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Die Fahrt nach Feuerland

Die Fahrt nach Feuerland

Titel: Die Fahrt nach Feuerland
Autoren: Heinz G. Konsalik
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oder was weiß ich stärker als Sie, mal sind Sie der Sieger. Hundertmal gelingt Ihrem Kollegen von der Chirurgie die Verkürzung eines Magens oder die Herausnahme einer Niere, und einmal oder zweimal geht es schief. Wirft er deswegen sein Besteck an die Wand und verkriecht sich?! Sagen Sie bitte nicht, Herr Professor, das sei etwas ganz anderes! Was ist Ihr Spezialgebiet, Herr Professor?«
    »Die Pankreopathie. Also alles, was mit dem Pankreas zusammenhängt«, sagte Dehner säuerlich.
    »Und mich hat das Meer eingefangen. Hat es einen Sinn, darüber zu diskutieren?«
    »Mit Ihnen nicht! Mich interessiert nur, wie es weitergehen soll.«
    »Mich auch!« Losskow lachte jungenhaft. »Wie lange werde ich im Bett bleiben müssen?«
    »Bis Ihr gesamter Organismus sich wieder normalisiert hat. Fast möchte ich – zu Ihrem Schutz! – wünschen, daß irgendein kleiner Defekt zurückbleibt!«
    »Sie sind ein geradezu gefährlicher Arzt, Professor! Nächsten Samstag flüchte ich aus Ihrer Fürsorge. Einverstanden?«
    »Nur auf eigene Verantwortung!« Professor Dehner setzte sich auf die Bettkante und drückte auf die Sprechtaste des kleinen Senders, den er in der Brusttasche trug. »M-Wagen auf 18!« sagte er. Und zu Losskow, mit einem schiefen Lächeln: »Ich gebe Ihnen eine Injektion, die Ihr Herz kräftigt und Ihnen gleichzeitig einen guten Schlaf verschafft. Und noch eins: Sie haben eine Roßnatur! Die wenigsten hätten dieses Helgoland-Abenteuer überlebt! Aber darauf brauchen Sie nicht stolz zu sein! Auch Ihre unanständige Gesundheit hält nicht ewig.«
    Ein guter Journalist kann sogar das Liebesleben einer 80jährigen Urgroßmutter verkaufen, und wenn er ein Star in seinem Beruf ist, liefert er auch noch die Fotos dazu. Man kann nicht sagen, daß Dieter Randler ein solcher Topmann war, aber er besaß immerhin etwas, was zu seinem Beruf gehörte wie zu einem Tabakmischer oder einem Parfümeur: Er besaß den richtigen Riecher. In seinem Fall: den Riecher für Sensationen oder für Situationen, aus denen man eine Sensation machen konnte.
    Als man ihm erzählte, ganz beiläufig am Stammtisch, daß man Peter von Losskow bei Helgoland aus der Nordsee gefischt hatte, nachdem er in einen Orkan hineingesegelt war, blickte Randler einen Moment still vor sich hin und sagte sich dann: Daraus kann man etwas machen! ›Der einsame Kampf Mann gegen Meer.‹
    Mit seinem kleinen Sportwagen brauchte er nur knapp anderthalb Stunden bis Wilhelmshaven. Dort stieß er im Krankenhaus zunächst auf den Widerstand des Professors.
    »Der Patient braucht Ruhe!« sagte Dehner barsch. »Außerdem – was soll die Presse hier? Ist es so selten, daß jemand ins Wasser fällt und wieder 'rausgefischt wird?! Mein Krankenhaus ist nicht dazu da, Ihnen die Sauregurkenzeit zu versüßen!«
    »Ich komme als Peters Freund, nicht als Journalist. Übrigens – wäre das nicht eine gute Schlagzeile: ›Professor Dehner besiegt Unterkühlungstod‹?«
    Professor Dehner hielt es für klüger, sich mit dem Journalisten nicht in eine Diskussion über wirksame Schlagzeilen einzulassen. Herrisch winkte er ab.
    »Sie können sich mit Ihrem Freund unterhalten, wenn er das Krankenhaus wieder verläßt. So lange – das verspreche ich Ihnen – bleibt er unbelästigt in seinem Bett! – Habe die Ehre!«
    »Ah! Sie sind Wiener?« fragte Dieter Randler fröhlich.
    Der Professor stutzte, sagte: »Raten Sie mal!« und entfernte sich schnell. Ein Krankenpfleger mit kantigem Kinn und breiten Schultern grinste Randler an. Er hob seine imponierenden Hände und zeigte sie, als seien sie zur Versteigerung freigegebene Kunstwerke.
    »Gehen wir?« fragte er nett, wenngleich mit grollendem Unterton.
    Randler sah ein: gegen so viel Pressefeindlichkeit war nichts zu machen, auch nicht mit dem obligatorischen Geldschein. Er nickte devot und verließ die Klinik. Aber unten, in der Aufnahme, blieb er stehen und zog ein enttäuschtes Gesicht.
    »Ich bin doch ausgesprochen dämlich!« sagte er zu der verblüfften Schwester, die vor ihrer kleinen Säulen-Kartei mit den Namen der Patienten saß. »Ich komme eben von Herrn von Losskow. Peter von Losskow. Mein Schulfreund. Und merke mir die Zimmernummer nicht! Zu dämlich. Fängt so die Verkalkung an, Schwester? Wie ist die Nummer noch mal?«
    Die Schwester drehte die Kartei, fand den Namen und antwortete: »Zimmer 139. Privatstation Professor Dehner. Erster Stock.«
    »Stimmt!« Randler schlug sich mit der linken Hand klatschend gegen die
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