Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas
Autoren: Schweikert Ulrike
Vom Netzwerk:
er gesessen hatte, krachend umkippte. Latona zuckte zusammen, Oscar dagegen schien es nicht einmal bemerkt zu haben.
    »Entschuldigt mich, entschuldigt mich. Ich muss das niederschreiben, ehe es wieder verfliegt.«
    Mit abwesender Miene eilte er davon, während Bram den Stuhl aufhob und Latona ihm nachstarrte.
    Eine Weile saßen sie sich schweigend gegenüber. Latona leerte ihre Limonade, Bram das Glas Portwein.

    »Ich werde Sie nach Wien begleiten«, sagte Latona unvermittelt und fügte dann grummelnd hinzu: »Sie werden mich eh nicht alleine hier in London zurücklassen.«
    Bram verbarg sein Lächeln, so gut es ging. »Nein, das könnte ich nicht verantworten, nachdem ich durch den Tod deines Onkels unverhofft zu deinem Beschützer erkoren wurde.«
    »Es hat Sie niemand darum gebeten«, sagte Latona spitz.
    »Nein, aber es ist ein Gebot des Anstands. Wie hätte ich dich schutzlos und alleine in Paris zurücklassen können?«
    »Ich war weder allein noch ohne Schutz!«
    Bram seufzte. »Ja, du warst in Begleitung eines Vampirs, der im Begriff war, dir das Leben zu nehmen.«
    »Er hätte mich zu seinesgleichen gemacht und ich könnte nun für immer mit ihm zusammen sein«, widersprach das Mädchen heftig.
    »Die Liebe kann Segen und Fluch sein. Und sie macht uns vermutlich blind. Ich verstehe dein Leiden, doch ich kann nicht zulassen, dass du dich diesem Vampir in die Arme wirfst. Du siehst nur seine betörend blauen Augen und seine schöne Gestalt, aber ich kann den Tod sehen, den er dir bringt.«
    »Und deshalb nehmen Sie sich das Recht heraus, mich daran zu hindern, nach Malcolm zu suchen.«
    Ihre Stimme klang bitter und Bram fragte sich, wie lange ihm das noch gelingen konnte. Wenn sie nicht zur Vernunft kam, dann war er machtlos. Irgendwann würde sie ihm entwischen und sich auf die Suche machen. Vielleicht hatte nur ihre noch immer andauernde körperliche Schwäche sie bisher daran gehindert.
    Plötzlich verdrängte ein verstehendes Lächeln ihre Bitterkeit. »Ja, die Liebe macht uns blind. Träumen Sie nicht oft gar bei Tage von einem zarten Mädchen mit silbernem Haar? Und sagen Sie nun nicht, Sie seien ein verheirateter Mann und über solche Träume erhaben. Nein, seien Sie ehrlich! Ich kenne diesen Blick, der einen Schleier herabzuziehen scheint. Also beleidigen Sie mich nicht mit einer Lüge!«
    Bram sagte nichts. Er wollte ihr nicht gestehen, dass die irische Vampirin Ivy-Máire Nacht für Nacht seine Träume erfüllte und
dass die Sehnsucht, sie wiederzusehen, ihm manches Mal den klaren Verstand zu rauben drohte. War er deshalb so besessen davon, noch mehr über Vampire zu erfahren? Vielleicht. Jedenfalls stand sein Vorsatz fest. Er würde noch in dieser Woche nach Wien fahren und sich mit Ármin Vámbéry treffen.

    Die Erben versammelten sich in der Galerie, einem beeindruckenden Raum mit vom Boden bis zur Stuckdecke reichenden Rundbogenfenstern. Dort hing eine Reihe lebensgroßer Porträts von Mitgliedern des Clans der Dracas. Luciano erkannte den Baron und seine Schwester Antonia. Die anderen Bilder zeigten vielleicht Clanführer früherer Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte, wenn man von der Kleidung der Porträtierten auf ihre Lebenszeit schließen konnte. Ob sich unter den Dracas begabte Künstler befanden? Oder hatten sie die bevorzugten Maler gewandelt und zu Servienten gemacht, sodass sie über Jahrzehnte zu ihren Diensten stehen konnten? Dass die Vampire Menschen Modell gestanden haben konnten, erschien Luciano nicht sehr wahrscheinlich.
    Wie erwartet, fiel die Begrüßung nicht gerade herzlich aus. Außer Baron Maximilian und Baronesse Antonia hatte Luciano bisher noch keinen der anderen Vampire gesehen, erkannte sie aber sofort als Mitglieder der reinen Blutlinie der Dracas. Schon alleine durch ihren hochmütigen Gesichtsausdruck, den sie ausnahmslos zur Schau trugen. Drei der Anwesenden schienen bereits zu den Altehrwürdigen zu gehören. Im Gegensatz zu den anderen war ihr Haar schlohweiß und ihre Haut spannte sich pergamentartig über ihre Schädelknochen. Doch selbst bei ihnen konnte man die legendäre Schönheit, die allen Dracas eigen zu sein schien, noch erahnen. Die anderen Clanmitglieder waren mittleren Alters, von hohem, schlankem Wuchs mit den edlen Zügen und dem dunklen Haar, das Luciano von Franz Leopold, seinem Vetter und seinen Cousinen her kannte. Dennoch sah er auch Unterschiede und musste zugeben, dass Franz Leopold der am besten aussehende aller Vampire hier in der Galerie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher