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Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Elizabeth Chadwick
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jedem, der in seine Nähe kam, und keilte aus. Jemand spottete, das Pferd sei de Braoses zänkischer Frau bemerkenswert ähnlich. Auch über die unberührte Unschuld von Hughs Stute fielen Bemerkungen. Longespee lachte laut. Hugh rang sich ein Lächeln ab, obwohl ihm noch nie in seinem Leben weniger nach Lächeln zumute gewesen war. Ihm wurde übel, als er sah, wie Longespee an Arrows Ohren zupfte und ihr fast mit Besitzerstolz den schweißfeuchten Hals tätschelte.
    Mit Sand von dem Boden aus der Kammer des Königs war
auf dem Gras eine Startlinie gezogen worden, hinter der die Pferde warteten. Ein Herold mit einem Horn erschien, setzte es an die Lippen und blies hinein. Wie von einem Katapult abgefeuert schossen Tiere und Männer über die Linie. Erdbrocken spritzten auf und ergossen sich über die Zuschauer. Hugh behielt Arrows weißes Hinterteil und ihren wehenden silbernen Schweif im Auge. Einen Moment lang verschwand sie in einem Meer von Pferden, dann setzte sie sich an die Spitze und ließ die anderen Tiere hinter sich.
    »Er treibt sie zu sehr an!« Hugh stellte sich auf die Zehenspitzen und verrenkte sich den Hals, als die Pferde außer Sicht gerieten. »Er sollte ihre Kräfte schonen, sonst holen die anderen sie ein.« Als er die Anspannung in seiner Stimme hörte, nahm er sich zusammen, wohl wissend, dass die Leute ihn beobachteten. Als Erbe der Grafschaft Norfolk war es seine Pflicht, vor seinen Untertanen Stärke zu zeigen, vor allem, seit bezüglich der Verbindung mit den Marshals Mutmaßungen angestellt wurden. Ein Mann, der wegen eines Pferdes Schwäche zeigte, mochte auch auf anderen Gebieten Schwächen aufweisen.
    Das Hufgetrommel vibrierte unter den Sohlen seiner Stiefel. Ralph brüllte mit einer Stimme wie eine rostige Messerklinge: »Sie gewinnen! Sie gewinnen! Mach schon, Mädchen, flieg wie der Wind!«
    Arrow lag tatsächlich noch in Führung, als die Pferde auf die Startlinie zujagten, aber mit jedem Satz holte de Braoses Schwarzer auf, ebenso wie der Braune des Erzbischofs. Die Stute gab ihr Bestes, aber das anfängliche Feuer war erloschen, und sie geriet unter immer stärkeren Druck.
    »Weiter!«, röhrte Ralph und schlug mit der Faust in die Luft. »Weiter!«
    Arrow legte die Ohren an, als sie weiterjagte, während der Schwarze links und der Braune rechts von ihr immer näher kamen.
Eine Länge, eine halbe Länge, eine Kopfeslänge. Longespee hob den Arm, die Peitsche sauste nieder, und die Stute presste sich fast auf den Boden, als sie noch schneller wurde und knapp vor den beiden anderen über die Sandlinie schoss. Noch mitten im Galopp, von ihrem eigenen Schwung getragen, stolperte sie, stürzte zu Boden und blieb wild auskeilend liegen. Longespee rollte sich zur Seite, als der Rest der Pferde vorbeidonnerte. Mit einem unartikulierten Aufschrei rannte Hugh zu Arrow und sank neben ihr auf die Knie. Scharlachrotes Blut strömte aus ihren Nüstern, und obwohl sie noch immer atmete und aufzustehen versuchte, wusste er, dass er ein sterbendes Pferd vor sich hatte.
    Longespee rappelte sich auf und schwankte über das zertrampelte Gras auf die Stute zu.
    »Großer Gott«, keuchte er mit aschfahlem Gesicht und wischte sich mit der Hand über den Mund. »Großer Gott.«
    Hugh hörte ihn gar nicht. Er sah zu, wie das Licht in Arrows Augen erlosch und sich das Zittern ihrer Beine beim Versuch, wieder aufzustehen, in Todeskämpfe verwandelte. Ihr Blut floss heiß um seine Knie. Er beugte sich über sie, umfasste ihren Kopf und strich ihr über die Haarkrone.
    Sie stieß ein letztes Mal den Atem aus, und ihre Beine hörten auf zu zucken. Hugh spürte, wie sein eigenes Blut in den Adern gefror. Die Menge scharte sich um ihn, von dem Spektakel und der Tragödie angezogen. William de Braose kam herbei, kräuselte die Lippen und drückte Longespee einen schweren Beutel in die Hand.
    »Freut Euch, dass die Strecke nicht länger war«, grollte er. »Was nutzt Euch ein schnelles Pferd, wenn es tot unter Euch zusammenbricht?« Er warf einen verachtungsvollen Blick über seine Schulter und stapfte in Richtung seines schwitzenden Hengstes davon.
    Wut durchzuckte Hugh wie ein Blitz und riss ihn aus seiner Benommenheit. Er richtete sich auf. Der Saum seiner blauen Tunika war mit Arrows Blut durchtränkt.
    »Du hast die Peitsche genommen«, beschuldigte er Longespee mit zornerstickter Stimme.
    »Nur ein Mal.« Longespee atmete flach und presste eine Hand gegen seine Rippen. »Bei Gott, sie ist gestorben, weil
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