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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße
Autoren: Jack McDevitt
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hatte Karik ihr den Kopf getä t schelt, und sie erinnerte sich, daß er schon damals stä n dig geistesabwesend gewirkt und den Eindruck erweckt hatte, daß er in Eile war und fort mußte.
    »Er meint zu wissen, wo Haven liegt. Er möchte, daß ich mit ihm gehe, um es zu finden.«
    Chaka wußte Bescheid über Haven. Sie wußte, daß Haven nur ein Märchen war und kein realer Ort. »Du machst wohl Witze!«
    »Ich mache nie Witze, Chaka.«
    »Ich dachte, es sei nur ein Märchen.«
    »Vielleicht ist es das auch. Karik ist allerdings and e rer Meinung.«
    »Und wo liegt Haven?«
    »Irgendwo im Norden. Er will nicht sagen, wo genau. Aber er sagt, daß er ganz genau weiß, wie wir hinko m men.«
    Arin war so hübsch an jenem Morgen. »Wie lange wirst du weg sein?«
    »Vielleicht sechs Monate.«
    »Das alles sieht nach vielen Schwierigkeiten aus. Warum macht ihr das?«
    »Haven ist ein Stück Geschichte, Chaka. Denk dir, wie es dort sein mag!«
    »Die Schätze!«
    »Ja. Vielleicht hat es tatsächlich eine Oktoberpatroui l le gegeben, und vielleicht haben sie tatsächlich einen Teil der Straßenbauerwelt gerettet.« Er beugte sich zu ihr. »Abraham Polk ist wahrscheinlich eine Erfindung. Vielleicht stimmt an der ganzen Geschichte kein Wort. Aber es könnte ein Funken Wahrheit drinstecken. Wir wissen es nicht, bevor wir nicht selbst hingehen und nachsehen.«
    Sie fragte ihn, ob sie auch mitkommen dürfe. Er l ä chelte sein hinreißendes Lächeln und strich ihr durch die Haare.
     
    »Er hat nie wirklich in unserer Zeit gelebt.« Der Sprecher war rundgesichtig, bärtig und ermüdend. »Man könnte fast sagen, er lebte in Wirklichkeit bei seinen Straßenbauern. In seinem eigenen Haus war Karik nur ein Durchreisender.«
    Selbst Chaka wußte, daß Karik sich in sein Haus zurückgezogen und neun Jahre lang nicht mehr hervorgekommen war.
    Die Bemerkung schien gänzlich daneben, und sie unterdrückte ein Lächeln.
    Andere gaben ähnliche Rührseligkeiten von sich, und nach einer Weile begriff Chaka, daß niemand in jüngerer Zeit mit Karik Kontakt gehabt hatte. Karik Endine war ein Mann geworden, der nur noch in der Ferne existiert hatte. Jemand, den man nur am Rande wahrnahm. Wie es schien, war niemals jemand mit ihm ausgegangen, und es hatte keinerlei vertrauliche Kontakte gegeben. Niemand sagte: Er war mein Freund. Und niemand sagte: Ich habe ihn geliebt.
    Noch etwas fehlte in den Würdigungen: Niemand erwähnte die Expedition nach Haven. Fast, als hätte sie niemals stattgefunden.
    Flojian bemühte sich, Trauer zu zeigen, doch nach einer Weile gab er auf und bewegte sich unter den Anwesenden mit einem leerem Gesichtsausdruck, mit dem er seine Erleichterung verbarg, daß der alte Mann endlich gestorben war. Flojian hatte eine akademische Laufbahn wie die seines Vaters gemieden und eine nützlichere und ganz sicher einträglichere Beschäftigung gefunden: Er besaß zwei Fährschiffe und einen Schleppbetrieb, der Flachboote mit Hilfe von Pferden flußaufwärts zog. Die Villa befand sich seit vier Generationen in Familienbesitz, doch während Kariks Zeit war sie vernachlässigt worden und heruntergekommen. Flojian hatte sie mit seinem Geld restauriert, neu möbliert und unterhalten. Sein Vater war ein Träumer gewesen. Flojian sah darin nichts Falsches, doch es brauchte Männer der Tat wie ihn selbst, um eine Welt zu erschaffen, in der Träumer leben konnten. Chaka war kurz nach dem Tod ihres Vaters zu Karik gegangen.
    Sie hatte nie genau erfahren, was Arin zugestoßen war. Also war sie zur Villa Kariks gegangen und hatte an die Tür geklopft, entschlossen, die Wahrheit zu erfahren. Er hatte sie lange warten lassen. Es war ein richtiger Nervenkrieg gewesen, bis Karik schließlich aufgegeben und geöffnet hatte.
     
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich habe geschlafen.«
    Sein Tonfall ließ erkennen, daß es eine Lüge war. Und Chaka fühlte ungeachtet des großen Altersunterschiedes die Wut in sich aufsteigen.
    »Mein Vater erzählte mir, Arin sei ertrunken, Master Endine«, sagte sie. »Ich frage mich, ob Sie mir nicht g e nau erklären können, was geschah.«
    Er stand in der Tür. Ein furchterregender Anblick im Mondlicht. »Komm herein, Chaka.«
    »Es tut mir leid, wenn ich Sie störe.«
    »Du störst nicht.«
    »Ich weiß, daß mein Vater mit Ihnen gesprochen hat.« Vater war nach Hause gekommen, hatte in das Feuer gestarrt und gesagt, Arin sei von einer Strömung erfaßt worden und ertrunken. Mehr nicht.
    Karik bot ihr
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