Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farben der Sehnsucht

Die Farben der Sehnsucht

Titel: Die Farben der Sehnsucht
Autoren: DEBBIE MACOMBER
Vom Netzwerk:
Schreibtisch ab und flüsterte: „ Niemand spricht Mr. Dempsey an!“
    „Niemand“, wiederholte Mark.
    Colette konnte nicht verstehen, warum das so war. Er war ebenso aus Fleisch und Blut wie jeder andere Mensch. Ihm einen guten Morgen zu wünschen erschien doch nur höflich. Doch als sie die anderen nach dem Grund für dieses merkwürdige „Gebot“ fragte, bekam sie keine zufriedenstellenden Antworten. „Weil er … weil …“, stammelte Jenny und verstummte. Und Mark sagte: „Also, er ist seh r beschäftigt, verstehst du?“ Keine dieser Antworten erklärte die eingeschüchterte – oder war es eine ängstliche? – Reaktion der Kollegen.
    Eine Stunde später kam Mr. Dempseys Assistent zu ihr, fragte sie, ob sie die Person sei, die Mr. Dempsey an diesem Morgen gegrüßt hätte, und lud sie in sein Büro vor.
    Ihre Kollegen warfen ihr mitfühlende Blicke zu, als Colette sich erhob und Dempseys Assistenten in das „Heiligtum“ folgte. Als sie einen Blick über ihre Schulter warf, bemerkte sie, wie Jenny sich auf die Unterlippe biss. Mark winkte ihr zu, als würde er Lebewohl sagen. Karen Christie und die anderen zuckten bedauernd die Achseln. Colette wusste nicht, was sie erwarten sollte … außer dem Schlimmsten.
    Christian arbeitete an seinem Computer, als sie in sein Büro geführt wurde. Sein Assistent meldete ihren Namen, zog sich zurück und ließ sie stehen. Mr. Dempsey sah nicht einmal auf.
    Colette fühlte sich wie ein Lakai, der hereingerufen worden war und darauf wartete, dass man ihm Beachtung schenkte. Ihr Mund fühlte sich trocken an. Sie musste sich mühsam zusammenreißen, um nicht herauszuplatzen, dass sie ihren Job liebte und ihn nicht verlieren wollte. Mit hängenden Schultern stand sie vor ihm. Angespannt ballte sie die Hände zu Fäusten.
    Als er ihr endlich seine Aufmerksamkeit zu schenken geruhte, sah er ihr direkt in die Augen. „Sind Sie die Frau, die mich heute Morgen angesprochen hat?“, fragte er.
    „Ja, Sir.“ Vermutlich hätte sie sich dafür entschuldigen sollen, doch sie konnte sich nicht dazu durchringen. Der Ge danke, ihren Job zu verlieren, nur weil sie freundlich zu ihrem Chef gewesen war, erschien ihr einfach lächerlich. Und dennoch … Sie und Derek hatten ein Angebot für ein Haus gemacht, und sie brauchten ihr Einkommen, um kreditwürdig zu bleiben. Wenn sie den Job verlor, würde ihr Traum zerplatzen.
    „Warum?“
    „Warum ich Ihnen einen guten Morgen gewünscht habe?“, wiederholte sie, um sicherzugehen, dass sie die Frage richtig verstanden hatte.
    Er nickte leicht.
    „Also“, murmelte sie, „ich wollte einfach nur höflich sein.“
    „Sind Sie neu in der Firma?“
    „Ich arbeite seit zwei Jahren hier.“ Ihr Hals fühlte sich rau an. Doch sie wollte sich nicht räuspern, damit er nicht bemerkte, wie nervös sie war. Dempsey Imports war derzeit die größte Importfirma in Seattle und eine der größten an der Westküste.
    Er runzelte skeptisch die Stirn. „Ich habe Sie hier noch nie gesehen.“
    Colette straffte die Schultern. „Ich bin befördert worden – von der Zollabfertigung im fünften Stock zum Zollmakler.“
    Schweigend musterte er sie. Plötzlich fragte er: „Ist das ein Ehering an Ihrem Finger?“
    Überrascht über diese Frage blickte sie ihn an. „Ich habe vor ein paar Monaten geheiratet.“
    „Herzlichen Glückwunsch.“
    „Danke.“ Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Egal, was sie erwidern würde – es konnte als Überschreiten der Grenze zwischen professioneller Distanz und unangemessener Aufdringlichkeit missverstanden werden.
    „Peter beendet demnächst sein Arbeitsverhältnis hier, und ich bin auf der Suche nach einem neuen persönlichen Assistenten. Sie wären perfekt.“
    „Ich?“ Colette schlug erschrocken die Hand vor die Brust. „Was ist mit der Personalabteilung? Sollten die Ihnen nicht mögliche Kandidaten zum Vorstellungsgespräch schicken?“
    „Wollen Sie den Job oder nicht?“
    „Ich … Sicher. Nur …“
    „Ich ziehe es vor, mir meine persönlichen Assistenten selbst auszusuchen. Also, was ist? Sind Sie interessiert?“
    In dem Moment hätte sie eine ganze Reihe Fragen stellen sollen – doch stattdessen nickte sie nur.
    „Gut. Peter wird Sie einarbeiten. Ich weiß nicht, welchen Stundenlohn Sie erhalten, aber von jetzt an sind Sie fest angestellt.“ Er nannte einen Betrag, der dreimal höher war als ihr bisheriges Einkommen. Colette fiel beinahe in Ohnmacht.
    „Danke“, brachte sie hervor. Bevor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher