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Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Titel: Die Falschmünzer vom Mäuseweg
Autoren: Stefan Wolf
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doch
nicht wahr sein! Ich habe es dort abgeliefert und... An wen haben Sie sich denn
gewandt? An einen älteren Herrn, klein und grauhaarig? Also, da muss doch ein
Irrtum vorliegen. Anders kann ich mir das nicht erklären. Aber wenn Sie wollen,
mein Herr — jetzt hätte ich Zeit. Ich komme gern mit zum Fundbüro. Du, Pfote,
musst ja leider nach Hause.«
    Er sah sie an und blinzelte
rasch.
    Das hieß: Verständige deinen
Vater!
    Gaby nickte. Aber der Schreck
stand ihr noch allzu deutlich im Gesicht. Wie einen Schutzschild hielt sie den
Kalender vor sich.
    Misstrauisch musterte Marker
die beiden.
    »Auf deine Begleitung pfeife
ich!«, knurrte er. »Ich werde nochmal nachfragen. Solltest du gelogen haben,
dann gnade dir Gott!, wenn wir uns das nächste Mal begegnen.«
    »Ich«, erwiderte Tarzan mit
Betonung, »habe ein reines Gewissen.«
    Markers Wut war nicht
verraucht. Aber hier, wo zahlreiche Leute vorbeikamen, musste er sich zügeln.
Zu gern hätte er diesem Bengel seine schwere Faust an den Kopf gesetzt. Doch
das war unmöglich. Hier jedenfalls nicht. Aber nachholen würde er das bestimmt;
denn dass dieser Bengel log, davon war er überzeugt.
    Wenn ich ihn weglocken könnte!,
überlegte der Ganove. Und ihn irgendwo schnappe — dann wird der schon zugeben,
was die Wahrheit ist. Aber hier — vor der Bank, die wir heute Nacht knacken —
hier muss ich stillhalten.
    Er knirschte mit den Zähnen.
Ein Blick spießte Tarzan auf. Dann wandte sich der Ganove ab und stapfte zur
Straße.
    »Du hast vielleicht Nerven!«,
flüsterte Gaby. »Ich dachte, ich versinke im Schnee. Aber geglaubt hat er’s
nicht.«
    »Der ist so misstrauisch, dass
er sich schämen sollte. Vielleicht hat er sein Leben lang schlechte Erfahrungen
gemacht.«
    Sie beobachteten, wie Marker
die Straße überquerte. Würde er in einen Wagen steigen? Das wäre dann ein
Anhaltspunkt; denn über das Kfz-Kennzeichen konnte sich eine Spur ergeben.
    Aber Marker schritt die Straße
hinunter, hatte die Hände in die Taschen geschoben und das Nussknackergesicht
auf die Brust gesenkt. Er sah sich nicht um. Aber er ging auf ein versetzt
stehendes Geschäftshaus mit großen Schaufensterscheiben zu. Sie spiegelten die
gesamte Straße hinter ihm. Leicht hätte er einen Verfolger bemerkt.
    »Ich gehe ihm nach«, sagte
Tarzan. »Ruf bitte deinen Vater an, Pfote! Sag ihm, dass ich mich melde, sobald
ich Markers Adresse kenne.«
    »Mach’s nicht!« Angstvoll sah
sie ihn an. »Der merkt doch, dass du ihm folgst.«
    »Das riskiere ich!«
    Lächelnd stupste er ihr einen
Finger auf die Nase, dann nahm er sein Rad und schob es zur anderen
Straßenseite hinüber.
    Er sah gerade noch, wie Marker
eine neue Richtung einschlug und in einer schmalen Gasse verschwand.
    Im Eiltempo jagte er hinterher.
Einmal noch drehte er sich um. Gaby stand auf demselben Fleck und schien vor
Sorge zu bibbern. Er winkte ihr zu.
    Fünf Minuten später war Tarzan
überzeugt, dass Marker ihn irgendwohin locken wollte. Der Ganove ging langsam.
Er sah sich nur selten um und dann ganz unauffällig. Aber er schien seinen
Verfolger zu ahnen, obwohl Tarzan jedes Versteck nutzte, das sich ihm bot.
    Es begann zu schneien.
    Bald fielen die Flocken so
dicht, dass die Sicht immer kürzer wurde.
    Längst hatten sie Gelfing, das
schicke Stadtviertel, verlassen.
    Wo sie sich jetzt befanden,
wusste Tarzan nicht genau. Aber anheimelnd sah die Gegend nicht aus.
Brauerei-Depots hatten hier ihren Abholmarkt. Es gab zahlreiche Lagerhäuser und
Schuppen. Tarzan sah die Schilder von Fuhrunternehmen und Heizöl-Handlungen,
aber keine Wohnhäuser.
    Markers eckige Gestalt war nur
noch ein Schemen im Schneegestöber. Er ging an einer langen Fabrikmauer entlang
und verschwand um die Ecke.
    Tarzan zögerte, bevor er die
Ecke erreichte. Er sah Markers Fußspuren im Schnee. Flocken setzten sich in die
Vertiefungen und in einigen Minuten war sicherlich alles zugedeckt.
    Wenn ihm der Kerl auflauern
wollte, dann war hier der richtige Ort. Eine einsame Gegend. Weit und breit
keine Menschenseele und das Schneegestöber erstickte alle Laute.
    Er wich etwas von der Mauer
zurück, bevor er um die Ecke sah.
    Hier befand sich der Eingang zu
dem Gelände einer Fabrik, die offenbar stillgelegt war. Er bemerkte verfallene
Gemäuer mit leeren Fensterhöhlen, verwahrloste Gebäude und baufällige Schuppen.
    Hinter einen führten Markers
Spuren.

    Na schön!, dachte Tarzan. Kann
ja auch sein, er hat hier seinen Schlupfwinkel. Überprüfen muss
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