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Die Farbe der See (German Edition)

Die Farbe der See (German Edition)

Titel: Die Farbe der See (German Edition)
Autoren: Jan von der Bank
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und den hellblauen Augen von allen Mädchen im Umfeld des Segelclubs angehimmelt. Lina schien da leider keine Ausnahme zu machen, und Ole spürte einen kalten Klumpen im Magen. Eifersucht?
    Richard Korfmann selber schien, seinem charmanten Plauderton zum Trotz, Linas lebhafter Konversation nur mit halbem Ohr zu folgen. Mit dem anderen, so kam es Ole jedenfalls vor, versuchte er dem Gespräch zu lauschen, das Linas Vater Fredrik Sønstebye ein paar Plätze weiter führte.
    Der Universitätsprofessor aus Stockholm unterhielt sich mit dem amerikanischen Starbootsegler Alfred Lee Loomis, einem schweren, rotgesichtigen Mann Mitte vierzig, der angeblich so reich war, dass er dem amerikanischen Präsidenten Roosevelt das Geld für dessen Wahlkampf spendiert hatte. Bei ihnen saß Christian Hülsmeyer, der Eigner der Lydia.
    Die Anwesenheit des hageren, nervösen Physikers mit der Nickelbrille hatte Ole anfangs ein wenig verwundert, denn Hülsmeyer hatte keinerlei Verbindungen zur Starbootklasse. Vielleicht lehrte Sønstebye an der Universität in Stockholm das gleiche Fach, in dem Hülsmeyer seine Forschungen betrieb, und möglicherweise drehte sich das Gespräch um eine von Hülsmeyers geheimen Erfindungen. Was wiederum den leisen und vertraulichen Tonfall des auf Englisch geführten Gespräches erklären mochte, der es Freund Korfmann so schwer machte, etwas von dem Gesagten zu verstehen.
    Dieser Idiot, dachte Ole und sah verstohlen zu seinem Clubkameraden herüber. Der sollte sich lieber um Lina kümmern, wenn die ihn schon so anhimmelt.
    Richard schien den Blick bemerkt zu haben, denn plötzlich hob er den Kopf und sah Ole direkt an. Erst nach einem langen Augenblick, in dem Ole das unangenehme Gefühl hatte, als Gegner taxiert und gewogen zu werden, trat das altbekannte jungenhafte Grinsen auf Korfmanns Gesicht. Vertraulich beugte er sich vor und sagte:
    »Na, Storm? Wer hätte das gedacht: Du bei einer Weltmeisterschaft. Und dann auch noch ziemlich weit oben auf der Ergebnisliste.«
    »Wir sind Erste«, entfuhr es Ole. »Genau wie ihr.«
    »Oh, natürlich«, antwortete Richard. »Entschuldigung. Ich vergaß.«
    Das Grinsen wurde noch eine Spur breiter und der Blick spöttisch.
    »Allerdings könnte es nachträglich Probleme geben …«
    »Was für Probleme?«, fragte Ole steif.
    »Na ja«, antwortete Richard und betrachtete beiläufig seine Fingernägel. »Du stehst ja nicht auf der Meldeliste, und ich habe auch keinen ordnungsgemäßen Aushang der Jury gesehen, der deine Teilnahme nachträglich erlaubt. Es könnte jemand Protest einreichen …«
    Das verschlug Ole die Sprache.
    »He, war doch nur ein Scherz!«, sagte Richard und lachte. »Drangekriegt!«
    Verdammt, wieso kam Ole sich in Richards Gegenwart so oft wie ein dummer Schuljunge vor? Andererseits – er war sich nicht vollends sicher, ob in Korfmanns Ausdruck nicht doch noch etwas anderes als Schalk gelegen hatte. Feindseligkeit?
    Zum Glück klopfte in diesem Augenblick jemand am anderen Ende des Tisches gegen sein Glas und zog so die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Es war kein geringerer als der amtierende Weltmeister.
    »Paul, jetzt erklären Sie uns allen mal, warum Sie auf einmal so verdammt schneidig segeln?«, fragte von Hütschler und prostete dem Konteradmiral gutgelaunt zu. »Sie wollen mir doch nicht etwa den Titel wegschnappen, an den ich mich gerade so schön gewöhnt habe?«
    Alles lachte.
    »Um ehrlich zu sein, Pimm«, antwortete von Wellersdorf, »genau das schwebte mir vor!«
    »Und deswegen haben Sie sich zusätzlichen Sachverstand ins Boot geholt?«, fuhr von Hütschler fort und nickte Ole anerkennend zu.
    »In der Tat«, antwortete von Wellersdorff und klopfte Ole jovial auf die Schulter. »Storm hat den Dreher im zweiten Rennen vorhergesagt!«
    Von mehreren Seiten kam anerkennendes Gemurmel und auch Lina sah nun zum ersten Mal mit etwas mehr Interesse in seine Richtung. Ole fühlte die altbekannte, lästige Hitze in seine Wangen steigen. In wenigen Augenblicken würde er auf beiden Seiten Backbordposition gesetzt haben.
    »Ich würde das eher verdammtes Glück nennen«, sagte Richard leise, aber deutlich genug, dass jeder es hatte hören können.
    Die Gespräche verstummten. Was hatte Richard vor? Wollte er von Wellersdorff provozieren? Der Konteradmiral taxierte den Jüngeren mit kühlem Blick und überlegte einen Moment.
    »In gewisser Weise haben Sie recht, Korfmann!«, erwiderte er dann leichthin. »Es war pures Glück. Der eine
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