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Die Farbe der Gier

Die Farbe der Gier

Titel: Die Farbe der Gier
Autoren: Die Farbe der Gier
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Rahmens.«
    Anna gehorchte, und jeder Muskel in ihrem Körper zitterte.
    »Nehmen Sie das Bild jetzt vom Haken und senken Sie es langsam auf die Kissen.«
    Anna brachte irgendwie genügend Kraft auf, um diesen Befehl auszuführen. Sie stellte das Bild auf den Kissenberg.
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    »Ich ziehe jetzt das Messer ganz langsam zwischen Ihren Beinen hervor. Dann werde ich die Klinge an Ihren Hals legen.
    Kommen Sie ja nicht auf die Idee, sich plötzlich zu bewegen, denn wenn Sie so dumm sein sollten, etwas zu versuchen, bringe ich Sie in weniger als drei Sekunden um und bin in weniger als zehn Sekunden aus dem offenen Fenster verschwunden.«
    Anna rührte sich nicht. Einige Sekunden später spürte sie, wie das Messer zwischen ihren Beinen herausglitt. Wie versprochen wurde einen Moment später die Klinge gegen ihren Hals gepresst.
    »Heben Sie jetzt das Bild vom Kissen«, befahl die Krantz.
    »Dann drehen Sie sich zu mir um. Seien Sie versichert, dass das Messer nie weniger als ein paar Zentimeter von Ihrem Hals entfernt sein wird. Die geringste Bewegung – und ich meine jede Bewegung, die ich für unangemessen halte – wird Ihre letzte sein.«
    Anna beugte sich vor, hob das Bild vom Kissen und bewegte die Knie Zentimeter um Zentimeter, bis sie von Angesicht zu Angesicht vor Olga Krantz kniete. Als Anna sie das erste Mal ansah, war sie kurz überrascht. Die Frau war so klein und so fragil und schien so verletzlich. Derselbe Fehler, den einige erfahrene Männer in der Vergangenheit gemacht hatten –
    weswegen sie jetzt selbst Vergangenheit waren. Wenn die Krantz Sergei hatte überwältigen können, welche Chance hatte sie dann? Ein seltsamer Gedanke schoss Anna durch den Kopf, während sie auf den nächsten Befehl wartete. Warum hatte sie nicht zugestimmt, als Andrews ihr angeboten hatte, ihr eine Tasse heiße Schokolade ans Bett zu bringen?
    »Ich will, dass Sie das Bild jetzt umdrehen, damit die Vorderseite zu mir zeigt«, zischte die Krantz. »Und wenden Sie Ihren Blick nicht vom Messer ab«, fügte hinzu, als sie die Klinge von Annas Hals entfernte und sie über ihren Kopf hob.
    Während Anna das Bild umdrehte, hielt die Krantz das Messer parallel zu ihrem liebsten Teil der Anatomie.
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    »Halten Sie den Rahmen fest«, ordnete die Krantz an. »Ihr Freund Vincent wird jetzt mehr verlieren als nur sein linkes Ohr.«
    »Warum?«, rief Anna, die nicht länger stumm bleiben konnte.
    »Wie schön, dass Sie fragen«, meinte die Krantz. »Die Anweisungen von Mr. Fenston hätten nicht deutlicher sein können. Er wollte, dass Sie der letzte Mensch sind, der das Meisterwerk sieht, bevor es endgültig zerstört wird.«
    »Aber warum?«, wiederholte Anna.
    »Wenn Mr. Fenston das Bild schon nicht selbst besitzen darf, dann möchte er sicher sein, dass es auch Mr. Nakamura niemals gehören wird.« Die Krantz hielt die Klinge des Messers immer noch wenige Zentimeter von Annas Hals entfernt. »Es ist stets ein Fehler, Mr. Fenston zu verärgern. Wie schade, dass Sie nicht die Gelegenheit haben werden, Ihrer Freundin Lady Arabella mitzuteilen, was sich Mr. Fenston für sie ausgedacht hat.« Die Krantz schwieg. »Aber ich habe das Gefühl, dass es ihm nichts ausmachen würde, wenn ich Ihnen die Details anvertraue.
    Sobald das Gemälde zerstört ist – wie bedauerlich, dass Lady Arabella es sich nicht leisten konnte, das Bild zu versichern, das nennt man am falschen Ort gespart –, wird Mr. Fenston den Rest des Wentworth-Besitzes verkaufen, bis die Schulden getilgt sind. Lady Arabellas Tod wird, anders als der Ihre, ein langwieriger sein. Man kann das logische Denken von Mr. Fenston wirklich nur bewundern.« Sie schwieg erneut. »Ich fürchte, die Zeit ist um – die von Ihnen und von Vincent van Gogh.«
    Plötzlich hob die Krantz das Messer hoch über ihren Kopf und stieß die Klinge dann in die Leinwand. Anna spürte die Wucht, mit der Olga Krantz den Hals von van Gogh aufschlitzte und mit all der Kraft, die sie aufbringen konnte, die Bewegung fortführte, bis sie einen unregelmäßigen Kreis zustande gebracht hatte. Sie entfernte den Kopf von van Gogh und hinterließ ein 434
    gezacktes Loch mitten in der Leinwand. Die Krantz lehnte sich zurück, um einen Moment der Zufriedenheit auszukosten. Sie hatte das Gefühl, ihren Vertrag mit Mr. Fenston buchstabengetreu erfüllt zu haben und nun, da Anna das ganze Spektakel mitangesehen hatte, war die Zeit gekommen, dass sich die Krantz ihre vierte Million verdiente.
    Anna sah zu, wie der Kopf
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