Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
Schotten, und unser Schicksal wird sich entscheiden. Ich weiß, dass die Schotten die größere Gefahr darstellen. Jeder denkt, es seien die Franzosen - dein Bruder hat nur die Franzosen im Kopf -, aber diese jungen Männer haben keine Ahnung vom wahren Krieg. Ein Feind jenseits des Meeres ist, wenn auch verhasst, so doch weniger gefährlich als der Feind, der einfach über Nacht unsere Grenzen überschreiten kann.«
Fast sehe ich Arthur in der Dunkelheit hinter meinen geschlossenen Augenlidern. »Oh ja«, fahre ich lächelnd fort. »Du glaubst vielleicht, dass eine Frau kein Heer führen kann. Du glaubst vielleicht, dass eine Frau keine Rüstung tragen kann. Aber ich weiß mehr über den Krieg als die meisten Männer an diesem friedlichen Hofe. Sie vertreiben sich die Zeit mit Turnieren und glauben, der Krieg sei etwas Ähnliches, nichts weiter als ein Spiel. Ich aber kenne den Krieg. Ich habe ihn erlebt. Und deshalb werde ich dieses Jahr in den Krieg ziehen, wie meine Mutter. In diesem Jahr werde ich unseren Feind angreifen, unseren einzigen wahren Feind. Denn England ist nun mein Land, du selbst hast es dazu gemacht. Ich werde es für dich und mich und für unseren Sohn verteidigen.«
***
Die Vorbereitungen für den Krieg gegen Frankreich schritten zügig voran. Katharina und ihr getreuer Gehilfe Thomas Wolsey ergänzten täglich die Musterrollen, sammelten Proviant, ließen Waffen schmieden und Freiwillige exerzieren. Wolsey fiel auf, dass die Königin zwei Musterrollen hatte, es kam ihm fast so vor, als wolle sie zwei Heere aufstellen. »Glaubt Ihr, wir müssen gleichzeitig gegen die Schotten kämpfen?«, fragte er argwöhnisch.
»Dessen bin ich sicher.«
»Die Schotten werden losschlagen, sobald unsere Truppen sich nach Frankreich einschiffen«, stimmte er ihr zu. »Wir werden die Grenzbefestigungen verstärken müssen.«
»Ich hoffe, mehr als das zu tun«, sagte Katharina.
»Seine Gnaden, der König, wird sich keinesfalls von seinem Feldzug gegen Frankreich abbringen lassen«, betonte er.
Doch auch damit erreichte er nicht, dass die Königin ihn in ihre Pläne einweihte. »Ich weiß. Wir müssen dafür sorgen, dass er für den Einfall in Calais eine große Streitmacht zur Verfügung hat.«
»Ein paar Soldaten sollten wir jedoch zur Verteidigung gegen die Schotten zurückbehalten. Denn sie werden mit Sicherheit angreifen«, warnte Wolsey.
»Dafür reichen die Grenztruppen«, sagte sie wegwerfend.
In seinem neuen dunkelblauen Umhang kam der junge, hübsche Edward Howard, um Katharina Lebewohl zu sagen. Die Flotte war im Begriff abzulegen. Die Order lautete, die Franzosen entweder im Hafen festzusetzen oder sie in eine Seeschlacht zu verwickeln.
»Gott segne Euch«, sagte die Königin, deren Stimme vor Bewegung leicht zitterte. »Gott segne Euch, Edward Howard, und möge das Glück Euch stets hold sein.«
Der junge Mann verneigte sich tief. »Ich habe das Glück, Günstling einer mächtigen Königin zu sein und einem großen Lande zu dienen«, sagte er. »Es ist mir eine Ehre, meinem Lande, meinem König und ...«, er senkte die Stimme zu einem vertraulichen Flüstern, »... Euch zu dienen, Herrin.«
Katharina schmunzelte. Heinrichs Freunde neigten zu dem schwärmerischen Verhalten der Ritter der Tafelrunde. Stets geisterte Camelot durch ihre Köpfe. Sie selbst verkörperte seit der Thronbesteigung in diesem Stück die Rolle der Artus-Gemahlin. Katharina mochte Edward Howard lieber als jeden anderen der jungen Männer. Sein fröhliches, offenes Wesen machte ihn allseits beliebt, und er war mit Leib und Seele Kommandeur zur See - eine Eigenschaft, die ihn Katharina empfahl, da sie die Sicherheit Englands nur durch die Beherrschung der Meere gewährleistet sah.
»Ihr seid mein Ritter, und ich verlasse mich darauf, dass Ihr uns Ehre macht«, sagte sie zu ihm, und der junge Howard strahlte vor Freude, während er den dunklen Kopf zu einem Handkuss neigte.
»Ich werde Euch französische Schiffe bringen«, versprach er. »Ich habe die schottischen Piraten nach London gebracht, und nun sollt Ihr französische Galeonen haben.«
»Die brauche ich auch«, sagte Katharina ernsthaft.
»Und Ihr sollt sie haben - und wenn es mich das Leben kosten sollte!«
Sie hielt einen mahnenden Finger hoch. »Nicht sterben, bitte. Ich brauche Euch lebend.« Sie reichte ihm die andere Hand. »Ich werde jeden Tag an Euch denken und Euch in meine Gebete einschließen«, versicherte sie.
Edward Howard erhob sich und
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