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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm
Autoren: John Grisham
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Jahren dafür, dass ich übte, meinen Namen in Schreibschrift zu schreiben. »Wo ist Pop?«, fragte ich. Sie waren die einzigen Erwachsenen, die darauf bestanden, dass ich sie mit ihrem Vornamen ansprach, wenn niemand sonst im Laden war und zuhörte. Wenn ein Kunde hereinkam, hieß es plötzlich wieder Mr und Mrs Watson. Ich erzählte niemandem außer meiner Mutter davon, und sie meinte, dass sie sicher keinem anderen Kind dieses Privileg zugestanden.
    »Hinten im Lager, er stockt die Vorräte auf«, sagte Pearl. »Wo ist dein Großvater?«
    Es war Pearls Berufung im Leben, die Wege der Stadtbewohner zu überwachen, weswegen sie auf Fragen in der Regel mit einer Gegenfrage antwortete.
    »Im Tea Shoppe, schaut nach den Mexikanern. Kann ich nach hinten?« Ich war entschlossen, sie an Fragen zu übertreffen.
    »Besser nicht. Wollt ihr auch Leute aus den Bergen nehmen?«
    »Wenn wir welche finden. Eli sagt, dass nicht mehr so viele wie früher kommen. Außerdem meint er, dass sie alle halb verrückt sind. Wo ist Champ?« Champ war der uralte Beagle, der zum Laden gehörte und nie von Pops Seite wich.
    Pearl grinste, wann immer ich meinen Großvater beim Vornamen nannte. Sie wollte mir gerade eine weitere Frage stellen, als die kleine Ladenglocke bimmelte und die Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Ein echter Mexikaner kam herein, allein und schüchtern, wie sie es alle anfänglich waren. Pearl nickte dem neuen Kunden höflich zu.
    Ich rief: »Buenos dias, senor!«
    Der Mexikaner grinste und sagte verlegen »Buenos dias«, bevor er nach hinten verschwand.
    »Das sind gute Leute«, flüsterte Pearl, als spräche der Mexikaner Englisch und würde sich über eine nette Bemerkung ärgern. Ich biss in mein Tootsie Roll und kaute es langsam, während ich die andere Hälfte wieder einpackte und in die Tasche steckte.
    »Eli macht sich Sorgen, dass er ihnen zu viel zahlen muss«, sagte ich. Da sich ein Kunde im Laden aufhielt, war Pearl plötzlich wieder geschäftig, wischte um die einzige Kasse herum Staub und rückte alles zurecht.
    »Eli macht sich wegen allem Sorgen«, sagte sie.
    »Er ist ein Farmer.«
    »Willst du auch Farmer werden?«
    »Nein, Ma’am, Baseballspieler.«
    »Bei den Cardinais?«
    »Klar.«
    Pearl summte eine Weile vor sich hin, während ich auf den Mexikaner wartete. Ich konnte noch ein bisschen mehr Spanisch, das ich unbedingt an den Mann bringen wollte.
    Die alten Holzregale waren bis oben hin mit frischen Waren gefüllt. Ich liebte den Laden während der Pflücksaison. Pop füllte ihn vom Boden bis zur Decke. Es war Erntezeit, und Geld wechselte die Hände.
    Pappy machte die Tür gerade so weit auf, dass er den Kopf hereinstecken konnte. »Fahren wir«, sagte er. Und dann: »Hallo, Pearl.«
    »Hallo, Eli«, sagte sie, tätschelte mir den Kopf und schickte mich zu ihm.
    »Wo sind die Mexikaner?«, fragte ich Pappy, als wir auf der Straße standen.
    »Sollen später am Nachmittag kommen.«
    Wir stiegen wieder in den Pick-up und fuhren Richtung Jonesboro aus der Stadt, wo mein Großvater immer die Leute aus dem Hochland anheuerte.

    * * *
Wir hielten auf dem Seitenstreifen neben der Straße an, nahe einer Kreuzung mit einer Schotterstraße. Pappy war der Meinung, dass das der beste Platz war, um Leute aus den Bergen zu finden. Ich war mir da nicht so sicher. Seit einer Woche versuchte er vergeblich, sie anzuheuern. Ohne auch nur ein Wort zu sprechen, saßen wir bereits eine halbe Stunde in der sengenden Sonne auf der Ladefläche, als der erste Pick-up bremste. Er war sauber und hatte gute Reifen. Wenn wir Glück hatten und Arbeiter fanden, würden sie die nächsten zwei Monate bei uns leben. Wir wollten ordentliche Leute, und die Tatsache, dass dieses Fahrzeug besser gepflegt war als Pappys, war ein gutes Zeichen.
    »Tag«, sagte Pappy, nachdem der Motor ausgeschaltet war.
    »Hallo«, sagte der Fahrer.
    »Von wo kommen Sie?«, fragte Pappy.
    »Nördlich von Hardy.«

    Da kein Verkehr herrschte, trat mein Großvater mit freundlicher Miene auf die Straße und betrachtete den Wagen und seine Insassen. Der Fahrer und seine Frau saßen vorn, ein kleines Mädchen zwischen ihnen. Drei große Jungen dösten auf der Ladefläche. Alle wirkten gesund und gut gekleidet. Ich sah Pappy an, dass er diese Leute wollte.
    »Suchen Sie Arbeit?«, fragte er.
    »Ja. Wir suchen Lloyd Crenshaw, irgendwo westlich von Black Oak.« Mein Großvater deutete hierhin und dorthin, und sie fuhren weiter. Wir blickten ihnen nach,
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