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Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Titel: Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)
Autoren: Hans-Olaf Henkel
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Versammlung geriet beim Vortrag des griechischen Sozialisten förmlich aus dem Häuschen.
    Den Gipfelpunkt seiner Rede bildete das Versprechen »Ich kann garantieren, dass Griechenland seine Verpflichtungen erfüllen wird«. Und er krönte dies noch mit dem seit Obama klassischen Ausruf: »Yes, we can!« So beschwor Papandreou die neu geschmiedete Schicksalsgemeinschaft zwischen griechischem Sozialismus und deutscher Großindustrie.
    Der Saal applaudierte begeistert und lange, nicht viel fehlte zur Standing Ovation . Über so viel Naivität konnte ich nur den Kopf schütteln. Wäre man nicht dem Dogma vom unbefleckten Euro verfallen, hätte man sich kaum von diesem windigen Menschen so hinreißen lassen.
    Mich wunderte nicht, als Papandreou bald darauf ungeniert erkennen ließ, dass er die hochmögenden Industriellen vom BDI samt der ihm gewogenen Kanzlerin an der Nase herumgeführt hatte. Alle Versprechungen wurden von ihm gebrochen, alle guten Vorsätze, für die man ihn in den höchsten Tönen gelobt hatte, über den Haufen geworfen. Sein Wortbruch gipfelte in dem Entschluss, zu allem, was er den Deutschen als Fa it accompli vorgetragen hatte, erst einmal »das Volk zu befragen«, wozu es dann allerdings nicht kam, da er sein Amt verlor. Die Einstellung unserer Industriellen hat das nicht im Geringsten verändert: Einmal Euro, immer Euro. Augen zu und durch.
    Schon Monate vor der Jubeltagung des BDI hatte ich erfahren, dass Gerhard Cromme, damals noch Aufsichtsratsvorsitzender von ThyssenKrupp, Anstoß an mir nahm: Ihm missfiel, dass ich die Euro-Politik der Bundesregierung kritisierte. Als treuer Verbündeter, so kolportierte man, wurde er bei Angela Merkel vorstellig, ob es nicht angebracht sei, die Einheitswährung einmal als Erfolgsstory flächendeckend zu propagieren. Zusammen mit deutschen und französischen Kollegen, so soll er ihr vorgeschlagen haben, wollte er in allen großen Tageszeitungen Anzeigen zum Lobpreis des Euro schalten – was nebenbei auch als Ergebenheitsadresse an die Euro-Kanzlerin zu verstehen war. Angela Merkel, so hieß es, sei über den Plan höchst erfreut gewesen, und Cromme sammelte die erwünschten Unterschriften.
    Die ganzseitigen Anzeigen erschienen, pompös bis zur Geschmacklosigkeit, und man fragte sich, ob es mit einer Währung, die derlei Unterstützung nötig hatte, allzu weit her sein konnte. Abgesehen von der Fragwürdigkeit der ganzen Kampagne, die eine »Ware« anpries, die längst »gekauft« war, wies ich in einem Kommentar für das Handelsblatt darauf hin, dass die Lobhudelei auch einige sachliche Fehler enthielt. Nicht, dass ich die geschätzten Unterzeichner als Lügner bezeichnen wollte – aber mir erschien doch sehr fragwürdig, was Millionen Zeitungslesern als »Wahrheit über den Euro« angeboten wurde.
    »Erstaunlich ist die Aussage der französischen und deutschen Kollegen«, so schrieb ich im Handelsblatt als Reaktion auf die Anzeige, »dass mit der Einführung des Euro auch ein gemeinsamer Markt entstanden sei. Ist ihnen entgangen, dass der europäische Binnenmarkt schon lange vor Einführung des Euro entstanden ist? Und dass sie – zweitens – munter in die zehn EU -Länder exportieren können, die den Euro nicht haben (wollen)? Und dass – drittens – der Anteil ihrer Exporte in die Euro-Zone seit Einführung des Euro gesunken ist?« Damals schloss ich mit den versöhnlichen Worten: »Seien wir froh, dass die Unterzeichner ihre Unternehmen besser führen als die Politiker den Euro.« Heute würde ich nachfragen, warum sie sich nicht besser informierten, bevor sie über ein so fragwürdiges Objekt in Begeisterungsstürme ausbrechen.
    Dass alle Unterzeichner ihre Unternehmen gut führen, lässt sich ebenfalls nicht behaupten. Auch der Initiator des Euro-Jubels Gerhard Cromme hat gegen Grundprinzipien der Unternehmensführung verstoßen – ausgerechnet als Vorsitzender der »Regierungskommission für gute Unternehmensführung«. In dieser Funktion stellte er allerlei Regeln auf, die er deutschen Managern ans Herz legte, während er selbst einige von ihnen im eigenen Interesse verletzte. Für Skandale seines Unternehmens, die zu seiner Amtszeit gehäuft auftraten, weigerte er sich, die Verantwortung zu übernehmen. Sie perlten an ihm ab, weshalb ich ihn im Handelsblatt den »Teflonmann« nannte. Die Aufforderung an ihn, den Hut zu nehmen, wurde im Januar 2013 von der Vereinigung der deutschen Aufsichtsräte bekräftigt. Worauf Berthold Beitz ihn an die
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