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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman
Autoren: Richard Duebell
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1629 und endet mit der stolzen Anmerkung: »Bisher aber noch viel unterschiedliche Brandte gethan worden.« Die Gesamtzahl der unter Adolf von Ehrenberg in seinem Verantwortungsbereich ermordeten Personen (ich vermeide bewusst den Terminus »Hinrichtung«) soll etwa neunhundert betragen; erst der Tod des Fürstbischofs und die Eroberung Würzburgs1631 durch König Gustav Adolf setzen dem Wahnsinn ein Ende. Falls Sie glauben sollten, dass ich die Verbrennungsöfen erfunden habe, um damit eine Analogie zur jüngeren Geschichte Deutschlands zu schaffen: leider nein …
    Die gleichzeitig unter dem Regime des Bamberger Fürstbischofs Johann Georg Freiherr von Dornheim erfolgten Hexenprozesse waren von ähnlicher Grausamkeit. Ein Zitat aus dem Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon: »Bamberg wurde zum Synonym für die Folter. Selbst auf dem Weg zur Hinrichtung wurden die verurteilten ›Hexen‹ noch gequält. Manchen wurde kurz vor dem Scheiterhaufen die rechte Hand abgeschlagen, oder es wurden glühende Eisennadeln durch die Brüste getrieben.« Da der Fürstbischof die Vermögen der Ermordeten für sich konfiszierte und sie zugleich dazu benutzte, die politische Opposition auszuschalten, dürften wir Alexandra verstehen können, die nicht weiß, wen von beiden – den Fürstbischof von Würzburg oder den von Bamberg – sie für widerlicher hält. Immerhin erreichten die Opfer des Bambergers nicht ganz die schwindelerregende Zahl seines Würzburger Kollegen; allerdings hat er noch 300 unschuldig zu Tode gequälte Menschen auf dem Gewissen. Sein Ende im Exil habe ich wahrheitsgetreu geschildert.
    Stellvertretend für alle Einzelschicksale, die in meiner Geschichte keinen Platz fanden, habe ich den Tod von Anna Morgin und den des kleinen Mädchens in Pilsen geschildert.
    Die Beschreibung des Prozesses und der Hinrichtung der Anna Morgin stammen aus einer Bußpredigt des Clemens von Burghausen, veröffentlicht im Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte 2001. Ich habe mir ein paar kleine Freiheiten bei meiner Adaption dieser Tragödie für DIE ERBIN DER TEUFELSBIBEL herausgenommen; die wahre Anna Morgin starb ihren grauenhaften Tod in Wahrheit in der Stadt Villingen im Jahr 1641, und ihr Geliebter Caspar war nichtder Verräter, als den ich ihn geschildert habe, sondern wurde genauso wie Anna selbst ermordet. In der historischen Realität gelang Anna auch keine noch so kurze Flucht aus den Fängen der Justiz. Ansonsten habe ich die Umstände ihres Prozesses und ihres Endes wahrheitsgetreu erzählt. Bis heute ist die Frage nach Annas scheinbarem Tod – einmal im Gefängnis sowie nach dem ersten Versuch, sie zu verbrennen – noch immer ungeklärt. Anna selbst konnte auch keine wirkliche Erklärung beisteuern; in den Gerichtsprotokollen finden wir die Schilderung einer Art Nahtoderlebnis, in dem Anna von Gott, Jesus Christus und der Gottesmutter Maria wegen ihrer Unbußfertigkeit hart gescholten und aufgefordert wird, in ihren Körper zurückzukehren und ihre Verstrickung in die Hexerei zu beichten; dann würde ihrer Seele Gnade widerfahren. Dies ist umso erschütternder, weil wir ja wissen, dass Anna vollkommen unschuldig war. Mich hat dieser Protokolleintrag zum Verrat Caspars an seiner ehemaligen Gefährtin inspiriert.
    Die Geschichte des kleinen Mädchens in Pilsen basiert auf einer Episode in Ricarda Huchs »Der Dreißigjährige Krieg«. Sie spielte sich in Wahrheit in Aachen im Jahr 1649 ab und hat vermutlich den Justizmord an der dreizehnjährigen Tochter von fahrenden Leuten als Ursprung, von dem auch Hans Siemons in »Hexenwahn im Grenzland Aachen« berichtet.

    Eifrige Leser der Literatur über den Dreißigjährigen Krieg werden bemerkt haben, dass ich über diese Rückgriffe auf bestehende Texte hinaus mehr als einmal zitiert habe. Natürlich basieren der Prolog und auch die Charakterisierung von Pater Silvicola als Bauernjunge auf den ersten Kapiteln des Simplicissimus von Hans-Jakob Christoffel von Grimmelshausen, bis hin zur Rettung des Simplicius durch einen Eremiten, wenngleich Grimmelshausen eine andere Dramaturgiezum Einsatz gebracht hat. Das ist meine persönliche Verbeugung vor dem gewaltigsten aller Romane über den Dreißigjährigen Krieg.
    Alexandras Erlebnis in Pilsen findet sich wie bereits gesagt bei Ricarda Huch, ebenso das Drama, das sich in Königshof abspielt, wenngleich ich in diesem Fall sehr große dramaturgische Veränderungen vorgenommen habe. Die Geschichte des (in Wahrheit
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