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Die ewige Bibliothek

Die ewige Bibliothek

Titel: Die ewige Bibliothek
Autoren: James A. Owen
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Planes bestand darin, Sie beieinander zu halten, bis der Umkehrungspunkt eintreten konnte. Das war der Grund für die Machenschaften an der Universität. Wenn Galens Ehrgeiz auf die Möglichkeit gelenkt werden konnte, die verpasste Gelegenheit seiner Jugend wettzumachen, dann standen Ihnen für Ihre Arbeit alle Ressourcen der Universität zur Verfügung. Galen brauchte Sie, um die zwei Schichten des Palimpsests zu übersetzen. Sie brauchten ihn, damit er sich für die Verlängerung Ihres Lehrstuhls an der Universität einsetzte.«
    »Das hat verdammt viel gebracht«, keuchte Michael. »Ich wurde gefeuert, erinnern Sie sich?«
    »Ja, aber zu dem Zeitpunkt war der größte Teil der Arbeit bereits getan – und es kam nur noch darauf an, sicherzustellen, dass Sie beide am sechsundzwanzigsten August am selben Ort sein würden.«
    »Und es musste bei den Wagnerfestspielen sein? Wenn das so wichtig war, was sollte dann der Schachzug mit Eidolon? Warum haben Sie ihn nicht einfach das machen lassen, was er wollte, nämlich in die Leitung des Festivals aufzusteigen?«
    »Weil er von Begehren getrieben wurde – und wir begehren immer das am stärksten, was wir…«
    »Was wir nicht haben können, ja, ja, bla, bla, bla«, sagte Michael und hustete. »Furchtbar praktisch – dieses Manuskript, in dem Wagner herumgekritzelt hat.«
    »Ich gebe es zu – ich habe das alles erfunden.«
    »Was?«
    »Die Randnotizen auf dem Edda-Manuskript – der Wagner-Nachtrag, oder Liszt-Nachtrag, oder wie immer Sie es nennen wollen. Es spielt keine Rolle, das stammt alles von mir. Oh, nicht vollständig – so etwas könnte ich in so kurzer Zeit nicht von Grund auf erfinden. Ich habe Nachforschungen über Wagners Schriften angestellt und Teile früherer Versionen des Zyklus’ gefunden, die er verworfen hatte. In gewisser Weise war also nur die Schrift selbst eine Fälschung. Die Worte gehörten Wagner.«
    »Warum war die Fälschung überhaupt notwendig? Genügte die Edda allein nicht?«
    »Die Edda hätte genügt, um Ihre Aufmerksamkeit zu wecken, dessen war ich mir sicher. Doch es brauchte mehr, um Galen anzulocken, und die Edda war der einzige Band, der Elemente enthielt, die für Sie beide gleichermaßen reizvoll waren. Ein Schuss Wagner genügte, um das Ziel zu erreichen.«
    »Der einzige Band?«, fragte Michael. »Sie hatten noch mehr in Ihrem Besitz? Mehr als den einen, an dem Galen und ich gearbeitet haben?«
    »Oh ja – viel, viel mehr.«
    »Und Sie haben uns die anderen nicht gezeigt?«
    »Nein«, sagte Juda nachdrücklich, »ich habe Ihnen die anderen Bände nicht gezeigt.«
    »Warum?«
    »Aus drei Gründen: Erstens war nur die Edda für meine Pläne entscheidend – der entsprechende Annäherungspunkt der Umkehrung wurde auf Alt-Isländisch geschildert. Zweitens wusste ich, dass Sie sich zwangsläufig von unserer Hauptaufgabe hätten ablenken lassen, wenn Sie nur die leiseste Ahnung gehabt hätten, dass ich noch weitere Bände besaß. So wären wir Gefahr gelaufen, den richtigen Umkehrungspunkt zu verpassen. Und schließlich konnte ich nicht riskieren, dass Sie die Wahrheit über die Erlkönige herausfinden.«
    Auf Michaels verdutzten Blick hin grinste Juda. »Der achtzehnte Band – das tatsächlich jüngste Buch in der Reihe. Es war alles ziemlich eindeutig und Galen hat es sehr genossen.«
    Trotz seiner Verletzung setzte sich Michael mit einem verächtlich schnaubenden Lachen halb auf. »Aha. Sie hatten sich also beide die ganze Zeit über gegen mich verschworen, was?«
    »Nicht die ganze Zeit«, sagte Juda. »Aber ich schweife ab, und Sie sind dabei zu verbluten.«
    Schwafelte Juda nur daher? Michael konnte sich dessen nicht sicher sein – der Blutverlust begann die Ränder seines Gesichtsfeldes einzuengen.
    »Wenn ich schon einmal dabei bin, ein Geständnis abzulegen«, sagte Juda, »sollte ich unbedingt noch erwähnen, dass ich auch derjenige war, der dafür gesorgt hat, dass Sie gefeuert wurden. Einige meiner Komplizen haben sich in den Aktenkeller geschlichen und die echten Belege durch Fälschungen ersetzt.«
    »Wie das? Sie hätten schon selbst Zen-Illusionisten sein müssen, um in…«
    Juda nickte. Ein weiteres Puzzleteil fiel an seinen Platz.
    »Sie haben sie aus Meru mit hierher gebracht, richtig?« fragte Michael. »Zwei der Ankoriten.«
    »Ja – die überlebenden Us. Aber Sie haben die beiden unter anderen Namen kennen gelernt – Rutland und Burlington.«
    Michael setzte zu einer Antwort an, hustete dann aber nur
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