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Die entführte Braut: Wenn die Braut sich traut (German Edition)

Die entführte Braut: Wenn die Braut sich traut (German Edition)

Titel: Die entführte Braut: Wenn die Braut sich traut (German Edition)
Autoren: Susan Wiggs
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landete nicht auf der anderen Seite der Kluft. Er flog einfach weiter durch die Luft wie ein Stein aus einer Schleuder.

10. KAPITEL
    Ein Krankenhaus gab es nicht in Thelma, deshalb wurde Dan in die kleine Klinik gegenüber der Feuerwache gebracht. Zwar gab es auch dort keinen ständig praktizierenden Arzt, aber ein Notarzt aus Olympia war für den Tag des Rennens in die Stadt geholt worden.
    Isabel war so geschockt, dass sie kaum wusste, wie sie eigentlich in die Stadt zurückgekommen war. Man hatte sie nicht zu Dan gelassen. Sie hatte ihn nur für einen kurzen Augenblick gesehen, als er auf dem Rollbett an ihr vorbeigefahren wurde. Seine Augen waren geschlossen, sein Gesicht war totenblass.
    Man hatte ihr versprochen, sie über Dans Zustand auf dem Laufenden zu halten. Voll panischer Angst um ihn lief sie immer wieder in dem kühlen, nach Antiseptika riechenden Korridor auf und ab, ging schließlich nach draußen und lehnte sich gegen eine Mauer.
    Es kam ihr in den Sinn zu beten, aber ihr fielen keine Worte ein. Sie wollte fluchen, aber das erschien ihr ebenso sinnlos, wie Steine nach dem Mond zu werfen. Schließlich hielt sie die Hände vors Gesicht und wünschte sich mit aller Macht, dass Dan mit dem Leben davonkommen und genesen würde.
    „Isabel?“, sagte eine Männerstimme.
    Sie riss die Augen auf. „Anthony!“
    „Hey, ich warte hier schon seit einer Stunde auf dich.“ Er sah nicht ärgerlich aus. Sie hatte Anthony noch nie ärgerlich erlebt. Er wirkte freundlich, gepflegt und elegant wie immer.
    „Bist du nun so weit zum Heimfahren?“, fragte er.
    „Ich …“ Ihr Mund war plötzlich ganz trocken. „Ich kann hier jetzt nicht weg, Anthony. Es hat einen Unfall gegeben.“ Das Wort blieb ihr fast im Hals stecken. „Ich muss erst noch warten und hören, was …“ Sie brach ab und sah ihn hilflos an. „Ich kann nicht mit dir kommen.“
    Er fuhr sich mit der Hand durch sein dunkles, volles Haar. „Hör mal, Isabel, das wird nun langsam lachhaft.“
    „Ich weiß“, sagte sie leise. „Ich weiß. Du hast das wirklich nicht verdient. Fahr doch zurück in die Stadt, Anthony. Und mach dir keine Gedanken mehr um mich.“
    Er legte den Arm um ihre Schulter. „Liebling, ich werde lieber warten.“
    Juanita Sohappy kam aus dem Gebäude und ging auf Isabel zu.
    „Wissen Sie schon irgendwas Genaues?“, fragte Isabel.
    „Nein“, sagte Juanita tonlos. „Noch nicht. Ich hoffe, der weißäugige Doktor versteht sein Handwerk“, fügte sie hinzu und benutzte dabei eine Redewendung ihrer Indianersprache, die Isabel nie ganz vergessen hatte. Juanita drücke Isabels Hand und ging wieder zurück in die Klinik.
    Anthony sah ihr einen Moment lang nach. „Eine Freundin von dir?“
    „Ja. Wir haben uns gerade erst kennengelernt, aber sie erinnert mich an früher, an Leute, die ich einst gekannt habe.“
    „Wieso denn das? Das ist ja irre – Leute, die du einst gekannt hast? Indianer?“
    Isabel schloss für eine Sekunde die Augen. In ihrem Innern tobte ein Sturm. „Ich bin ein Halbblut. Mein Vater war ein Indianer“, sagte sie dann.
    Er nahm die Hände von ihren Schultern und sah sie an, als sei ihm plötzlich ein Geist erschienen.
    „Ist das ein Problem für dich, Anthony?“
    „Natürlich nicht“, versicherte er, aber seine Stimme klang hart und gepresst. „Das Problem ist nur – warum hast du mir das nie gesagt?“
    „Ja, das habe ich versäumt.“
    „Warum um alles in der Welt …“ Er stemmte eine Hand gegen die Mauer, als müsse er sich stützen. „Was hast du dir dabei gedacht, Isabel? Hast du gemeint, ich würde dich seltsam oder abstoßend finden?“
    „Ich glaube, ich mir eigentlich gar nichts dabei gedacht. Ich habe es ja überhaupt niemanden erzählt.“
    „Dies ist doch totaler Wahnsinn. Wir wollen am Sonnabend heiraten. Und jetzt erst erfahre ich hier wichtige Dinge über dich, die du mir schon vor Monaten hättest sagen sollen. Was hast du mir sonst noch alles verschwiegen?“
    Ach, so viel, dachte sie traurig. Sie hatte ihm nie von ihrem Vater, ihrer Mutter und all jenen Dingen erzählt, die sie zu dem Menschen gemacht hatten, der sie war, als sie sich kennengelernt hatten. Eine schüchterne Frau, die vor ihrer Vergangenheit Angst hatte, die sich vor sinnlicher Leidenschaft fürchtete und die verzweifelt versuchte, zu irgendjemandem zu gehören.
    Jetzt fragte sie sich, ob es wohl richtig von ihr gewesen war, von Anthony zu erwarten, dass er sie von all ihren Problemen befreite.
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