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Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Titel: Die Erbin und ihr geliebter Verraeter
Autoren: Courtney Milan
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könntest, das Geld deines Ehemannes für wohltätige Zwecke auszugeben. Wie würde es dir gefallen, stattdessen meines zu nehmen?“
    Genevieve blinzelte. „Ach du meine Güte“, entfuhr es ihr, dann beugte sie sich vor. „Erzähl mir mehr.“
    „Ich biete dir eine Stelle an“, erklärte Jane. „Eine bezahlte Anstellung im Komitee der Berater der Fairfieldschen Wohltätigkeitsstiftung.“
    Genevieves Augen wurden groß.
    „Die Stiftung gibt es noch nicht“, fuhr Jane fort, „aber bald. Ich will nicht wirtschaften, ich will etwas bewirken. Dinge bewegen.“
    „Was für Dinge?“
    Jane zuckte die Achseln. „Ich wollte immer schon ein Krankenhaus. Oder eine Schule. Oder vielleicht ein Krankenhaus und eine Schule in einem, eine, die Standards für den Rest des Landes setzt. Damit wir zum Beispiel dafür sorgen können, dass Scharlatane nicht länger Ahnungslose für medizinische Experimente missbrauchen können.“
    Genevieves Augen glänzten. „Ein gemeinnütziges Krankenhaus“, sagte sie. „Eines, dem der Ruf vorauseilt, bahnbrechende Fortschritte zu erreichen. Eines, das mit Spenden zu unterstützen sich die Leute prügeln werden, nur um Teil davon zu sein. Oh, ich muss mir Notizen machen.“
    „Ich lasse uns Papier bringen.“ Aber sobald Jane die Glocke genommen hatte – sie hatte noch gar nicht richtig geläutet –, ging die Tür auf.
    „Miss Fairfield“, verkündete der Lakai. „Sie haben einen Besucher.“
    „Wer ist es?“, wollte sie wissen.
    Aber plötzlich wusste sie es. Hinter dem Lakai erkannte sie eine Gestalt. Ihr Herz setzte aus und begann wieder zu schlagen, dieses Mal aber so schwer und heftig, dass es ihren Gleichmut in Stücke zu reißen schien. Sie stand auf, verschränkte fest die Hände, als Oliver aus der in Schatten getauchten Halle trat. Seine Brillengläser schimmerten in der späten Nachmittagssonne. Sein Haar schien aus Feuer zu sein. Aber es war nicht sein Gesicht, das sie fesselte, nicht einmal der offene, herausfordernde Ausdruck in seinen Augen.
    Er kam herein, und plötzlich, plötzlich konnte sie nicht mehr atmen.
    „Oliver.“ Das zu sagen gelang ihr immerhin, aber nur das eine Wort.
    „Jane.“
    „Was …“ sie schluckte, strich sich die Röcke glatt und schüttelte den Kopf. „Oliver“, zwängte sie schließlich durch ihre plötzlich enge Kehle. „Wie, um Himmels willen, heißt die Farbe deiner Weste?“
    Er lächelte. Nein, das stimmte nicht. Es war zu wenig zu sagen, er lächelte. Der Ausdruck auf seinem Gesicht war wie Sonnenlicht, das plötzlich in eine dunkle Höhle fiel – blendend hell.
    „Glaubst du“, sagte er, „dass mich auf dem Weg hierher drei verschiedene Herren meines Bekanntenkreises angehalten haben, um mir haargenau die gleiche Frage zu stellen?“
    Sie schüttelte hilflos den Kopf. „Und was hast du ihnen geantwortet?“
    „Was denkst du?“ Er grinste. „Fuchsia, habe ich ihnen gesagt.“
    „Und? Was haben sie darauf erwidert?“ Ihre Stimme war leise, ihr Herz klopfte heftig.
    „Ich fand es seltsam befreiend“, verriet er ihr. „Als hätte ich eine Erklärung abgegeben.“ Er schaute ihr in die Augen, war ganz auf sie konzentriert.
    „Wie genau bist du befreit?“ Sie konnte ihre eigene Stimme kaum wiedererkennen.
    „Jane, du bist kein Schandfleck. Du bist keine Krankheit. Du bist weder die Pest noch Gift. Du bist eine wunderschöne, brillante, kühne Frau, die beste, die ich kenne. Ich hätte niemals andeuten dürfen, dass du in irgendeiner Weise mangelhaft seist. Der Fehler lag bei mir. Ich dachte, ich sei nicht stark genug, um an deiner Seite zu bestehen.“
    Sie würde nicht weinen. Sie würde ihn nicht mit offenen Armen wieder in ihrem Leben willkommen heißen, ohne Fragen zu stellen, bloß weil er erkannt hatte, dass sie ihm fehlte. Dazu hatte er sie zu tief verletzt.
    Er machte noch einen Schritt auf sie zu, dann ließ er sich auf ein Knie nieder. „Jane“, sagte er, „würdest du mir die große Ehre erweisen, meine Frau zu werden?“
    Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Alles war so verworren. Sie schüttelte den Kopf, griff nach dem einen, was sie verstand.
    „Deine Karriere“, sagte sie. „Was ist mit deiner Karriere?“
    „Ich möchte Karriere machen.“ Er schluckte. „Aber nicht diese. Ich will keine Karriere, bei der ich den Mund halten muss, während andere Männer Frauen deswegen Vorhaltungen machen, dass sie zu viel Spitze tragen. Keine, bei der ich den Mund halte, wenn meine Schwester
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