Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eishölle

Die Eishölle

Titel: Die Eishölle
Autoren: Basil Copper
Vom Netzwerk:
gelegen haben, aber warum auch immer, ich dankte dem Allmächtigen dafür. Auf diese Weise muss ich wohl eine beachtliche Strecke zurückgelegt haben, bevor ich schließlich zu Boden sank und der Schlaf mich gnädig übermannte.

    II

    Ich rannte immer weiter. Niemand folgte mir. Trotz intensiver Befragung durch viele bedeutende Kapazitäten auf diesem Gebiet, konnte ich nie eine schlüssige Schilderung meiner Flucht geben oder zusammenhängend erklären, wie viele Tage ich gebraucht hatte, in die Zivilisation zurückzukehren. Auch kannte ich den Zeitpunkt nicht, an dem ich schließlich zusammengebrochen und das Fieber mich übermannt hatte.
    Die Zeitspanne zwischen meiner Ankunft im Tal vor den Schwarzen Bergen und meiner Rückkehr in das, was Zyniker eine zivilisierte Gemeinschaft nennen mögen, betrug ungefähr sechs Monate.
    Mir wurde ebenfalls gesagt, dass ich beinahe zwei Monate im Fieber gelegen haben musste, und ohne die eifrigen Bemühungen eines französischen Arztes und einer deutschen Krankenschwester wäre ich mit Sicherheit gestorben.
    Angesichts der Belastungen der eintönigen Tage danach wäre das vielleicht besser gewesen. Aber ich greife vor. Ich schleppte mich weiter, immer noch mit dem Handwagen, und orientierte mich mit dem Kompass. Ich muss meine Mahlzeiten wie automatisch aus den Proviantkisten genommen haben, denn ich kann mich nach all der Zeit nicht mehr erinnern, wo oder was ich gegessen habe.
    Ich verschwendete keinen Gedanken auf mein Äußeres, und mit meinem ungekämmten Bart, wilden, starrenden Augen und den verhärmten Zügen muss ich den Menschen, die mich gefunden haben, einen entsetzlichen Anblick geboten haben.
    Aber irgendwie schaffte ich es, durch die höllischen Korridore hinauszugelangen und fand mich schließlich in einer Gegend wieder, die mir bekannt war. Wahrlich, es gibt eine Vorsehung, die sich der Narren annimmt, und so erreichte ich müde, krank, halb hysterisch und mit nachlassender Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse, die ich durchgemacht hatte, schließlich die trostlose Stadt Croth.
    Der Fluss mit seiner seltsamen Brücke war unangenehm feucht und finster wie der Styx. Ich überquerte ihn sicher und kurz danach, in den Vororten, muss ich den Handwagen zurückgelassen haben, der mir so gute Dienste geleistet hatte.
    Sicher steht er jetzt noch dort, und dort wird er für alle Ewigkeit bleiben – ein stummer Zeuge der unbeschreiblichen Torheit der Menschen. Wenn ich jetzt über einen so langen Zeitraum hinweg an die Große Nordexpedition zurückdenke, kann ich nur sagen, dass es eine unbeschreibliche Torheit gewesen sein musste, die uns dorthin geführt hatte.
    Torheit auf Seiten derer, die so blind folgten, und unbeschreibliche Torheit auf Seiten der Führer, Van Damm und Scarsdale, die recht gut wussten, in welche fürchterlichen Gefilde am Rande der menschlichen Erfahrungen sie vorstießen. Und doch kann ich nur annehmen, dass große Weisheit und großes wissenschaftliches Wissen Hand in Hand gehen mit seelischer Blindheit einer besonderen Art. Hätte einer von uns die leiseste Ahnung von jener Wirklichkeit gehabt, die uns am Ende der Tunnel erwartete – nichts hätte auch nur einen von uns in den Umkreis von hundert Kilometern um die Schwarzen Berge gebracht.
    Von Zeit zu Zeit muss ich geschlafen haben, auch wenn ich mich daran nicht erinnern kann. Die Angst war mein treuer Begleiter und trieb mich weiter durch das trübe Licht und die seltsamen Perspektiven von Croth. Hier stieß ich erneut auf Vorräte und Ausrüstung, und ich muss mich nach Gutdünken mit Proviant versorgt haben. An die große Stadt selbst erinnere ich mich nicht mehr, nur noch an den großen Platz. Croth und seine Wunder – die sagenhafte Bibliothek und all die zahllosen Schätze seiner märchenhaften Jahrtausende liegen nach wie vor im bleichen Glanz jener düsteren und dunstigen Gewölbe.
    Ich floh immer weiter. Der Pulsschlag wurde schwächer, der trockene Wind war nun in meinem Rücken und trieb mich heimwärts. Ich muss Pausen eingelegt, gegessen, geschlafen und tausendundein Dinge mehr getan haben, dennoch habe ich noch immer keine klare Vorstellung davon, wie ich meine Zeit verbracht habe. Wie viele Tage ich unterwegs war, weiß ich nicht, aber dank einfacher Rechnungen, die ich mittlerweile angestellt habe, weiß ich, dass diese Heimreise nur einen Bruchteil der Zeit dauerte, die wir für die Hinreise benötigt hatten. Furcht gab mir die Kraft und half mir, diese lange
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher