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Die Falken Gottes

Die Falken Gottes

Titel: Die Falken Gottes
Autoren: Michael Wilcke
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Ist es dort anders als hier?«
    »Wälder«, sagte er, »Schweden ist ein Reich von Wäldern, Äckern, mehr Wäldern, ein wenig Weideland und weitere Wälder, an deren Rändern dann und wann recht selten kleine hölzerne Siedlungen auftauchen. Die Menschen, denen du dort begegnest, sind Bauern – schmutzige, langhaarige Landmänner, aber geduldig und gastfreundlich wie kaum eine zweites Volk auf Erden.«
    Anneke drehte ihm ihr Gesicht zu. »Wirst du dorthin zurückkehren?«
    Er zögerte kurz. »Die Friedensverhandlungen werden wohl bald ein Ende finden. Vielleicht schon im nächsten Jahr. Ich würde lügen, wenn ich behaupte, daß es mich nicht zurück nach Schweden zieht.«
    Anneke spürte seinen Atem auf ihrer Stirn. Dann beugte er sich zu ihrem Ohr und flüsterte so leise, als gäbe es an diesem menschenleeren Strand jemanden, der sie belauschen würde: »Und es würde mich glücklich machen, wenn du mich begleitest.«
    Wollte sie das? Wollte sie sich tatsächlich voll und ganz in die Hände dieses Mannes begeben, dem der Ruf eines Weiberhelden und Hasardeurs anhing und der auch in den vergangenen Tagen stets ein wenig unberechenbar für sie geblieben war?
    Anneke blickte über das Meer. Die
Fama
war nun nicht mehr zu erkennen, und doch würde sie noch mehrere Tage das Meer befahren, bevor sie den Hafen von Stockholm erreichte. Eine Entfernung, die Anneke vor einigen Wochen noch unüberwindlich vorgekommen war.
    »Dann also Schweden«, sagte sie und lehnte den Kopf an Magnus’ Schulter.
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|314| Nachwort
    Wie jeder Roman ist auch dieses Buch eine Mischung aus Fakten und Fiktion. Viele Personen und Begebenheiten sind meiner Phantasie entsprungen, den historischen Hintergrund habe ich hingegen versucht, so authentisch wie möglich wiederzugeben.
    Die ›Falken Gottes‹ haben nie existiert. Ove Dahlgren ist ebenso wie die Magd Anneke und Magnus Ohlin eine erfundene Figur. Angelehnt sind die Motive der ›Falken Gottes‹ an der Lehre der sogenannten Monarchomachen (griech.: Monarchenbekämpfer), die in der Taufe und im Abendmahl Gott Gehorsam gelobten und den Eid ablegten, gewaltsam gegen jede Obrigkeit Widerstand zu leisten, die sich in ihren Augen gegen Gottes Willen richtete.
    Zum Ziel der fanatischen Eiferer wurde in meinem Roman Königin Christina von Schweden. Auch wenn die Königin natürlich nicht im Jahr 1647 heimlich nach Münster und Osnabrück gereist ist, um die katholische Taufe zu empfangen, sind ihre Motive nicht aus der Luft gegriffen. Schon in jungen Jahren faszinierte Christina die Vorstellung eines toleranten und konfessionslosen Christentums, und sie fühlte sich mit der Zeit immer stärker zum Katholizismus hingezogen.
    In dem Spielfilm
Königin Christine
aus dem Jahr 1933 wird die Monarchin von Greta Garbo dargestellt. So sehr die klassisch-kühle Schönheit der Garbo auch für die Kinoleinwand taugen mochte, wird sie der Verkörperung des historischen Vorbildes kaum gerecht. Christina empfand einen starken Widerwillen gegen alles Frauliche, für ihre |315| offensichtliche Bisexualität fand man im siebzehnten Jahrhundert weder einen Namen noch eine Erklärung. Die hochgebildete Königin zeichnete sich durch ihre Verschwendungssucht, aber auch durch ihre Toleranz gegenüber allen christlichen Religionen aus. Es paßt in das Bild dieser ungewöhnlichen Freidenkerin, daß sie – die Königin des mächtigsten protestantischen Staates – am 6. Juni 1654 dem Thron entsagt und nach ihrer Abdankung wenige Monate später in Brüssel heimlich zum katholischen Glauben übertritt. Christina verläßt Schweden und wird im Dezember 1655 von Papst Alexander VII. (dem früheren Nuntius Fabio Chigi) in Rom aufgenommen. Die anfängliche Begeisterung des Papstes für die prominente Konvertitin schlägt jedoch aufgrund von Christinas rüpelhaftem Benehmen und ihrer Vorliebe für derbe Scherze bald in Empörung um. Im Jahr 1658 soll Papst Alexander gegenüber dem Gesandten von Venedig geklagt haben, Christina sei »eine Frau, als Barbarin geboren, barbarisch erzogen und den Kopf voller barbarischer Gedanken«.
    Auch wenn Christina die Nerven des Papstes beizeiten wohl arg strapaziert, wird sie bald als die »nordische Minerva« bezeichnet. In ihrem Wohnsitz, dem Palazzo Riario, baut sie eine der größten Kunstsammlungen der Welt auf, die unter anderem aus Gemälden, Skulpturen, Wandteppichen, Fresken und einer riesigen Bibliothek besteht. 1680 beginnt sie
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