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Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Titel: Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)
Autoren: Hans-Olaf Henkel
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gehört die Lüge inzwischen immer dazu.
    Wie ein roter Faden zieht sich dieses machiavellistische Rezept durch die Geschichte des Euro. Nur hat es keiner gemerkt. Erst als die dreiste Lügerei der Griechen bekannt wurde, wachten einige auf. Unbemerkt blieb aber, dass die anderen Europäer, unter anderen auch Finanzminister Hans Eichel, mitschuldig geworden waren, indem sie wegschauten. Viele deutsche Ökonomen hatten vor einem Beitritt Athens gewarnt – auch ich als BDI -Präsident, obwohl dem Euro gewogen, war dagegen und protestierte damals öffentlich. Aber als es politisch erwünscht war, wurde so getan, als sei mit dem Beitrittskandidaten alles in Ordnung. Auch das nenne ich Lüge.
    Nun darf man nicht vergessen, dass einer der Nationalhelden der Griechen Odysseus ist. Zu seinen wirkungsvollsten Waffen gehörte die Unwahrheit. Der große Odysseus war ein großer Täuscher. Ungefähr 2800 Jahre nach Homer, 2010, hat der griechische Finanzminister Giorgios Papakonstantinou von seiner damaligen französischen Amtskollegin Christine Lagarde eine CD erhalten, die von einem diebischen Schweizer Banker erworben worden war. Auf ihr befanden sich die Namen von 2059 Griechen, die Konten bei der Genfer Dependance der Großbank HSBC unterhielten. Konten, die den griechischen Steuerbehörden unbekannt waren.
    Natürlich hätte Herr Papakonstantinou beglückt sein müssen. Denn ein Grund der schweren Schuldenkrise, die sein Land erschütterte, lag auch in der Steuerflucht seiner wohlhabenden Bürger. Und in Genf lag ein zweistelliger Milliardenbetrag, an dem der Athener Fiskus sich nun hätte bedienen können.
    Er tat es nicht, konnte es nicht tun. Denn die Steuer- CD mit den Namen der potenziellen Steuersünder verschwand. Der Finanzminister konnte sich nicht erinnern, wusste nicht einmal, wie das passieren konnte. Dass er überhaupt zugab, sich an nichts erinnern zu können, lag daran, dass zwei Jahre später sein Nachfolger Giannis Stournaras nach der Liste suchen ließ. Und da er nichts fand, fragte er bei Papakonstantinou nach. Dann tauchte die Liste plötzlich doch wieder auf, als USB -Stick in einem Umschlag, der am Amtssitz des Ministerpräsidenten Antonis Samaras abgegeben wurde. Absender war Evangelos Venizelos, der Nachfolger Papakonstantinous, der erklärte, er habe eine private Kopie auf den Speicherstick gezogen. Von der CD fehlte weiterhin jede Spur.
    Bei einem Abgleich mit der französischen Original- CD stellte man fest, dass auf Venizelos’ Stick drei Namen fehlten: Es waren die von Verwandten Papakonstantinous, des Finanzministers mit der Gedächtnisschwäche.
    Brechen wir an dieser Stelle ab. Ja, es gibt nun einen Untersuchungsausschuss, der Papakonstantinou des Rechtsbruchs überführen soll. Aber was ist mit all den anderen, die das Spiel mitgespielt oder zumindest weggeschaut haben? Was ist mit den zahllosen Griechen, die den Eintritt des Schuldenstaats erzwangen, indem sie bei den Zahlen gelogen haben? Im Stil ihres homerischen Nationalhelden Odysseus. Dabei müssen sie sich heute nicht einmal mehr auf den »listenreichen Odysseus« berufen. Der Chef der Euro-Gruppe selbst, der eigentlich, da es um viel Geld geht, Schutzheiliger der Wahrheit sein müsste, hat ihnen sein Placet gegeben: Lüge gehört zum Geschäft. Lügt also dreist, und im Zweifel beruft euch auf mich.
    Wenige Tage nach seinem offenherzigen Geständnis erteilte Juncker der Öffentlichkeit praktischen Anschauungsunterricht: Als er in Luxemburg fünf Finanzminister und den EZB -Präsidenten zu einer Beratung über die Griechenland-Krise empfing, ließ er seinen Regierungssprecher vor Journalisten erklären: »Es gibt kein Treffen in Luxemburg.«
    Dabei bot der Ausrutscher, der wie Ehrlichkeit klang, oder die Ehrlichkeit, die wie ein Ausrutscher klingen sollte, einen überraschenden Einblick: Wer die Gemeinschaftswährung durchsetzen will, muss jene, die mit ihr zahlen sollen und dafür dann zahlen müssen, hinters Licht führen. Man fragt sich, wie oft in der Geschichte solch gewaltige Mittel aufgewendet wurden, um einen fragwürdigen Zweck wie die Abwendung des Euro-Zusammenbruchs zu erreichen.
    »Wenn es ernst wird, muss man lügen.« Auch dem Ministerpräsidenten von Zypern, Nikos Anastasiades, scheint dieses Motto des obersten Euro-Lenkers eingeleuchtet zu haben. Er soll dem Vernehmen nach mit seinem Insiderwissen Verwandten ermöglicht haben, Millionenbeträge aus dem Land zu schaffen, bevor alle Konten über 100000 Euro
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