauchst du mich heute noch?«
    »Nein, du kannst gehen.«
    Tim erkundigte sich schüchtern: »Was machst du denn jetzt?«
    »Draußen rumtigern!«
    Der Ausdruck war Tim wohlvertraut. Aber was mochte er in einem Dorf bedeuten?
    »Nimmst du uns mit?« fragte Tina.
    »Wenn es sein muß...« Karl warf seinem Vater einen vorwurfsvollen Blick zu. Er hatte ihm diese Geschichte mit den Städtern eingebrockt, weil er unbedingt ein Zimmer vermieten wollte!
    Der Bauer verzog keine Miene.
    Karl stand auf und wühlte eine Weile in seinen ausgebeulten Taschen. Diese Jeans regten Tina auf. Sie trug zwar auch Jeans, aber die waren hauteng, raffiniert verwaschen, mit einem spitze Übergang von Weiß bis Tiefblau. Das betonte die Rundungen... »Auf geht’s!« sagte Karl jetzt unvermittelt und lief ohne zu warten hinaus. Tina und Tim rannten hinterdrein.
    Die Augustsonne brannte heiß auf den Hof, und in der weiten Gegend war nichts als Gegend zu sehen. Karl hatte es ziemlich eilig, fast so, als wolle er die beiden abhängen. Sie gingen durch hochstehende Weizen- und Roggenfelder auf einen Wald zu. Tinas gute Laune begann zu wanken. Was sollte sie denn mit den beiden im Wald?! Sie lief eine Weile neben Karl her. »Was machen wir jetzt?«
    »Essen besorgen!«
    Tim glaubte nicht recht zu hören. Konnte der Kerl schon wieder ans Essen denken?
    »Du ißt wohl ziemlich viel«, entgegnete Tina spitz. »Ich denke eben voraus!« Karl prustete, als hätte er Wasser geschluckt. Diese Fragerei war ihm entschieden zuviel. Echt Weib! Womöglich erwartete diese Zimtziege von ihm, daß er den Kavalier spielte. Nö! Er schlug ein noch schnelleres Tempo an und verschwand plötzlich seitwärts in einem hohen Maisfeld.
    Tim und Tina folgten ihm atemlos.
    »Gehört der Mais deinem Vater?« fragte Tim interessiert.
    »Quatsch! Den klau’ ich. Die anderen klauen ja auch unseren.«
    Tina schüttelte den Kopf und tippte sich an die Stirn, aber Tim sagte kameradschaftlich: »Verstehe ich. Klauen ist lustiger.«
    Sie standen jetzt mitten im Feld. Der Mais überragte sie ein gutes Stück.
    »Ich sehe gar keine Kolben«, sagte Tina. Sie kannte Mais nur gekocht, mit brauner Butter übergossen. Karl lachte. »Paß bloß auf, daß du nicht drüberfällst!« Er zog ein großes Taschenmesser hervor, klappte es auf und schnitt ein paar längliche, grüne Gebilde, an denen oben feine Seidenhaare herausquollen, von den hohen Stengeln.
    Tina sah zu. Da waren wohl die gelben Maiskolben drin! Besonders aufregend war das aber nicht! Plötzlich entdeckte sie ein handgroßes Loch in der Erde. Sie zupfte Tim am Ärmel. »Schau
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