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Die Eiskrieger

Die Eiskrieger

Titel: Die Eiskrieger
Autoren: Hubert Haensel
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es hat die alte Fahrrinne fast völlig verschlossen. Ein größeres Schiff als das unsere muss unweigerlich zerschellen.«
    »Hast du gesehen?« fragte ein anderer. »Die Felsen sind wie erstarrte Schlacke, rau und scharfkantig. Ich glaubte, zwischen zwei gigantischen Mühlsteinen zerquetscht zu werden.«
    »Das Böse wohnt ihnen inne.«
    »Ein Versuch der Caer, dem nördlichen Salamos den Zugang zum Meer abzuschneiden?«
    »Möge Quyl sie auf ewig verdammen, diese Bestien in Menschengestalt.«
    »Hätte er das nicht längst getan, besäße er wirklich die Macht dazu? Ich sage dir, Bratford, die Dämonen der Caer sind stärker als unsere Götter.«
    »Lästere nicht, Yonker!« Erschrecken und Furcht schwangen in der Stimme des Kriegers mit. »Du beschwörst sonst großes Unheil herauf.«
    »Ach was. Das einzige Unheil ist das verklemmte Ruder. Jemand muss ins Wasser und die Pflanzen lösen. – ich werde das tun.« Yonker zog sein Schwert aus der Scheide, griff nach einem der am Mast befestigten Taue und schwang sich über Bord. Die Strömung drückte ihn gegen den Rumpf des Schiffes. Er verschwand aus Burunas Sichtfeld, kam aber kurz darauf auf der anderen Seite prustend und spuckend wieder hoch. Die Klinge in seiner Rechten behinderte ihn merklich, dennoch näherte er sich mit raschen, weit ausholenden Schwimmstößen dem Heck.
    Yonker erreichte das Ruderblatt, tauchte erneut unter. Verzerrt ließ die Wasseroberfläche seinen Schatten erkennen. Erste Pflanzenstrünke lösten sich und wurden davongespült, dann begann der Sarro an dieser Stelle zu brodeln. Als der Leoniter an die Oberfläche kam, um Luft zu holen, ringelten sich schenkelstarke Äste auf ihn zu. Doch die schwungvoll geführte Klinge durchtrennte sie in rascher Folge. Da schien sich das Wasser aufzuwölben; ein mächtiger, nachtschwarzer Körper tauchte aus den Fluten empor. Dürre, lange Beine tasteten nach dem Schiff.
    Jemand an Deck schrie, als er die Gefahr erkannte. Yonker wirbelte herum, sein Gesicht verzerrte sich zur Grimasse. Kaum zwei Mannslängen von ihm entfernt lauerte eine riesige Spinne. Er riss das Schwert hoch. Ein Speer verfehlte das Ungeheuer, das sofort zum Angriff überging. Blitzende Kieferzangen schlugen krachend aufeinander.
    Der Krieger kämpfte tapfer. Während er sich mit der Linken an den Tauen festhielt, die zum Ruder führten, stieß er mit der Waffe immer wieder zu. Es gelang ihm, zwei Beine unmittelbar über dem unteren Gelenk abzutrennen, aber die Spinne schien den Verlust nicht einmal wahrzunehmen.
    Schabend glitten ihre gepanzerten Gliedmaßen über die Bordwand. Das Schiff schaukelte wie bei heftigem Seegang. Teile der Aufbauten splitterten.
    Lamir war bleich geworden. Abwehrend hielt er die Laute von sich, während er in der Kiste mit Lerreigens Geschenken nach einer Waffe suchte. »Das… das ist eine der Bestien, die das Meer der Spinnen unsicher machen. Aber ich verstehe nicht, wie sie in diese wärmeren Gefilde gelangte.«
    »Was ist noch so, wie wir es gewohnt sind?« rief Buruna ihm zu. Geschickt wich sie einem auf sie zuschnellenden Bein aus. Morkem ließ sein Schwert herabsausen und trennte die scharfen Klauen ab. Ein Schwall rötlichen Blutes ergoss sich aus der Wunde.
    »Auf das Ufer zuhalten! Wir müssen in flacheres Wasser kommen.«
    Tief drückte das Gewicht der Riesenspinne die Drache von Leone in die Wellen, während das Untier sich gleichzeitig immer weiter an Deck zog.
    Ein gellender Schrei hallte über den Sarro und brach sich in schaurig verzerrtem Echo an den aufragenden Ufern. Die Spinne hatte sich ihr erstes Opfer geholt, das nun hilflos in ihren Fängen zappelte. Die Taue, die das Ruderblatt hielten, zerfetzten unter ihrem Biss .
    »Quyl…«
    Buruna schlug die Hände vors Gesicht, als die Beißzangen sich malmend schlossen. »Er hat die Götter verdammt«, stammelte sie. »Mögen sie ihm dennoch gnädig sein.«
    »Hier!« Lamir warf ihr ein Schwert mit schmaler Klinge zu, das sie geschickt auffing.
    Die Sonne, die fast schon im Meer versunken war, verschwand zur Gänze hinter treibenden Wolkenschleiern. Die Schatten verschmolzen miteinander zu einem diffusen Dunkel, das es schwermachte, den schnellen Bewegungen der Spinne zu folgen. Die Luft war erfüllt vom Rufen und dem Keuchen der Krieger, vom Bersten einzelner Planken und dem Klingen der Waffen, wenn diese auf den Panzer des Tieres trafen.
    Das Schiff drehte sich steuerlos und trieb dem rechten Ufer entgegen. Dann – mit einem heftigen
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