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Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Titel: Die Falschmünzer vom Mäuseweg
Autoren: Stefan Wolf
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erkennen.
    Tarzan freilich hätte den Weg
in völliger Finsternis gefunden.
    Er lief ins Erdgeschoss,
huschte in die Telefonzelle und schloss die Tür hinter sich.
    Im Telefonbuch fand er Hehnes
Rufnummer.
    Kaum dass er gewählt hatte,
wurde abgehoben.
    »Hehne«, meldete sich der
Bankdirektor.
    »Hier ist Peter Carsten.
Entschuldigen Sie, dass ich so spät störe.«
    »Das macht nichts, Peter. Ich
bin sowieso eine Nachteule und finde immer erst spät ins Bett.«
    »Es geht darum, Herr Hehne: Ich
habe eine Beobachtung gemacht. Möglicherweise sehe ich Gespenster — trotzdem
fühle ich mich verpflichtet, Sie zu warnen.«
    »Das hört sich ja schlimm an.«
    »Sie wissen sicherlich, dass
zur Zeit eine Menge Falschgeld in der Stadt kursiert (umläuft). Einen
der mutmaßlichen Geldfälscher haben meine Freunde und ich zusammen mit der
Polizei ermittelt. Aber der Kerl ist flüchtig. In der Brückenkopfstraße, direkt
bei Ihrer Filiale, bin ich heute Nachmittag auf ihn gestoßen. Es ist dann noch
eine Menge passiert, aber das interessiert in diesem Zusammenhang nicht. Ich
will Sie nur warnen vor dem Kerl. Vielleicht hat er die Absicht, bei Ihnen
seine falschen Hunderter abzusetzen.«
    »Ist sehr nett, dass du
anrufst, Peter. Aber unser Kassierer passt auf.«
    Hehne war amüsiert. Er wollte
Tarzan nicht kränken und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen; aber der
Junge hörte es deutlich am Klang seiner Stimme.
    »Ich finde«, sagte er, »Sie
sollten das ernst nehmen. Der Kerl heißt Ferdinand Marker, hat ein grobes
Nussknackergesicht und trägt meistens...«
    »Kleinen Augenblick!«, wurde er
von Hehne unterbrochen. »Es hat geläutet. Ich sehe nur mal schnell nach.«
    Der Hörer wurde neben den
Apparat gelegt. Schritte entfernten sich.
    Tarzan wechselte den Hörer ans
andere Ohr und stützte sich gegen die Wand.
    Eigentlich gab’s jetzt nichts
mehr zu sagen. Am liebsten hätte er aufgelegt. Aber das wäre unhöflich gewesen.
    »He! Was wollen Sie?«, hörte er
Hehnes erschrockene Stimme.
    »Überfall!«, rief jemand.
»Verhalten Sie sich ruhig. Dann passiert Ihnen nichts. Sonst schlagen wir Sie
nieder.«
    »Um Gottes willen!« Hehne
schien zu zittern. »Was wollen Sie von mir?«
    »Halt den Mund!«, befahl jetzt
eine andere Stimme.
    Tarzan stand auf den
Zehenspitzen. Seine Hand krallte sich um den Hörer. Für einen Moment glaubte er
zu träumen. Aber es war raue Wirklichkeit, was er da wie ein Hörspiel erlebte.
    Hehne wurde überfallen. Und die
Stimme des Kerls, der zuletzt gesprochen hatte, gehörte ganz eindeutig —
Marker.
    Tarzan lauschte mit
angehaltenem Atem.
    »Wenn Sie vernünftig sind,
geschieht Ihnen nichts«, sagte Marker. »Aber wir können auch grob werden.
Umdrehen, Mann! Wir fesseln Ihnen die Hände und verbinden Ihnen die Augen. Aber
daran sterben Sie nicht. He, was ist?«
    Die Frage galt offenbar einem
Komplizen.
    Es mussten mindestens drei
sein, denn ein anderer sagte leise: »Das Telefon! Der Hörer.«
    Schritte näherten sich.
    Augenblicklich drückte Tarzan
auf die Gabel.
    Er atmete tief, um seine
Aufregung zu dämpfen, wählte Kommissar Glockners Privatnummer und musste lange
Augenblicke. warten, bis Gabys Vater sich meldete.
    »Bankdirektor Hehne wird
überfallen«, rief Tarzan. »Jetzt, in dieser Minute.« Hastig berichtete er.
    Mit keinem Wort wurde er von
Herrn Glockner unterbrochen. Erst zum Schluss sagte er: »Tarzan, ich fasse es
nicht, was du alles anschleppst. Bis später.«
    Tarzan rannte zum ADLERNEST.
    Klößchen schreckte hoch. »Wirst
du von Plümmer verfolgt?«
    »Wenn’s nur das wäre.«
    Er erzählte, während er sich in
fieberhafter Eile anzog.
    Klößchen hatte die
Nachttischlampe angeknipst, saß im Bett und staunte mit offenem Mund.
    »Und weshalb ziehst du dich
an?«
    »Denkst du, das lasse ich mir
entgehen? Ich fahre zu Hehne. Die Polizei wird vor mir dort sein. Aber ich will
sehen, wie Marker Handschellen kriegt.«
    »Au Backe!«, meinte Klößchen.
»Also wieder mal ein nächtlicher Ausflug. Hoffentlich wirst du nicht erwischt!«
    Spätestens um 22 Uhr schloss
Hausmeister Mandl alle Eingangstüren ab. Das bedeutete: Wer abhauen wollte,
musste durchs Fenster klettern. Und wenn man im zweiten Stock wohnte, hieß das:
Abseilen.
    Tarzan, dem gelenkigen Turner,
machte das keine Schwierigkeit. Er hatte ein Nylonseil, das er neben dem
Flurfenster an einem Haken in der Wand festmachte. Daran kletterte er hinunter
und später dann wieder hinauf. Für Klößchen freilich war
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