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Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers
Autoren: Joseph Delaney
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Ebene.
    Ich sah ihn an und erwiderte seinen Blick fest. Dann antwortete ich ohne groß nachzudenken: »An dieselbe Stelle, nur auf einer anderen Ebene? Das kann für dich doch nur nach unten bedeuten. Nach unten ins Dunkle.«
    »Wäre das so schlimm? Ich bin der Herr dieser Welt. Sie gehört mir. Du könntest mit mir zusammenarbeiten, um sie für alle besser zu machen. Alice könnte bei uns sein. Wir drei zusammen.«
    »Nein«, erwiderte ich, stand mühsam auf und wandte mich zur Treppe. »Ich diene dem Licht.«
    »Bleib hier!«, befahl er gebieterisch und erzürnt. »Wir sind noch nicht fertig!«
    Doch obwohl sich meine Beine bleischwer anfühlten und das Gefühl des Fallens es mir erschwerte, mich aufrecht zu halten, tat ich einen Schritt nach dem anderen. Als ich die Stufen emporstieg, spürte ich, wie unsichtbare Kräfte versuchten, mich herunterzuziehen, doch ich erkämpfte mir meinen Weg nach oben. Aber als ich endlich über den Rand der Barke sehen konnte, packte mich das blanke Entsetzen, denn dort lag nicht das Kanalufer, sondern gar nichts. Ich starrte in absolute Schwärze, ins Nichts. Verzweifelt machte ich noch einen Schritt und noch einen … bis die Welt, wie ich sie kannte, unverhofft wieder vor mir auftauchte, und ich auf den Uferweg sprang.
    Ich schnappte mir meine Tasche und meinen Stab und lief in dieselbe Richtung weiter wie zuvor. Ich sah mich nicht mehr um, war aber sicher, dass die schwarze Barke nicht mehr da war. Der Nebel hatte sich verzogen und über mir am Himmel leuchteten die Sterne. Völlig benommen lief ich immer weiter, viel zu verwirrt, um einen Gedanken zu fassen.





»Es ist schön, dass du wieder hier bist«, sagte er freundlich. »Aber ich kann sehen, dass dich etwas betrübt. Sieh mich an und sag es mir. Egal, was es ist, du wirst dich besser fühlen, wenn du es dir von der Seele geredet hast, mein Junge. Beginne einfach am Anfang an und mach weiter …«
    Also erzählte ich ihm alles, vom plötzlichen Auftauchen der düsteren schwarzen Barke, was der Teufel über Alice gesagt hatte, meine Mühe, ihm zu entkommen. Nur von Grimalkins Versprechen, mir etwas zu schenken, erwähnte ich nichts. Ich erzählte ihm sogar, dass Alice bereit gewesen war, die Dunkelheit zu unserer Hilfe einzusetzen und einen Blutkrug zu benutzen. Dass sie Morwenas Blut hatte mit meinem mischen wollen, damit mir der Teufel fernblieb. Dass Mama einen Spiegel benutzt hatte, um ihr zu sagen, dass Alice alles tun sollte, um mich zu beschützen.
    Schließlich erzählte ich, wie ich mich fühlte. Dass ich von ganzem Herzen hoffte, dass der Teufel gelogen hatte und Alice nicht seine Tochter war.
    Als ich fertig war, seufzte mein Meister tief auf. Lange Zeit schwieg er. »Mir schwirrt der Kopf von dem, was du mir erzählt hast, Junge. Ich finde es besonders schwer zu glauben, was du über deine Mutter erzählt hast. Was auch immer sie in der Vergangenheit gewesen sein mag, jetzt halte ich sie für eine mächtige Verbündete des Lichts. Vielleicht hat das Mädchen in dieser Beziehung gelogen? Alice würde alles für dich tun und zweifellos will sie dich um jeden Preis retten. Sie weiß, dass du ihre Methoden nicht billigen würdest, und deshalb hat sie das über deine Mutter gesagt, damit du es akzeptierst. Klingt das sinnvoll?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Möglich ist es«, meinte ich.
    »Dann lass uns noch mal einen Schritt weiter gehen. Ich frage dich jetzt: Wie kannst du dir so sicher sein? Wie kannst du sicher sein, dass Alice nicht genau das ist, was der Teufel behauptet?«
    »Ich bin sicher«, erwiderte ich und versucht dabei, überzeugend zu klingen. »Es kann nicht wahr sein …«
    »Sieh in dein Herz, Junge. Gibt es da gar keinen Zweifel? Nichts, das dich auch nur im geringsten beunruhigt?«
    Es gab tatsächlich etwas, was mich beunruhigte, und darüber hatte ich auf dem Weg nach Chipenden den ganzen Tag nachgedacht.
    Der Spook sah mich ernst an, also holte ich tief Luft und sagte es ihm.
    »Es gibt etwas, was ich Ihnen noch nie erzählt habe«, begann ich. »Als Alice die Werber verscheucht und mich gerettet hat, hat sie etwas eingesetzt, was sie Grauen nannte. Ihr Kopf war mit Schlangen bedeckt, und mir war eiskalt, als sie näher kam. Sie sah aus wie die schrecklichste Hexe, die ich je gesehen habe. Habe ich im Mondlicht in dieser Nacht die Wahrheit gesehen? Habe ich sie gesehen, wie sie wirklich ist?«
    Der Spook antwortete nicht.
    »Und da ist noch etwas«, fuhr ich fort. »Wie Alice reagiert
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