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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas
Autoren: Schweikert Ulrike
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war. Die schönsten Vampirinnen waren ohne Zweifel Baronesse Antonia und Anna Christina. Franz
Leopolds Cousine hatte sich zu Lucianos Erstaunen nicht zu den Erben gesellt, sondern stand abseits vor einem der hohen Fenster. Auch Alisa fiel dies auf. Sie beugte sich zu Luciano vor.
    »Ich glaube, unsere allseits geliebte Anna Christina will uns demonstrieren, dass sie nicht mehr zu uns gehört und nicht vorhat, weiter an der Akademie teilzunehmen.«
    »Verständlich. Vom Alter her kann man sie bereits zu den Erwachsenen zählen und zu lernen gibt es für sie hier im eigenen Haus ja auch nichts«, gab Luciano genauso leise zurück. »Vielleicht hat sie über den Sommer an ihrem Ritual teilgenommen und darf nun alleine auf die Jagd gehen.« Er konnte selbst den Neid in seiner Stimme hören. Alisa zuckte nur mit den Schultern. Ihr schien der Gedanke nicht so verlockend. Da fiel ihm auf, dass noch ein anderer junger Vampir in ihrer Gruppe fehlte.
    »Malcolm ist ja gar nicht mitgekommen.«
    Alisa nickte gequält. »Das ist mir nicht entgangen.« Die Enttäuschung stand ihr so deutlich ins Gesicht geschrieben, dass Luciano versucht war, nach ihrer Hand zu greifen, um sie zu trösten. Er hatte die seine schon erhoben, als er sie im letzten Moment wieder zurückzog. Nein, das war keine gute Idee. Sicher wäre es Alisa unangenehm zu wissen, was er in ihrer Miene gelesen hatte.
    Wie rücksichtsvoll!
    Luciano funkelte Franz Leopold wütend an. »Kann man denn keinen Gedanken mehr fassen, ohne dass du dich einmischst?«
    Der Dracas hob lässig die Schultern. »Du wirst dich daran gewöhnen müssen, dass hier im Palais Coburg nur selten etwas geheim bleibt. Aber tröste dich, so interessant sind deine Gedanken nicht, dass es sich lohnte, länger bei ihnen zu verweilen.«
    »Nun, wir werden ja sehen, wie es dir gefällt, wenn ich in deinem Gedächtnis herumwühle«, gab Luciano zornig zurück.
    In seinem Kopf hallte ein spöttisches Kichern. Du glaubst doch nicht etwa, deine geistigen Fähigkeiten würden ausreichen, diese hohe Kunst der Magie zu erlernen?
    Luciano wandte sich ab. Fast hätte er vergessen, was für ein Ekel Franz Leopold war. Heute übertraf er sich wieder einmal selbst. Da huschte ein Gedanke durch seinen Sinn, der ihn erstaunte. War der
Dracas vielleicht deshalb so schlecht gelaunt, weil auch ihm Alisas Enttäuschung über Malcolms Ausbleiben nicht entgangen war? Ein interessanter Gedanke, den Franz Leopold bezeichnenderweise nicht kommentierte. Dafür erklang eine andere Stimme in seinem Kopf, so schrill und laut, dass es wie eine Ohrfeige schmerzte. Luciano konnte nicht verhindern, dass er zusammenzuckte. Die Rüge klang wie das Kratzen von Fingernägeln auf einer Schiefertafel. Schmerzvoll verzog er das Gesicht. Es war ihm eine Genugtuung, in Franz Leopolds Miene den gleichen Schmerz wahrzunehmen. Doch wer von den Dracas dort vorne war es, der ihre Unterhaltung bemerkt hatte und sie für diese Unaufmerksamkeit strafte? Sein Blick blieb an den stechend schwarzen Augen einer Altehrwürdigen hängen, die ihn nicht gerade freundlich musterte. Ein eisiger Schauder lief ihm über den Rücken, als sie ihm zu verstehen gab, dass sie in den folgenden Monaten des Öfteren miteinander zu tun haben würden und dass sie ihn scharf im Auge zu behalten gedachte.
    Das konnte ja heiter werden. Nun ja, schlimmer als bei ihren Lehrern für römische Geschichte, den Geschwistern Letizia und Umberto, die sich verdient den Spitznamen Folterknechte erworben hatten, konnte es kaum werden.
    Bist du sicher?, feixte Franz Leopold.
    »Ich hoffe es«, murmelte Luciano, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder der Ansprache von Baron Maximilian zuwandte.
    »Euer Unterricht beginnt jede Nacht um ein Uhr«, verkündete der Clanführer.
    »Was, so spät?«, entfuhr es Alisa, während ihr Bruder Tammo und die beiden Pyras zufrieden nickten.
    Der Baron runzelte die Stirn. »Ja, so spät. Ihr erwartet doch nicht etwa, dass unsere Dracas reinen Blutes euretwegen ein Jahr lang auf ihre Soireen, Bälle und Theaterbesuche verzichten?«
    Alisa murrte kaum hörbar vor sich hin. »Als ob das wichtiger wäre als die Akademie der Erben!«
    Luciano sah sie schmerzlich zusammenzucken. Offenbar hatte auch sie sich eine Rüge der Altehrwürdigen eingefangen. Der Baron beachtete sie nicht weiter, sondern übergab das Wort der
Baronesse. Diese ließ den Blick über die Erben schweifen. Um ihre Mundwinkel zuckte es, als sei ihr ein unangenehmer Geruch in die Nase
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