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Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Titel: Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman
Autoren: Jessica Grant
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beiden Piloten geht mir über alles.
    Draußen ist wer weiß was los. Eine Flugbegleiterin stellt sich als Tuesday Miller vor und sagt: Ma’am.
    Ich setze mich auf den Toilettendeckel. Tuesday Miller klingt erstaunlich gelassen. Ob Tweed ihr ein Plastikmesser an die Kehle hält.
    Die Waffe, die Sie sich angeeignet haben, gehört einem Air Marshal.
    Ich finde meine Stimme wieder. Soso. Hat er Ihnen das erzählt.
    Ma’am. Er würde es sehr begrüßen, wenn Sie den Waschraum jetzt verlassen könnten.
    Das glaube ich gern.
    Jetzt Tweeds Stimme: Mein Name ist Caesar Marshall. Und ich versichere Ihnen, ich bin ein Air Marshal der Bundespolizei. Bitte verlassen Sie den Waschraum, und händigen Sie mir meine Waffe aus, dann haben Sie keine strafrechtlichen Konsequenzen zu befürchten.
    Ich verhandele nicht mit Terroristen!
    Gelächter. Jetzt ist sein Mund ganz nah an der Tür. Seine Lippen berühren womöglich das BESETZT-Zeichen. Sehe ich aus wie ein Terrorist.
     
    Meine anfängliche Abneigung war also durchaus berechtigt.
    Gut. Sagen wir, er ist ein Air Marshal, dessen Nachname zufällig Marshall lautet. Trotzdem ist er insofern ein Terrorist, als er nicht nur mich, sondern auch alle anderen Passagiere an Bord von Flug 880 terrorisiert hat. Mit seinem grässlichen Gehämmere und Gebrüll. Er hat unsere Zuversicht zerstört!
    Außerdem fällt es mir schwer, jetzt noch an meine Zukunft zu glauben.
    Er erhebt die Stimme und erklärt mir noch einmal, er sei wirklich und wahrhaftig ein Air Marshal der Bundespolizei, und wenn ich die Freundlichkeit besäße, den Waschraum zu verlassen, würde er mir seine Marke zeigen.
    Schieben Sie sie unter der Tür durch.
    Zu groß.
    Wie praktisch.
    Tuesday Miller versichert mir, sie habe Caesar Marshalls Dienstmarke soeben mit eigenen Augen gesehen, und sie sei hundertprozentig echt.
    Expertin, was.
    Allerdings. Das habe sie in ihrer Ausbildung gelernt. Außerdem kenne sie Caesar Marshall schon seit zwei Jahren persönlich. Sie seien bereits mehrmals miteinander geflogen …
    Tuesday, wäre es eventuell möglich, dass Ihnen jemand ein Plastikmesser an die Halsschlagader hält.
    Pause.
    Natürlich nicht.
    Hören Sie, und wenn Air Marshal Marshall der Direktor des Heimatschutzministeriums höchstpersönlich wäre. Waffen sind an Bord eines Flugzeugs nicht erlaubt. Regel Nummer Eins. Ich glaube, ich habe soeben anschaulich demonstriert, warum es diese Regel gibt.
    Vor der Tür herrscht Schweigen. Wahrscheinlich nicken sie, weil sie sich meinem schlagkräftigen Argument nur schwer verschließen können.
    Aber ich bin ein Air Marshal der Bundespolizei, wiederholt Tweed.
    Und wenn, dann sicher nicht mehr lange.
    Wieder Schweigen. Wieder nicken sie, weil sie sich meinem schlagkräftigen Argument nur schwer verschließen können.
     
    Nicht zu fassen. Nimmt der doch tatsächlich etwas mit an Bord, das ein Loch in unsere Schneekugel reißen könnte. Nicht zu fassen. Am liebsten würde ich ihn erschießen, diesen Air Marshal Marshall.
    Seit einiger Zeit ist es vor der Tür mucksmäuschenstill. Ich sehe auf meine Uhr – volle fünf Minuten. Es kommt mir länger vor. Die Zeit schleicht dahin, wenn man allein mit einer Waffe im Waschbecken in einem winzigen Metallkabuff sitzt. Ich betrachte mich im Spiegel, zurre meinen Pferdeschwanz ein wenig fester. Nein, ich spüre nichts von einer Zukunft.
    Konzentriere dich auf deine Bestimmung. Dein Dad wartet darauf, dass du ihm die Augen öffnest. Du hast ein Ziel, eine Zukunft. Streng dich an, und versuche, sie dir vorzustellen.
    Nichts zu machen. Wir sind ein entzweites Flugzeug. Wir sind ein Flugzeug mit einem Air Marshal an Bord.
    Die Maschine sackt in ein Luftloch.
    Es klopft an der Tür. Audrey.
    Eine neue Stimme dringt durch das BESETZT-Zeichen an mein Ohr. Ms. Flowers.
    Was.
    Ich bin Copilot Keith Gordon.
    Ach ja.
    Ja. Und Caesar Marshall ist in der Tat ein Air Marshal. Und wir sind nicht entführt worden. Ich gebe Ihnen mein Wort, alles ist in bester Ordnung. Sie haben sich tapfer geschlagen. Um nicht zu sagen heldenhaft. Aber Sie müssen jetzt herauskommen und die Waffe zurückgeben. Sonst müssen wir unverzüglich landen. So lauten die Vorschriften. Wenn es an Bord zu einer Situation wie dieser kommt, müssen wir die Maschine landen.
    Wo.
    Cincinnatti wäre naheliegend.
    Aber ich muss nach Hause, Copilot.
    Und wo sind Sie zu Hause. In Toronto.
    Nein. Das kennen Sie sowieso nicht.
    Wo denn.
    St. John’s.
    Und ob ich das kenne.
    Ach.
    Bitte,
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