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Die Farbe des Himmels

Die Farbe des Himmels

Titel: Die Farbe des Himmels
Autoren: Britt Silvija und Reissmann Hinzmann
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wie viele Straftäter hier schon ihr Gewissen erleichtert und wie viele Zeugen ihre Beobachtungen zu Protokoll gegeben hatten.
    Bosiljka Baric hatte auf einem der Stühle Platz genommen. Die schwarze Handtasche hielt sie fest am Griff umklammert und sah die beiden Beamten halb misstrauisch, halb erwartungsvoll an.
    »Frau Baric, wir brauchen noch ein schriftliches Protokoll Ihrer Aussage!« Messmer leierte die übliche Zeugenbelehrung herunter, nur diesmal etwas langsamer als sonst.
    Thea beobachtete die Zeugin, die nervös auf ihrem Sitz hin und her rutschte. Sie war sich nicht ganz sicher, ob die Frau alles verstanden hatte.
    »Wir können gerne einen Dolmetscher für Ihre Muttersprache hinzuziehen«, sagte Messmer.
    »Danke. Ich brauch keine Dolmetscher. Ich fast dreißig Jahre wohne in Stuttgart.« Eine leichte Röte breitete sich auf ihrem rundlichen Gesicht aus.
    »Gut. Dann brauchen wir zunächst Angaben zur Person.«
    »Welche Person?« Frau Baric sah ihn entsetzt an. »Ich weiß doch gar nix! Ich doch nix gesehen die Person! Ich bin gekommen später, da war Herr Hauser tot, und das hab ich Ihne schon gesagt.«
    Thea sah Messmer an und unterdrückte ein Lächeln.
    »Nein, nein, ich meine nicht die Person, die Ihren Chef umgebracht hat, sondern Ihre Person, verstehen Sie?«
    »Ich doch nix wisse«, ereiferte sich Bosiljka und drückte den Griff ihrer Handtasche noch fester gegen die Brust.
    »Frau Baric«, sagte Thea freundlich, »mein Kollege möchte etwas über Sie persönlich wissen.« Sie zeigte mit dem Zeigefinger auf die Zeugin.
    »Ach so! Sie wolle wisse was von mir?« Bosiljka nickte freudestrahlend und so heftig, dass ihre Frisur fast aus der mit viel Haarlack gehärteten Form geraten wäre. »Aber ich trotzdem nix v’rstehen, warum Sie das wolle wisse. Ich hab nix Schlechtes gemacht. Oder?«
    »Wir brauchen nur Ihre Personendaten. Wann und wo sind Sie geboren?«, begann Messmer aufs Neue und blickte von der Zeugin zu Thea und zu Frau Gerstenmeier, eine der wenigen Schreibkräfte, die noch nicht im Urlaub waren. Sie lächelte in sich hinein und trommelte mit den Fingerspitzen auf die Tastatur.
    »Also, ich bin gebore am erschte Juli neunzehnhundertachtundvierzigste«, begann Bosiljka, »in ein Dorf bei Split. Das ist eine sehr schene Stadt. Sie vielleicht schon da gewese in Urlaub? Split hat große Palast von Kaiser Diokletian, und der war Kaiser vom alte Rom.«
    Lass die Leute nur reden, reden, reden. Sortieren tun wir es später, dachte Thea belustigt und zupfte die welken Blätter von der mickrigen Zimmerpflanze auf dem Fensterbrett. Es sah ganz so aus, als sei Messmer diesmal in seine eigene Falle getappt.
    Bosiljka redete indessen ohne Punkt und Komma weiter.
    Durch das gekippte Fenster drückte die Hitze herein. Die Innenstadt flimmerte im Sommerdunst. Von der Pragkreuzung drang der Verkehrslärm, übertönt vom Geheule eines Krankenwagens, der in halsbrecherischem Tempo die Heilbronner Straße in Richtung Innenstadt fuhr.
    »Frau Baric«, unterbrach Thea. »Sie arbeiten doch schon lange für die Hausers.«
    »Ja.«
    »Dann wissen Sie sicher mehr über ihr Familienleben als sonst jemand.«
    »Ich wirklich nix weiß. Ich putze nur und bin oft alleine da. Frau Hauser isch viel weg. Dann sie schreibt mir nur eine Zettel, damit ich weiß, was ich muss mache. Private Sache mich nix interessiere.« Bosiljka war es sichtlich unangenehm, über das Privatleben ihres Arbeitgebers reden zu müssen. »Jeder soll leben nach seine Fassone.«
    »So denke ich auch«, versicherte Thea. »Hier handelt es sich aber um einen Mordfall, und deshalb ist alles wichtig, jede Kleinigkeit, auch Privates.«
    »Ich weiß, ich hab viele Krimis in Fernsehen gesehe. Tatort und Derrick und so …«
    »Hatten die Hausers in den letzten Tagen Streit, ich meine so richtig?«, fragte Messmer.
    »Nein. Nix, wenn ich da war. Wissen Sie, Frau Hauser isch schon a bissle streng, Sie v’rstehen. Sie will alles picobello haben. Sie habe sie doch g’sehen. Sie ist eine Dame, immer elegant, groß und schlank.« Sie sah verlegen an sich herunter. »Ich bin a bissle zu dick, wissen Sie, aber das isch bei uns familiär.«
    »Frau Baric, würden Sie bitte beim Thema bleiben!« Messmers Stimme hatte einen leicht drohenden Unterton.
    Thea schmunzelte. »Wie wäre es mit einer Tasse Kaffee? Ich hole Ihnen gerne eine.«
    »O ja. Wissen Sie, ich hab a bissle niedrigen Blutdruck, das isch auch familiär, und auch meine Mutter, Gott hab sie selig
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