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Die Farbe der Gier

Die Farbe der Gier

Titel: Die Farbe der Gier
Autoren: Die Farbe der Gier
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Nacht besinnungslos trank. Bis eine kluge, junge Frau, frisch von der juristischen Fakultät, Pierre in einem seiner nüchternen Momente unmissverständlich klar machte, dass Fenston Finance nicht nur seine Schulden tilgen konnte, wenn man Pierres Renoir, seinen Monet und seine beiden Pissaros verkaufte, sondern er auch das Schloss wieder vom Markt nehmen und den Rest seiner Sammlung zurückfordern konnte. Dieser Vorschlag passte allerdings nicht in Fenstons langfristige Pläne.
    Eine Woche später fand man die alkoholgeschwängerte Leiche von Pierre de Rochelle zusammengerollt in einer Gasse von Marseille. Mit durchtrennter Kehle.
    Vier Jahre später schloss die Polizei von Marseille den Fall, mit dem Vermerk NON RESOLU quer über der Akte.
    Als der Nachlass schließlich abgewickelt war, hatte Fenston alle Gemälde verkauft, mit Ausnahme des Renoir, des Monet und der beiden Pissaros, und nachdem die aufgelaufenen Zinsen, die Bankgebühren und die Anwaltshonorare abgezogen worden waren, erbte Pierres jüngerer Bruder Simon de Rochelle gerade einmal die Wohnung in Marseille.
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    Jack erhob sich vom Schreibtisch, streckte seine verkrampften Glieder und gähnte erschöpft, bevor er sich der Akte von Chris Adams Junior zuwandte. Auch wenn er die Fallgeschichte von Adams beinahe auswendig kannte. Chris Adams Senior hatte eine enorm erfolgreiche Kunstgalerie in der Melrose Avenue in Los Angeles geführt. Er hatte sich auf die Amerikanische Schule spezialisiert, die von Hollywoods Glitterati so sehr bewundert wurde. Sein vorzeitiger Tod bei einem Autounfall brachte seinen Sohn Chris Junior in den Besitz einer Sammlung aus Rothkos, Pollocks, Jasper Johnses, Rauschenbergs und mehrerer Acrylbilder von Warhol, einschließlich einer Black Marilyn.
    Ein alter Schulfreund riet Chris, er könne sein Vermögen verdoppeln, wenn er in die dot.com-Revolution investierte.
    Chris Junior wies darauf hin, dass er kein Bargeld besaß, nur die Galerie, die Gemälde und die Christina, die alte Jacht seines Vaters – und selbst die gehörte zur Hälfte seiner jüngeren Schwester. Fenston Finance sprang ein und lieh ihm zwölf Millionen Dollar zu den üblichen Konditionen. Doch wie so viele Revolutionen forderte auch die dot.com-Revolution zahlreiche Leichen auf ihrem Schlachtfeld, darunter Chris Junior. Fenston Finance ließ den Schuldenberg anwachsen, ohne seinen Kunden jemals damit zu belästigen. Bis Chris Junior in der Los Angeles Times las, dass Warhols Shot Red Marilyn für über vier Millionen Dollar verkauft worden war. Sofort setzte er sich mit Christie’s in Los Angeles in Verbindung, wo man ihm versicherte, dass er für seine Rothkos, Pollocks und Japser Johnses mit ähnlich guten Preisen rechnen durfte. Drei Monate später eilte Leapman in das Büro des Vorsitzenden, den neuesten Katalog von Christie’s in der Hand. Mit gelben Post-it-Zetteln hatte er verschiedene Posten markiert, die unter den Hammer kommen sollten. Fenston tätigte einen Anruf, dann buchte er den nächsten Flug nach Rom.
    Drei Tage später entdeckte man Chris Junior auf der Toilette einer Schwulenbar. Mit durchschnittener Kehle.
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    Fenston war zu der Zeit immer noch auf Urlaub in Rom und Jack besaß Kopien seiner Hotelrechnung, seiner Flugzeugtickets und sogar seiner Kreditkartenabrechnungen in mehreren Geschäften und Restaurants.
    Die Gemälde wurden sofort aus der Christie’s-Versteigerung zurückgezogen, während die Polizei von Los Angeles ihre Ermittlungen aufnahm. Nach 18 Monaten ohne Beweise, aber mit vielen Sackgassen, wanderte die Akte zu den anderen offenen Fällen des LAPD im Keller. Der Schwester von Chris blieb nach all dem nur ein Model der Christina, der von ihrem Vater heiß geliebten Jacht.
    Jack warf die Akte von Chris Junior zur Seite und starrte auf den Namen Maria Vasconcellos, einer brasilianischen Witwe, die ein Haus und einen Garten voller Skulpturen geerbt hatte –
    und nicht gerade die Gartencenter-Variante. Moore, Giacometti, Remington, Botero und Calder gehörten zum Vermächtnis des Ehemannes von Señora Vasconcello. Unglücklicherweise verliebte sie sich in einen Gigolo und als dieser vorschlug …
    Das Telefon auf Jacks Schreibtisch klingelte.
    »Unsere Londoner Botschaft auf Leitung zwei«, meldete seine Sekretärin.
    »Danke, Sally.« Jack wusste, es konnte sich nur um Tom Crasanti handeln, der beim FBI am selben Tag angeheuert hatte wie er.
    »Hi, Tom, wie geht’s?«, fragte er, noch bevor er eine Stimme hörte.
    »In
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