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Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Elizabeth Chadwick
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und sah weg, wenn sich Dinge ereigneten, auf die er keinen Einfluss hatte.
    Lächelnd griff John nach den Würfeln, schüttelte sie in der Faust und warf eine Sechs und eine Fünf.
    »Komm schon«, sagte er. »Mach nicht so ein Gesicht, ich habe nur gescherzt. Ich wünsche deinen Marshal- und Bigod-Verwandten viel Glück. Sie haben einander verdient.« Die Bemerkung klang wie eine Kränkung, was sie wahrscheinlich auch war.
     
    Am Morgen bereitete sich der Hof auf einen Jagdausflug vor, und Longespee bahnte sich einen Weg durch das Getümmel von Hunden und Pferden im Stall, um seinen Halbbruder zu suchen und ihm zu seiner bevorstehenden Hochzeit zu gratulieren. Eigentlich wäre er Hugh lieber aus dem Weg gegangen, aber er musste sich an die Gebote der Höflichkeit halten.
    Longespee bemerkte zuerst die silbern schimmernde Stute mit dem Geschirr in den rot-goldenen Bigod-Farben. Sein Herz schwoll vor Neid. Sein Stiefvater unterhielt das beste Gestüt in ganz England, und als sein Erbe hatte Hugh natürlich die erste Wahl. Dieser war in ein angeregtes Gespräch mit einem Stallburschen vertieft, was Longespee ein abfälliges Kopfschütteln entlockte. Er hielt nichts von allzu vertraulichem Umgang mit Dienstboten. Er straffte sich, strich seinen Umhang glatt und trat vor.
    »Bruder.« Er stieß das Wort hervor, bevor es ihm im Hals stecken bleiben konnte. »Wie ich höre, sind Glückwünsche angebracht.«
    Hugh drehte sich um und lächelte, doch seine meerblauen Augen blickten wachsam. Sein Haar schimmerte im fahlen Wintersonnenlicht wie stumpfes Gold.
    »Danke.« Seine Miene blieb skeptisch. »Ich muss mich an den Gedanken erst noch gewöhnen. Wie geht es Ela?«
    »Gut«, erwiderte Longespee knapp, der sich an Johns Bemerkung über Ratschläge erinnerte und sich verlegen fühlte. »Kommt deine Braut nach Framlingham?«
    Hugh schüttelte den Kopf.
    »Nicht sofort. Ich kann noch ein paar Junggesellenjahre genießen.«
    »Mach das Beste daraus  – aber ich denke, das Eheleben wird dir gefallen. Ela ist eine ständige Freude für mich.« Nachdem die Formalitäten beendet waren, ging Longespee um Hugh herum und inspizierte die Stute. »Ist sie schnell?« Mit geübten Handgriffen untersuchte er ihre Beine.
    Hugh nickte und entspannte sich ein wenig.
    »Sehr schnell. Über eine Meile schlägt sie jedes andere Pferd in diesem Stall.«
    »Du glaubst, sie könnte de Braoses Schwarzen besiegen?« Longespee nickte in Richtung des Gefolges des Lords of Bramber. Ein Stallbursche betreute einen mächtigen spanischen Hengst mit gebogenem Hals und breiter Kruppe. Das Tier war ausgeruht, tänzelte und wollte losgaloppieren.
    »Mühelos«, entgegnete Hugh stolz.
    »Mühelos genug, um darauf zu wetten?« Longespee spürte die vertraute Erregung in sich aufsteigen, die er jedes Mal vor einer Herausforderung empfand. Er sah sich schon auf der silbernen Stute sitzen und ihre Schnelligkeit und Kraft erproben.
Wie er Hugh kannte, hatte er ihre Fähigkeiten noch nicht einmal zur Hälfte ausgereizt.
    Hugh zögerte.
    »Oder war das nur haltlose Prahlerei?«
    Hughs blaue Augen blitzten auf. »Nein!«
    »Dann würdest du sie in einem Rennen antreten lassen?«
    »Ich…«
    Longespee drehte sich um, als ihm jemand auf die Schulter schlug, und sah sich einem seiner anderen Halbbrüder gegenüber: Ralph.
    »Hah, die ganze Familie ist hier!« Er begrüßte den Neuankömmling wesentlich herzlicher als Hugh. Ralph konnte er ertragen, genoss sogar seine Gesellschaft. Der Bursche war jünger, brachte ihm offenkundige Bewunderung entgegen und war nicht der Erbe einer Grafschaft, die dreimal so groß war wie die Longespees.
    Ralph lachte. Er befand sich mitten im Stimmbruch.
    »Nein, nur ich, William, Hugh und unser Vater. Die anderen sind immer noch in Norfolk. Wir haben Hugh in Settrington bei der Wolfsjagd geholfen.«
    »Habt ihr welche erlegt?«
    »Einen Wolf und eine Wölfin. Hätten wir sie nicht getötet, hätten sie ein neues Rudel gegründet. Ich habe ihre Pelze.«
    Longespees Nasenflügel bebten.
    »Sie stinken.«
    »Das behauptet William auch.«
    Longespee rieb sich über das Kinn.
    »So«, kam er auf sein Anliegen zurück. »Meinst du, die Stute deines Bruders würde de Braoses Schwarzen schlagen?«
    »Was, Arrow?« Der Junge stemmte die Hände in die Hüften. »Natürlich würde sie das. In ganz England gibt es kein schnelleres Pferd.«
    »Nun, dann hast du ja nichts zu verlieren.« Longespee wandte sich an Hugh. »Also, leihst du sie
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