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Die Eisfestung

Titel: Die Eisfestung
Autoren: Jonathan Stroud
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traute sich Simon, einen Blick zurückzuwerfen.
    »Er ist weg«, sagte er und hielt an. »Dieses Arschloch.«
    »Dieser Wichser«, sagte Marcus.
    »Hirnverbrannter Idiot.«
    »Behandelt uns wie kleine Kinder...«
    »Wenn ich größer wär, würd ich ihm eine verpassen.«
    »…wie dumme kleine Kinder, die beim Spielen was kaputt gemacht haben.«
    »Als ob der irgendeine Ahnung hätte.«
    »Dieser Wichser .«
    Simon schaute zu Marcus. »Hast du noch was von deinem Whisky übrig?«, fragte er.
    »Alles ausgetrunken.«
    »Schade.«
    Emily sagte nichts. Der Schock der Begegnung saß bei ihr immer noch tief. Sie schniefte.
    »Vergiss den Blödmann einfach«, sagte Simon zu ihr. »Große Klappe, nichts dahinter.«
    »Jaaa.« Ihre Stimme klang kleinlaut.
    »Hast du Angst, dass er deinem Vater was sagt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein!«, platzte es aus ihr heraus, so heftig, dass sie selbst überrascht war. »Das ist es nicht. Aber es war so schrecklich... er war so schrecklich.«
    »Vergiss ihn. Er ist ein verdammter kleiner Wichtigtuer.«
    »Ja, aber er hat gewonnen. Versteht ihr? Wir haben es einfach mit uns machen lassen.« Ihre Furcht verwandelte sich in Wut. »Wir sind wie brave kleine Kinder vor ihm hergetrottet. Er sagt was und wir... wir haben uns nicht gewehrt. Er ist der Sieger. Wie dein Bruder. Der hat uns auch verprügelt und war der Sieger.«
    »Carl hat nicht gewonnen! Marcus hat ihn vor den Mädchen zum vollen Versager gemacht.«
    »Ja – und dafür hat dann meine Nase dran glauben müssen«, sagte Marcus.
    »Es hat sich nicht wie ein Sieg angefühlt «, sagte Emily. »Aber egal, wir sind rausgeschmissen worden – und das war’s.« Sie trat mit ihrem Stiefel gegen die Eiskante an der Böschung.
    »Carl hat nicht gewonnen«, murmelte Simon.
    »Lasst uns was dagegen machen«, sagte Marcus.
    »Und was?« Simon blickte ihn an. »Ich würde nur noch mal Prügel beziehen. Bin heute Abend sowieso schon dran.«
    »Ich rede nicht von Carl. Es geht um die Burg . Der beschissene Wächter ist unwichtig. Okay, diesmal hat er gewonnen. Aber du gibst zu schnell auf, Em. Es ist keine Schande, vom Feind zurückgeschlagen zu werden. Das kommt bei jeder Belagerung vor. Die Verteidiger holen zu einem Überraschungsangriff aus, überrumpeln die Belagerer, töten ein paar von den Feinden – und wenn sie es nicht geschafft haben, den Belagerungsring aufzubrechen, müssen sie sich schnell in die Burg zurückziehen und dort wieder verschanzen, wie vorher. Dann rücken die Belagerer wieder vor. Alles wie beim Schach.«
    »Wie beim Schach? Und wird dann auch die Dame geopfert?«, fragte Emily. Sie konnte nicht anders, sie musste lächeln.
    Marcus stöhnte genervt. »Du weißt, was ich meine! Eine Frage der Taktik. Abwarten und dann wieder handeln. So sollten wir das auch machen.«
    »Also wir gehn wieder rein und dann findet er uns wieder und schmeißt uns wieder raus. Super Idee!«
    »Er wird uns nicht finden«, sagte Marcus. »Nicht wenn wir in der Burg selber sind.«
    Ein kurzes Schweigen.
    »Aber wir haben doch schon beschlossen -«, fing Emily an.
    »Ich weiß. Aber das war vorher. Und Simon weiß, dass wir es schaffen können.«
    Emily schaute Simon an. Er sagte nichts.
    »Denkt mal darüber nach. Wir wären drinnen und würden beobachten, wie er draußen herumstolpert und uns im Schnee sucht. Er würde nie auf die Idee kommen, dass wir in der Burg sein könnten. Wär das nicht ein großartiges Gefühl?«
    Emily dachte nach. Es würde sich in der Tat großartig anfühlen.
    »Also, ich könnte es schaffen«, sagte Simon. »Und wenn ich ein Seil hätte, ihr vielleicht auch. Ich könnt mir eins besorgen. Mein Vater hat welche im Schuppen.«
    »Absolut super!« Marcus klatschte in die Hände. »Also abgemacht! Wir werden unsere Ehre wiederherstellen. Gleich morgen?«
    Nach einer langen Pause nickte Simon. »Okay«, sagte er. »Wenn Em auch dabei ist.«
    Sie blickten sie beide an. Emily erinnerte sich noch einmal an das wutverzerrte Gesicht, an die harte Hand, die sie an der Kapuze gepackt hatte. Ihr Nacken war noch ganz verkrampft.
    »Ich bin dabei«, sagte sie.
    Marcus grinste. »Um wie viel Uhr?«
    »Nach dem Mittagessen«, sagte Emily. »Um zwei. Früher geht’s nicht. Meine Tanten kommen zu Besuch. Was ist mit dir, Simon?«
    »Um zwei ist okay. Wenn ich bis dahin noch lebe.« Er kratzte sich am Kinn.
    »Marcus?«
    »Mir passt alles.«
    »Gibt’s mit deinen Eltern nie Probleme?«
    »Nein. Also dann, mein Rad ist da
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