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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman
Autoren: Richard Duebell
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auch nicht. Welchen Wert hat ein Buch für einen Mann, wenn er nicht lesen kann?«
    »Es ist schön. Und so riesengroß …«, sagte der Herbergswirt, vollkommen fasziniert. »Ich habe so etwas noch nie gesehen.«
    »Ich hab’s einem Idioten abgetauscht, der aus Königsmarcks Heer stammte und dem es zu schwer zu transportieren war, weil er ein dämlicher Infanterist war. Möchtest du es haben?«
    »Ja!«, rief der Herbergswirt, bevor er nachdenken konnte. Dann endlich setzte sein gesundes Misstrauen ein. »Äh … für welche Gegenleistung?«
    »Ich will deine Tochter ficken«, sagte Olaf platt. Der erfolgversprechendste Weg zum Ziel war immer der direkte – alte Kavalleristenregel.
    »Äääh …!?«
    »Und sie will es auch. Ich könnte sie heute Nacht ohne deine Erlaubnis ficken, und sie würde sich nicht wehren, aber ich hab den ganzen Krieg lang versucht, anständig zu bleiben, da will ich jetzt nicht damit anfangen, ein Schwein zu sein. Was hältst du davon?«
    »Aber …«
    »Schlag ein!«
    Am Ende schlug der Herbergswirt ein.

    Olaf wusste nicht, wer wem einen Gefallen getan hatte. Das Buch war schwer, unhandlich und irgendwie unheimlich mit der verdammten Zeichnung vom Teufel darin. Er war froh, es los zu sein. Und die Nacht mit der Herbergstochter war phänomenal, einzigartig, leidenschaftlich gewesen. Er wusste es nicht, als er sich am nächsten Morgen verabschiedete, genauso wenig wie sie oder ihr Vater, aber er hatte seinen Samen in sie gepflanzt, und es würde ein Junge daraus werden, den der Herbergswirt nach einigem Gejammer und Geschrei wegen des Skandals als seinen rechtmäßigen Enkel annehmen, erziehen und zu seinem Erben einsetzen würde, ganz so, wie er es sich sehnlichst gewünscht hatte.
    Das riesige Buch, das zur Zeugung des Kindes geführt hatte, blieb versteckt auf dem Dachboden der Herberge, und nur manchmal schlich der Wirt hinauf und betrachtete es heimlich. Bis an sein Lebensende sollte er daran glauben, dass der vermeintliche schwedische Soldat in Wahrheit ein Engel gewesen war, der ihm auf Umwegen den Wunsch nach einem Erben erfüllt hatte. Weil er es glaubte, glaubte auch der Junge daran und wurde zu einem guten, geachteten und gerechten Mann, denn es ist nicht möglich, ein böser Mensch zu werden, wenn man überzeugt ist, dass ein Engel einen gezeugt hat.

4.
    Irgendwo … irgendwo in den weiten, rollenden Hügeln Böhmens, über die der Frühling gehaucht hatte …
    Ein kleiner Wagen mit nur einem Pferd davor. Zwei Menschen standen abseits des Wagens mitten in einem Feld, ein Mann und eine Frau. Die Brise spielte mit ihrem Haar. Beide waren groß, langgliedrig … und alt. Von Weitem konnte man sehen, dass sie Geschwister waren.
    »Hier?«, fragte Andrej zweifelnd.
    »Hier«, sagte Agnes.
    »Weshalb?«
    »Der Platz hätte ihm gefallen.«
    Sie öffneten einen Behälter und warteten, bis die Brise sich stärker erhob. Schließlich drehten sie den Behälter um. Asche wehte heraus, bildete kurz eine glitzernde Wolke um ihre Köpfe und verwehte dann.
    »Auf Wiedersehen, Cyprian«, sagte Agnes. Sie wischte sich eine Träne von der Wange. »Auf Wiedersehen.«
    Andrej kämpfte mit seiner Fassung. »Mach’s gut, mein Freund«, brachte er schließlich hervor. »Es gab keinen besseren als dich.«
    »Das hätte er nicht gern gehört«, sagte Agnes mit dem Hauch eines Lächelns.
    »Dennoch stimmt es.«
    Sie betrachteten das Blütenmeer über den Hügeln, das sich vor ihnen in der Brise wiegte. Wenn sein Anblick allein nicht schon als Beweis gedient hätte, dass das Leben nach dem langen Winter zurückgekehrt war, dann hätte es der Geruch vermocht, den der sanfte Wind herantrieb: menschlicher und tierischer Dung. Die Bauern bestellten ihre Felder wieder. Keiner der beiden brauchte auszusprechen, dass, wenn es auch nur einer verdient hätte, dieses Erwachen noch einmal spüren zu dürfen, Cyprian es gewesen wäre.
    »Wollen wir wieder in die Kutsche steigen?«, fragte Andrej. »Du bist noch immer schwach …«
    Agnes warf ihrem Bruder einen Seitenblick zu. Er hob die Hände und lächelte scheu. »Entschuldige … ich soll nicht die Glucke spielen.« Sie erwiderte sein Lächeln.
    »Du bist sicher, dass die drei Seiten wirklich verloren gegangen sind?«, fragte Andrej.
    Agnes zuckte mit den Schultern. »Ja. Warum?«
    »Weil ich es dir nicht glaube, Schwesterherz.«
    Agnes seufzte. »Als ich in Podlaschitz zwischen Tod und Sterben lag, träumte ich von dem Mann, der die Teufelsbibel geschaffen
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