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Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Kevin Emerson
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packte eine Kante. Dann hingen wir mit den Füßen in der Luft. Irgendwo in der Tiefe unter uns lag der See.
    Unter dem Gewicht des Schiffs erzitterte der ganze Steg. Nicht stark, doch genug, dass Paul und Lilly kurz stolper ten. Da rammte sie ihm den Ellbogen in den Magen, riss sich los und schnappte sich Aaron. Unsere Blicke trafen sich.
    »Hey, was …«, setzte Aaron an.
    »Und los!« Lilly sprang und zog Aaron mit sich.
    Sie traf das rechte Segel und das seitliche Gestänge. Dann rutschte sie ab, und eine entsetzliche Sekunde lang sah ich sie schon stürzen, doch sie prallte gegen mich, und ich packte sie mit dem freien Arm, während ich mit dem anderen noch die Leinen hielt – es fühlte sich an, als würde mir jeden Moment die Schulter ausgerissen.
    Aaron prallte mit lautem Schrei gegen den Bug.
    »Schnapp ihn dir!«, rief ich Leech zu. Er streckte einen Arm aus und drückte Aaron gegen den Mast.
    »Hast du mich?«, fragte ich Lilly und fühlte ihren Arm um meine Taille.
    »Ja!«
    Dann gab es über uns einen schrecklichen Knall. Das Seil, das uns hielt, war gerissen.
    Wir stürzten Richtung See. Jemand schrie – wahrscheinlich wir alle.
    Das Schiff stabilisierte sich, und für den Moment waren wir wieder in der Horizontalen. Lilly rutschte von mir, ich stand auf und versuchte, uns mit den Leinen ruhig zu halten, doch vergebens. Jetzt kippten wir nach vorn, die Segel wölbten sich uns flatternd entgegen und verhinderten, dass wir einfach Nase voran abstürzten. Dennoch fielen wir sehr schnell. Das glitzernde Wasser kam immer näher.
    »Aaron!«, rief ich. »Du musst die Deionisation aktivieren!«
    »Was?« Er schaute mich an, als spräche ich eine Fremdsprache.
    »Schalt sie ein, oder wir sterben!«, schrie ich.
    Sein verwirrter Blick ruhte noch eine halbe Sekunde auf mir, dann schaute er um sich, seine Augen wurden groß, und er schien zu begreifen. »Meine Tasche!«, schrie er.
    Leech drückte sie ihm an die Brust.
    Mit zitternden Fingern fummelte Aaron an ihr herum.
    »Schnell!«, fuhr Lilly ihn an.
    Wind peitschte uns ins Gesicht.
    Aaron riss die Tasche auf, fand sein Pad und tippte hektisch darauf ein. »Verdammtes Passwort«, murmelte er.
    »Halt die Klappe und mach einfach!«, bellte Leech.
    »Ja doch, ich mach ja schon!«
    Ich schaute der größer werdenden Wasserfläche entgegen. Die Furcht lähmte mir die Glieder. Den Aufschlag würden wir nicht überleben. Ich hatte mich verschätzt – es war dumm gewesen, es überhaupt zu probieren …
    »Okay, ich hab’s!«, rief Aaron.
    Wir hörten ein Summen und spürten das Kribbeln von Elektrizität auf der Haut, dann gab es einen hellen Blitz, als sich die riesige Antenne über uns mit gewaltigem Krachen entlud. Ich zitterte am ganzen Körper; mir war, als heizten sich meine Knochen von innen her auf. Statt aber zum Gegenstück der Antenne am Boden überzuspringen, suchte sich der Blitz mit bösartigem Zischen seinen Weg zum nächsten metallischen Objekt: unserem Mast.
    Der Mast wurde in blendendes Licht getaucht. Einen Moment glühte er in heißem Weiß, dann blitzte es blau, und in der dreieckigen Metalleinheit begann es zu surren. Die Wärmezelle explodierte, Tonscherben flogen umher und zerschnitten mir die Wange, doch ich bemerkte es kaum. In der Mitte des Dreiecks war nun ein kreisrundes Loch, und darin wirbelte blaues Licht wie eine Flüssigkeit. Mit hohem Summen drehte es sich immer schneller, und das ganze Schiff vibrierte, als drohte es auseinanderzubrechen.
    Doch wir stürzten noch immer.
    Ich schloss die Augen und reiste in mein Inneres. Lük war weit weg, wartete auf seinen eigenen Blitz. Wie fliege ich jetzt damit? , rief ich ihm zu.
    Steuer mit den Segeln. Das Pedal reguliert die elektromagnetische Ladung. Mit der Zeit wirst du schon ein Gespür für die Abstoßungskräfte entwickeln.
    Mir bleiben vielleicht noch zehn Sekunden! Ich kam wieder zu Sinnen und sah den See uns entgegenrasen. Dann stellte ich mich aufs Pedal, zog an den Segeln und hörte den Vortex aufheulen und unseren Fall verlangsamen. Wir schwenkten allmählich, ganz allmählich in die Horizontale ein, waren aber immer noch zu schnell, und der See kam immer näher.
    »Jetzt!«, rief Lilly.
    »Ich weiß!« Ich zog fester und stemmte die Füße aufs Pedal. Unsere Bahn flachte sich weiter ab; wir flogen nun beinahe parallel zum Wasser. Ich konnte schon die einzelnen Wellen erkennen.
    Dann war es soweit: Der Wind fing sich in den Segeln und riss uns vorwärts. Unser Kiel
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