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Die falsche Tochter - Roman

Die falsche Tochter - Roman

Titel: Die falsche Tochter - Roman
Autoren: Nora Roberts
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Backen zu ihrem Beruf gemacht.
    Suzanne’s Kitchen war in einem einzigen Zimmer entstanden,
in einem kleinen Haus, das nur einen Steinwurf von Suzannes Elternhaus entfernt lag. Zuerst hatte sie nur von zu Hause aus verkauft und alles – von der Planung über das Backen und Einpacken bis zur Lieferung – selbst gemacht. Innerhalb von fünf Jahren war die Nachfrage nach ihren Backwaren jedoch so stark gestiegen, dass sie eine Hilfe einstellen und einen Lieferwagen kaufen musste. Zu dieser Zeit verkaufte sie ihre Produkte bereits im ganzen Bezirk, und weitere fünf Jahre später belieferte sie das ganze Land.
    Obwohl Suzanne mittlerweile längst nicht mehr selbst backte, und eigene Abteilungen ihres Unternehmens für Verpackung, Vertrieb und Werbung zuständig waren, stand sie immer noch gerne in der Küche, um neue Rezepte auszuprobieren. Sie lebte allein in einem großen Haus auf einer Anhöhe direkt am Waldrand. Ihre riesige, sonnendurchflutete Küche war ganz in Blau eingerichtet und verfügte über vier professionelle Öfen und zwei tadellos aufgeräumte Speisekammern. In einem Erker standen ein gemütliches Sofa und ein Polstersessel, wo Suzanne sich ausruhte, wenn sie erschöpft war. Auf einem Tisch stand ein Computer, den sie nutzte, wenn sie ein Rezept aufschreiben oder etwas nachschauen musste. Durch eine Flügeltür gelangte sie in einen gepflasterten Innenhof und von dort in den Garten. Die Küche war das größte Zimmer im Haus, und Suzanne konnte ganze Tage darin verbringen. Sie war mittlerweile zweiundfünfzig, eine sehr reiche Frau, die überall auf der Welt hätte leben können. Aber sie zog es vor, in ihrem Heimatort zu bleiben.
    Während sie jetzt, vor sich hinsummend, Eier und Sahne in einer Schlüssel vermischte, lief im Hintergrund der Fernseher. Mit geschlossenen Augen probierte Suzanne die Creme und gab noch einen Teelöffel Vanille dazu. So, jetzt war sie perfekt. Sorgfältig schrieb sie die Zutaten auf ihren Block.
    Als um halb sechs die Nachrichten begannen und sie hörte, dass Woodsboro erwähnt wurde, schenkte sie sich ein Glas Wein ein und wandte sich dem Fernseher zu. Lächelnd beobachtete sie, wie die Kamera die Main Street entlangfuhr, vorbei
am Laden ihres Vaters. Dann wurden die Hügel und Felder vor der Stadt gezeigt, und die Reporterin erzählte von einer historischen Siedlung, die dort entdeckt worden sei. Suzanne trat näher an den Bildschirm heran. Auch ihren Vater würde es bestimmt freuen, dass die Reporterin davon sprach, wie bedeutend der Fund war und welche Aufregung in der wissenschaftlichen Welt über die bevorstehende Ausgrabung herrschte.
    Sie nippte an ihrem Wein und überlegte gerade, ob sie nach dem Bericht ihren Vater anrufen sollte, als die Reporterin eine Frau Dr. Callie Dunbrook vorstellte. Suzanne starrte entgeistert auf das Gesicht der Archäologin. Sie verspürte ein Brennen in der Kehle und trat noch näher an den Bildschirm heran. Ihr Herz begann heftig zu schlagen, als sie die bernsteinfarbenen Augen unter den geraden Brauen sah. Ihr wurde heiß und dann wieder kalt, und in ihrem Körper summte es wie in einem Bienenstock. Als Callie dann ihre Lippen zu einem Lächeln verzog und die drei Grübchen sichtbar wurden, fiel Suzanne das Glas aus den zitternden Fingern. Es schlug auf dem Fußboden auf und zersprang in tausend Scherben.

3
    Suzanne saß im Wohnzimmer ihres Elternhauses. Lampen, die sie zusammen mit ihrer Mutter zehn Jahre zuvor ausgesucht hatte, standen auf Deckchen, die ihre Großmutter gehäkelt hatte, lange bevor Suzanne geboren wurde.
    Das Sofa war neu. Sie hatte ihren Vater nur mit Mühe überreden können, sich von dem alten zu trennen. Die Teppiche waren für den Sommer aufgerollt und weggeräumt worden, und die Wintervorhänge waren durch gepunktete Sommergardinen ersetzt worden. Diese Jahreszeitenroutine hatte ihre Mutter schon vor langer Zeit eingeführt, und Suzannes Vater hatte diese Tradition nach ihrem Tod fortgesetzt.
    Suzanne hatte die Hände so fest auf ihren Bauch gepresst, dass die Knöchel weiß hervortraten. Es sah aus, als müsse sie das Kind, das einst in ihrem Leib gewachsen war, beschützen. Aus ihrem Gesicht war alle Farbe gewichen. Douglas hockte auf der Kante eines Barcaloungers, der älter war als er selbst, und beobachtete seine Mutter aus den Augenwinkeln. Sie saß da wie erstarrt und machte einen völlig abwesenden Eindruck. Unwillkürlich zog sich ihm der Magen zusammen.
    Im Zimmer roch es angenehm nach dem
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