Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farbe der Liebe

Die Farbe der Liebe

Titel: Die Farbe der Liebe
Autoren: Vina Jackson
Vom Netzwerk:
ihn und nicht das Skelett meinte.
    Aurelia zuckte die Achseln. Sie ließ sich von Jungs nicht aus der Ruhe bringen. Letztlich fand sie die Aussicht auf ein Liebesabenteuer nicht sonderlich aufregend, und die wenigen Male, als sie es versucht hatte – immer hatte Siv die Sache eingefädelt –, war es auf unglaubliche Art schiefgegangen. Auf dem Discoabend am Schuljahresende etwa hatte der Typ, mit dem sie verabredet war, es fertiggebracht, sich unabsichtlich selbst in der Besenkammer einzusperren, aus der er erst wieder befreit wurde, als am nächsten Morgen die Putzkolonne kam. Und der erste Junge, der sie küssen wollte, war bei seinem Annäherungsversuch vor ihrer Haustür gestolpert, dann hingefallen und hatte sich das Nasenbein gebrochen.
    Siv meinte oft im Spaß, Aurelia müsse es sich mit Amor verscherzt haben. Aber Aurelia störte das nicht. Es entging ihr zwar nicht, dass Männer manchmal ein Auge auf sie warfen oder sie in ein Gespräch verwickeln wollten, doch das alles ließ sie kalt.
    »Und er sieht nicht mal schlecht aus«, sagte Siv. »Süß, trotz der roten Haare. Ich finde, du solltest mit ihm reden.«
    »Das habe ich schon.«
    Sie stießen auf ein einsames Wägelchen, das etwas erhöht auf einem kleinen Podest stand. Allem Anschein nach lief es nicht auf Schienen. Aurelia vermisste einen Hinweis, der ihnen sagte, was zu tun war.
    »Meinst du, wir sollen uns da reinsetzen?«
    »Ihn anbaggern , meine ich. Das hier ist doch sowieso nur Kinderkram. Ob außer uns noch jemand hier ist?«
    Plötzlich hörten sie gedämpfte Stimmen, und Lachen drang an ihr Ohr.
    »Pst«, zischte Siv. »Da kommt jemand.«
    »Der Wagen ist nicht groß genug für euch alle«, hörten sie den Rotschopf hinter der Kasse sagen. »Ihr müsst kurz warten, bis ich euch einen anderen besorgt habe.«
    »Dann beeil dich«, erwiderte eine tiefere Stimme.
    »Jungs! Die vom Autoscooter«, flüsterte Siv erfreut. »Los, komm!«
    Sie packte Aurelia an der Hand und zog sie in den dunklen Tunnel. Die Gummispinnen, die von der Decke fielen, als sie einen Sensor auslösten, wischte sie einfach beiseite. Altes Popcorn knirschte unter ihren Schuhen; das Gewicht von Sivs geliebten Doc-Martens-Stiefeln aus knallrotem Lackleder mit den auffälligen schwarz-gelben Schnürsenkeln zermalmte es zu Staub, während Aurelias weiche Ballerinas ihm kaum etwas anhaben konnten.
    Hinter sich hörten sie, dass sich ratternd und surrend ein Wägelchen in Bewegung setzte.
    »Schnell!«, rief Siv. Die Jungs hatten Platz genommen, stritten sich aber noch mit dem rothaarigen Kassierer herum, der darauf bestand, dass sie sich anschnallten. »Komm, wir verstecken uns!«
    Die Geisterbahn schien sich ewig weit in alle Richtungen zu erstrecken, was man ihr von außen gar nicht angesehen hatte. Die Mädchen entdeckten die Führungsschienen für die Wägelchen und rannten an ihnen entlang auf der Suche nach einer Stelle, an der sie sich beide verkriechen konnten.
    »Hier!«, sagte Siv, als sie über zwei zerfledderte Vampire stolperten, die wacklig auf einem mit Theaterblut angestrichenen Felsen hockten.
    Sie kauerten sich gerade hin, als der Wagen, schneller als erwartet, auf sie zusauste.
    Das Wägelchen löste irgendeinen Mechanismus aus, und die Vampire zeigten fauchend ihre Fratzen, angestrahlt von einem aufblitzenden Scheinwerfer. Gerade zur rechten Zeit, denn das grelle Licht fiel auch auf Sivs beide Halbmonde. Sie war nämlich aufgesprungen, hatte ihre Shorts und Strumpfhose heruntergezogen und zeigte ihren Allerwertesten.
    »He! Ich glaube, da war ein Mädchen«, rief einer der Jungs überrascht. Alle im Wagen wollten sich umdrehen, doch es war zu spät, sie fegten schon um die nächste Kurve.
    Siv kicherte leise und knöpfte ihre Jeansshorts wieder zu.
    »Bist du bald fertig?«, fragte Aurelia lachend.
    Siv konnte sich nicht beruhigen. »Nein«, wieherte sie. »Ich hatte gehofft, sie kippen um.«
    Sie drückte Aurelia den Flachmann in die Hand. »Hier, trink einen Schluck. Komm, wir schauen mal, was es sonst noch zu entdecken gibt.«
    Kaum hatte Aurelia den Flachmann angesetzt, verzog sie das Gesicht.
    »Bäh«, machte sie. »Wolltest du das Zeug nicht verdünnen?«
    »Dafür ist die Flasche zu klein«, erwiderte Siv. »Ich wollte keinen Platz verschwenden«
    »Das ist ja riesig hier«, staunte Aurelia, als sie in einen weiteren Gang einbogen. »Man kommt sich gar nicht vor wie in einer Jahrmarktsbude.« Sie strich über die Wand, die sich kühl und feucht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher