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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman
Autoren: Richard Duebell
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Stelle?«
    »Natürlich, Majestät, aber doch nicht mit Majestät erlauchter Person als …«
    »Als Retter sind wir ins Reich gekommen, nicht als Zuschauer«, sagte Gustav Adolf. »Kornett Stenbock, reite Er voran. Rittmeister Brahe… mir nach!«
    Der König sprengte aus dem Ring seiner Bewacher heraus, hinter dem Pferd Torsten Stenbocks her. Leublfing und Jönsson setzten ihm nach. Die Småländer warfen sich und ihrem Rittmeister unsichere Blicke zu. Brahe sah Wachtmeister Alfredsson den Kopf schütteln. Er selbst hätte am liebsten laut geflucht.
    »Worauf wartet ihr?«, zischte er. »Angriff!«

    Sie stoben über eine Weide, die jetzt, in der beginnenden Dunkelheit, wie eine graue Fläche vor ihnen lag. Über der nächsten Hügelkuppe stand eine Rauchsäule, von unten rot beleuchtet, dick und schwer. Der Geruch war beißend. Brahe schloss zu König Gustav Adolf auf, der Leublfing und Jönssonabgehängt hatte, und jagte neben ihm her. Er hütete sich, den König zu überholen; er hatte es einmal getan, um Kugeln, die auf seinen Herrn gezielt waren, mit seinem Körper abfangen zu können. Gustav Adolf hatte ihn mitten im Kampfgetümmel in die hinterste Reihe geschickt. Der König, ein Koloss in einem gelben Lederkoller, den Hut im Nacken, eine Spur ausgerissener Hutfedern durch die Dämmerung ziehend, als fiele in seinem Kielwasser bunter Schnee, grinste und nickte ihm zu. Seite an Seite galoppierten sie über die Hügelkuppe, eingehüllt vom Rauch, dem Schweißgeruch der Pferde und dem lauten Donnern der Hufe.
    Brahe sah eine Anzahl von Gebäuden, zwischen denen Schafe hin und her liefen, halb irr vor Panik wegen des Feuers. Die Flammen schlugen aus dem größten Bau, vermutlich dem Wohnhaus, und sandten die dicke Rauchsäule in den Himmel. Soldaten standen um das Feuer herum; sie drehten sich nicht um, obwohl das Getrommel der Pferdehufe überlaut war. Das Prasseln des Feuers musste den Lärm schlucken. Brahe glaubte zu sehen, dass einer der Männer eine lange Stange in der Hand hielt und etwas in das Feuer zurückstieß, etwas, das offenbar versuchte, daraus zu entkommen, etwas, das ein Mensch sein musste …
    Wut schäumte in ihm hoch, und er ließ die Zügel fahren und ergriff die zweite Sattelpistole, stand im Sattel auf und sprengte vorwärts, beide Arme mit den Pistolen ausgestreckt, feuerbereit. Er erkannte aus dem Augenwinkel, wie seine Männer sich auffächerten, sah Wachtmeister Alfredsson an der anderen Seite des Königs auftauchen, seinen nägelbespickten Knüppel schwingend, mit dem er tödlicher war als mit jedem Rapier.
    An einer zweiten Feuerstelle, über der ein geschlachtetes Tier gedreht wurde, fuhren Männer in die Höhe und starrten ihnen bestürzt entgegen. Die Ersten griffen zu ihren Musketen. Brahe sah die Bewegungen der kaiserlichen Soldaten, alshandelten diese im Traum, langsam und träge. Er wünschte sich, bereits näher heran zu sein, damit er seine Pistolen abfeuern und Zeuge werden könnte, wie zwei der Mörder tot zu Boden geschleudert wurden. Das Pferd unter ihm war wie ein Teil seines eigenen Körpers, der über den Boden flog. Er federte die Stöße ab, ohne darüber nachzudenken; seine Hände waren so ruhig, als stünde er in einem Schießstand.
    Ein Schatten kam ihnen entgegengerannt. Brahes Hände zuckten von allein herum, die Pistolenläufe senkten sich, er krümmte die Finger, während ein Teil von ihm schrie: Das ist ein Kind!, und ein anderer antwortete: Schütze den König, was immer es kostet!
    Der Schatten fiel zu Boden und krümmte sich dort zusammen. Brahes Pferd setzte mit einem Sprung über den kleinen Körper hinweg, der Rittmeister schwang die Pistolen wieder herum und zielte auf die Soldaten, die jetzt allesamt den Angriff gehört hatten und auf der Suche nach ihren Waffen planlos herumliefen. Nirgendwo waren Pferde zu sehen; die Narren mussten sie in der Scheune untergebracht haben. Er hatte jemanden sagen hören: Wenn ein Dragoner vom Pferd fällt, steht er als Musketier wieder auf. Doch die Kaiserlichen dort vorn in dem Schlachthaus, in das sie den friedlichen Bauernhof verwandelt hatten, waren keine Dragoner, sondern Kürassiere, mit dem Kampf auf den eigenen Beinen nicht vertraut – sie hätten dem Angriff nicht einmal dann ernsthaft etwas entgegensetzen können, wenn sie darauf vorbereitet gewesen wären.
    Brahe sah einen Soldaten hektisch seine Muskete laden und nahm ihn ins Visier. Gut! Er wollte nichts so sehr, als diese Männer töten. Gleich
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