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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Frauen, Luxusleben – natürlich, dabei kann man schon romantisch werden. Das ist wie ein juckender Ausschlag! Aber jetzt sind Sie wieder in Paris und sollten so nüchtern denken, wie man es von Ihnen erwartet.«
    »Ich versuche einen Kompromiß zu finden, Tichon Pawlowitsch«, wandte Lobow ein.
    »Kompromisse sind immer faul! Ein Kompromiß ist wie eine Liebesnacht ohne Orgasmus. Was hat man davon?«
    »Ich liebe Lyda und erfülle trotzdem den Auftrag, den das Vaterland mir erteilt hat. Warum kann man beides nicht miteinander verbinden?«
    »Weil Sie einmal – über kurz oder lang – in Konflikt mit sich selbst kommen. Dann nämlich, wenn das Vaterland von Ihnen etwas verlangt, was Sie als Ehemann der Penopoulos nicht verantworten können! Lobow, Sie müssen härter werden! Verdammt, Sie waren doch der zweitbeste Schüler in allen Lehrgängen und auf der Akademie! Sie haben, jung, wie Sie sind, schon den Zentralposten in Paris! Wenn das kein Beweis unseres Vertrauens ist! Und nun begehen Sie den größten Fehler: Sie verlieben sich in das Objekt Ihres Auftrags! Sie legen sich auf die Zielscheibe! Boris Jegorowitsch, wie sollen wir da noch schießen?«
    Mit Pujatkin war also nicht zu reden. Er saß in Moskau, war weit weg vom Geschehen, betrachtete alles vom Standpunkt des Theoretikers, ahnte nichts von den himmlischen Zärtlichkeiten, zu denen Lyda fähig war.
    Um so mehr Verständnis hatte Gerald Dumont. Er zupfte und strich seinen Baß, lobte Lobows Balalaika-Spiel und führte das wechselseitige Kochen ein: eine Woche russische Küche, komponiert von Lobow, die andere Woche französische Spezialitäten, zelebriert von Gerald Dumont.
    Für Gerald war das eine zusätzliche Belastung. Er mußte jetzt jeden Tag in der Küche eines Feinschmeckerrestaurants lernen, wie ein französischer Gourmet speist. Für einen an Steaks gewöhnten Amerikaner, der alles mit Ketchup würzt, ist das eine radikale Umstellung! Aber die Idee kam aus der Zentrale des CIA, sie war erfolgversprechend, und so begann Gerald Dumont, der eigentlich Gerald Kinley hieß, eine Freßtour ohne Beispiel.
    Mittags kochte und probierte er im Restaurant, abends kochte und aß er bei Lobow oder in der eigenen Wohnung. Dazu kam die musikalische Darbietung. Gerald Dumont war voll ausgelastet.
    Um so bedeutsamer war das, was er hörte und sah. Lyda, soviel war offenkundig, Lyda Penopoulos, die Erbin, eine der Zentralfiguren der westlichen Wirtschaftspolitik mit der zweitgrößten Privatflotte aller Meere, erlag unmerklich, aber unaufhaltsam dem Sog der Sowjetunion. Lobow, das mußten auch die Experten des CIA zugeben, machte seine Sache vorzüglich. Nur wußte man nicht, ob alles nur ein hundsgemeines Spiel oder echte Liebe war. Dumonts Berichte ließen die Vermutung zu, daß Lobow tatsächlich eine echte Zuneigung zu Lyda gefaßt hatte und selbst in einen schweren Konflikt zu geraten schien.
    In Washington schwankte man. Es wäre einfach gewesen, das heimliche Liebesnest der Lyda Penopoulos mit Hilfe einer groß aufgemachten Zeitungsmeldung auffliegen zu lassen. Fotos, aus dem Hinterhalt geschossen, Tonbänder, von Gerald aufgenommen, konnten den Skandal illustrieren. Überhaupt die Tonbänder! Gerald hatte das Tonbandgerät in seine Baßgeige eingebaut; am Hals war ein Kontakt, der den Apparat in Gang setzte und stoppte, im oberen Wirbel steckte knopfgroß das Mikrofon, und wenn Dumont den Dämpfer auf den Steg steckte, verstärkte er damit die Aufnahmeleistung derart, daß er auch das ferne Liebesgeflüster der beiden aufs Band bekam. Vor allem, wenn Lobow Küchendienst hatte und Lyda dabei half, glaubten sie sich ungestört, kicherten und küßten sich in der kleinen Küche und sagten sich die gewagtesten Zärtlichkeiten. Aber die Spezial-Baßgeige des CIA nahm alles auf.
    In Washington entschloß man sich angesichts der offenbar echten Liebe, mit dem großen Enthüllungsknall zu warten, bis die Zeit reif war. Jetzt eine internationale Gesellschaftssensation loszulassen, hätte wenig Wirkung gezeigt. Eine Liebschaft der Erbin – na, wenn schon! Das ging nur ihren Ehemann, Herrn Kampanos, etwas an, und von dem wußte man, daß er lieber, von Mannequins umgeben, in Monte Carlo am Spieltisch saß, sich teuerste Seidenanzüge anfertigen ließ und sogar schon einen Versuch mit einem jungen Freund gewagt hatte. Die Ehe mit Alexander Kampanos war ein Witz. Man würde es also Lyda nicht übelnehmen, wenn sie sich vergnügte, noch dazu in Paris. Die große
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