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Die ewige Nacht: Die Legende von Wasgo (German Edition)

Die ewige Nacht: Die Legende von Wasgo (German Edition)

Titel: Die ewige Nacht: Die Legende von Wasgo (German Edition)
Autoren: Michael Rusch
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ihr ohrenbetäubendes Brummen. Alle Luft vertrieb sie mit ihren schnellen Flügelschlägen. Antares konnte nicht mehr atmen. Wäre die Wespe so über ihrem Opfer stehen geblieben, wäre Antares unweigerlich erstickt. Er konnte keinen Zauberspruch aufsagen. Also entschloss er sich, aus dem Buch der Bewegungen eine Geste anzuwenden. Damit wollte er das Tier zum Stillstand zwingen. Antares ließ seine linke Hand durch die Luft sausen. Dabei malte er mit seiner linken Hand einen geschlossenen Kreis in die Luft. Aber als er den Kreis vollendet hatte, zog er seine Hand von oben nach unten und teilte so den Kreis. Die Wespe befand sich gerade mit ihrem Leib in dem geteilten Kreis. Der Unterleib war in dem rechten Halbkreis und der Oberleib im linken.
    Deshalb brachte Antares die Riesenwespe nicht zum Stilstand. Dann wäre sie gelandet und bewegungsunfähig auf dem Feld sitzen geblieben. Weil Antares den Kreis geteilt hatte, wurde auch das sich darin befindliche Tier geteilt. Der Oberkörper flog weiter und der Unterkörper stürzte ab. Da Antares aber direkt unter der Wespe stand, fiel der Stachel auf seinen rechten Oberschenkel und brach ihm das Bein. Bis zum Waldrand musste er es jetzt aber noch schaffen. ‚Dort werden wir Zeit haben, mir einen Verband anzulegen oder nach einem Heilungszauber in den Zauberbüchern zu suchen, um mit ihm mein verletztes rechtes Bein heilen zu können‘, dachte Antares.
    Endlich hatte er sich unter die Bäume geschleppt. Luziferine hatte ihm am Waldrand im Gebüsch einen Platz hergerichtet, so dass er sich einigermaßen bequem hinsetzen konnte. Angestrengt dachte er an Heilungszauber, aber seine Schmerzen waren zu groß, als dass er einen klaren Gedanken fassen konnte. Wasgo lag neben ihm auf dem Boden. Antares nahm das Kind in seine Arme. Es schlief. Er legte dem Kind liebevoll und fürsorglich die Decke, in die es eingewickelt war, erneut um den kleinen Körper. Sie hatte sich von den Schultern abwärts von dem Neugeborenen gelöst. Wohlig räkelte sich das kleine Geschöpf in den Armen seines Vaters, als wenn es sagen wollte: „Vater, ich fühle mich bei dir wohl und geborgen.“
    Voller Liebe und Stolz betrachtete Antares seinen Sohn. Wasgo war ein schönes Baby. Aber es war nicht nur die Schönheit dieses noch so hilflosen Kindes, das Antares' Herz weit machte. Eine wohlige Wärme breitete sich in Antares aus, als er das Kind betrachtete. Es ging von diesem Kind etwas ganz Besonderes aus. Was es war, konnte Antares selbst nicht sagen. Aber dann erkannte er doch, was seinen Sohn zu etwas Besonderem machte. Wasgo strahlte Frieden aus.
    Am liebsten hätte Antares in diesem Augenblick in die Schale der Erkenntnis gesehen, um zu erfahren, welches Schicksal seinen Sohn erwarten sollte. Aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass er nicht mit Hilfe dieser Schale die Zukunft erforschen durfte, wenn es um das Leben seines Sohnes ging. Antares hatte die Schmerzen in seinem rechten Bein vergessen. Liebevoll nahm er eine Hand seines Sohnes und führte diese zu einer bestimmten Bewegung. Diese Bewegung zielte auf Antares' rechtes Bein. Sein Schmerz verging nun vollends.
    Das Bein war geheilt. Wasgo sah seinen Vater von unten aus seinen kleinen Äuglein an. Er lächelte ihm ins Gesicht, Antares konnte es genau sehen. Wasgo war glücklich und er, der Vater des Jungen, war es auch.
    Luziferine drängte zum Weitermarsch. Weitere Gefahren und Abenteuer warteten auf die kleine Familie.
    Antares gab dem Drängen seiner Frau nach. Zu gerne hätte er noch etwas ausgeruht. Aber da sein Bein jetzt wieder in Ordnung war, konnte er ohne Schmerzen und mit frischen Kräften weiterwandern. Luziferine führte ihre Familie in einen tiefen, dichten Wald hinein. Ständig gingen sie bergauf. In nur wenigen Stunden gewannen sie an die neunhundert Höhenmeter. Der Weg führte durch gefährliches Geröll. Einmal nur auszurutschen würde den sicheren Tod bedeuten. Sie mussten aufpassen, wo sie hintraten. Das Geröll gab schnell und oft nach. Wenn Antares und Luziferine nicht mit den lockeren Steinen nach unten rutschen wollten, mussten sie die Augen im Dunklen gut offen halten. Antares wollte wissen, wo sie ihn hinführen wollte.
    „Ich habe dir doch von der Höhle erzählt“, sagte Luziferine erstaunt.
    „Von welcher Höhle redest du, meine Liebe?“, fragte Antares ebenso erstaunt. Er sprach weiter: „Du hast mir noch nichts erzählt. Ich vertraue dir und glaube, dass du weißt, was du tust, aber wir hatten doch noch
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