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Die Eiskrieger

Die Eiskrieger

Titel: Die Eiskrieger
Autoren: Hubert Haensel
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vorgewagt, dabei erlegten wir heute schon das zweite Tier.«
    »Zwei?«
    »Ja. Aber ich glaube, es ist unnötig, dass wir uns schreiend miteinander unterhalten. Lasst uns an Bord kommen.«
    Der Leoniter sah Buruna fragend an. Sie nickte.
    »Einverstanden.«
    Auf dem Schiff wurden etliche Öllampen angesteckt. Es dauerte nicht lange, da kamen fünf verwegen dreinblickende Männer an Bord. Sie trugen nur ihr Unterzeug, die dicke Fellkleidung hielten sie zu Bündeln verschnürt in Händen.
    »Wir frieren nicht gern in nassen Kleidern«, erklärte einer von ihnen, augenscheinlich der Anführer der kleinen Gruppe. »Die Nacht verspricht kalt zu werden.« Während sie sich dann anzogen, musterte er Buruna, die nach alter Manier das Hemd über ihrer Brust geöffnet hatte. »Du bist zu schön«, sagte er, »um einem tölpelhaften Caer in die Hände zu fallen. Ein solches Schicksal hättest du wahrlich nicht verdient. Ziehe mit uns, wir werden dich zu beschützen wissen.«
    »Wer ist dieser namenlose Krieger?« wandte Buruna sich an einen der Leoniter.
    »Verzeih, Lady«, platzte der Mann aus Darain sofort heraus und vollführte eine ungelenke Verbeugung. »Mein Name ist Golert. Es lag nicht in meiner Absicht, den Mut deiner Freunde zu schmälern, aber für eine Frau wie dich ist es gefährlich, gen Norden zu reisen.«
    »Du irrst. Ich suche nur ein schnelles Schiff, das mich über das Meer des Blutes zur Düsterzone trägt.«
    »Zur Wiege des Bösen willst du? Man sagt, dass vom Ende der Welt alles Unheil über uns kommt.«
    Buruna tat den Einwand mit einer einzigen Handbewegung ab. »Ich sehe«, ließ sie nach einer Weile des Schweigens vernehmen, »unsere Wege werden sich wieder trennen. Auf jeden Fall danken wir euch für euer Eingreifen.«
    »Ihr segelt nach Parcon?«
    »Und von dort aus weiter, denn die Winde stehen günstig.«
    »Macht es wie wir. Sucht euch in Rukor oder den Heymalländern eine neue Heimat. Das ist weit genug von allen Schlachtfeldern entfernt.«
    »Für wie lange? Für ein Jahr, vielleicht auch zwei?«
    Buruna erhielt keine Antwort auf ihre Frage. Allerdings war ihr nicht entgangen, dass Golert heftig zusammenzuckte.
    »Ihr haltet euch länger an diesem Fluss auf?« wollte Morkem wissen.
    »Wir sahen drei Sonnenuntergänge von jenem Ufer.«
    »Dann wisst ihr sicher zu sagen, ob weitere Spinnenungeheuer den Sarro unsicher machen.«
    »Andere scheinen den Weg flussaufwärts noch nicht gefunden zu haben.«
    »Also ist es besser, wenn wir bald das Segel setzen und Kurs aufs offene Meer nehmen.«
    »Wir werden euch helfen, das Schiff vom Grund zu ziehen«, bot Golert an. »Nur wenn alle Völker zusammenhalten, können wir gegen die gemeinsame Gefahr bestehen.«
    »Ich wollte, sie hätten dies früher erkannt«, ließ sich jetzt Lamir vernehmen. »Dann wären die Caer schon vor Elvinon zurückgeschlagen worden und das Hochmoor von Dhuannin wäre für immer vom Klang der Waffen verschont geblieben.«
    Zwei Handbreit wanderte der Mond am Himmel weiter, bis die Drache von Leone wieder Wasser unter dem Kiel hatte und ihr Ruder neu vertäut war. Golert und seine Männer ließen sich mit ihren Pferden ans andere Ufer übersetzen – ein Wunsch, den Buruna ihnen gern erfüllte.
    »Werden wir uns wiedersehen?« rief der Darainer zum Abschied.
    »Ich glaube nicht. Es sei denn Quyls Wille.«
    Der Wind bauschte das notdürftig geflickte Segel und trieb das Schiff immer schneller vor sich her. Allmählich wurde der Fluss breiter – ein deutliches Zeichen, dass man sich seiner Mündung näherte. Ein fahles, kaltes Licht lag über dem Land. Hin und wieder waren in einiger Entfernung von den Ufern vereinzelte Pueblos der Sarronen, der Ureinwohner von Salamos, zu erkennen. Aber kein lebendes Wesen zeigte sich.
    Dann verblasste der Mond am Ende seines Laufes, lange Zeit bevor die Sonne jenseits der Karsh-Berge neu geboren wurde. Nur noch der funkelnde Schein einiger Sterne lag auf dem Wasser.
    Der Sarro vereinte sich mit den Fluten des Ozeans. Schräg zu den auflaufenden Wellenkämmen schnitt die Drache von Leone durch die aufspritzende Gischt. Die Küste war felsig und von gefährlichen Untiefen durchzogen, die schon manchem Schiff zum Verhängnis geworden waren, das sich zu nahe unter Land gewagt hatte.
    »Wir müssen weiter hinaus auf offene See«, drängte Morkem und ließ vor dem Wind kreuzen.
    Lamir lag ausgestreckt auf dem Rücken, einen Stoffballen unter dem Kopf, und starrte hoch hinauf, wo Segel und Mast mit dem
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