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Die Farbe der Gier

Die Farbe der Gier

Titel: Die Farbe der Gier
Autoren: Die Farbe der Gier
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auf dem Bildschirm auftauchte.
    Sein Anblick ließ Tina an ihren Vater denken.
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    JACK DELANEY traf an diesem Morgen kurz nach 7 Uhr in seinem Büro in der Federal Plaza 26 ein. Er fühlte sich deprimiert, als er auf die zahllosen Akten sah, die seinen Schreibtisch zumüllten. Jede einzelne betraf die Ermittlungen über Bryce Fenston. Nach einem Jahr an diesem Fall konnte er seinem Chef immer noch nicht genügend Beweise vorlegen, damit dieser durch einen Richter einen Haftbefehl erwirken konnte.
    Jack öffnete Fenstons persönliche Akte in der vagen Hoffnung, er könnte über einen winzigen Hinweis stolpern, eine persönliche Eigenart oder einfach nur einen Fehler, der Fenston endlich mit den drei heimtückischen Morden von Marseille, Los Angeles und Rio de Janeiro in Verbindung brachte.
    1984 hatte sich der 32-jährige Nicu Munteanu in der amerikanischen Botschaft in Bukarest eingefunden und behauptet, er könne zwei Spione identifizieren, die im Herzen von Washington arbeiteten – eine Information, die er im Austausch für einen amerikanischen Pass preisgeben wollte. Die Botschaft hatte es Woche für Woche mit einem Dutzend solcher Behauptungen zu tun, aber in Munteanus Fall erwies sich die Information als korrekt. Innerhalb eines Monats saßen zwei hochrangige Beamte im Flugzeug nach Moskau und Munteanu erhielt einen amerikanischen Pass.
    Nicu Munteanu landete am 17. Februar 1985 in New York.
    Jack hatte nur wenig Geheimdienstmaterial über Munteanus Aktivitäten im folgenden Jahr finden können, aber plötzlich besaß der Mann genug Geld, um Fenston Finance zu
    übernehmen, eine kleine, kränkelnde Bank in Manhattan. Nicu Munteanu änderte seinen Namen in Bryce Fenston – was an sich noch kein Verbrechen war –, aber niemand fand je heraus, wer 42
    ihm das Geld gegeben hatte, trotz der Tatsache, dass die Bank in den nächsten Jahren große Einlagen von nicht notierten Firmen aus ganz Osteuropa akzeptierte. Im Jahr 1989 trocknete der Cashflow plötzlich aus. Im selben Jahr flohen Ceauceşcu und seine Frau Elena nach einem Aufstand aus Bukarest. Innerhalb weniger Tage wurden sie gefasst, im Schnellverfahren verurteilt und hingerichtet.
    Jack sah aus seinem Fenster über Manhattan und erinnerte sich an die FBI-Maxime: Niemals an Zufall glauben, aber Zufälle auch niemals ausschließen.
    Nach Ceauceşcus Tod schien die Bank ein paar magere Jahre durchzumachen, bis Fenston auf Karl Leapman traf, einen von der Anwaltskammer ausgeschlossenen Anwalt, der eine Haftstrafe wegen Betrugs abgesessen hatte. Nicht lange, da erlebte die Bank einen neuen Aufschwung.
    Jack betrachtete mehrere Fotos von Bryce Fenston, der regelmäßig in den Klatschspalten der Zeitungen auftauchte, immer mit den schicksten Frauen von New York am Arm. Stets beschrieb man ihn als brillanten Banker, als einen führenden Finanzier, sogar als großzügigen Wohltäter, und wann immer sein Name genannt wurde, nahm man meist auch Bezug auf seine grandiose Kunstsammlung. Jack schob die Fotos zur Seite.
    Er mochte sich nicht mit einem Mann abfinden, der einen Ohrring trug, und war noch erstaunter, warum jemand, der bei seinem Eintreffen in Amerika volles Haar gehabt hatte, sich freiwillig kahl rasierte. Vor wem versteckte er sich?
    Jack schloss die Munteanu/Fenston-Akte und wandte seine Aufmerksamkeit Pierre de Rochelle zu, dem ersten Opfer.
    Rochelle beantragte 70 Millionen Francs, um sich in ein Weingut einzukaufen. Seine einzige Erfahrung mit der Weinindustrie schien darin zu bestehen, dass er regelmäßig Weinflaschen leerte. Selbst eine oberflächliche Überprüfung hätte gezeigt, dass sein Investmentplan nicht der Maxime
    ›gesund‹ entsprach, wie sie die Banken verstanden. Doch 43
    Fenstons Aufmerksamkeit wurde geweckt, als er herausfand, dass der junge Mann vor kurzem ein Schloss in der Dordogne geerbt hatte, an dessen Wänden herrliche Impressionisten hingen, einschließlich einem Renoir, zwei Pissaros und einem Argenteuil- Gemälde von Monet.
    Vier fruchtlose Jahre lang warf das Weingut keinerlei Profit ab und in dieser Zeit opferte das Schloss seine Schätze, bis nur noch Umrisse blieben, wo einst die Gemälde hingen. Als Fenston auch das letzte Bild nach New York geschifft und seiner eigenen Sammlung einverleibt hatte, hatte sich Pierres ursprünglicher Kredit zusammen mit den Zinsen mehr als verdoppelt. Schließlich wurde sein Schloss auf dem Markt feilgeboten und Pierre zog in eine kleine Wohnung in Marseille, wo er sich Nacht für
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