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Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Titel: Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See
Autoren: Meljean Brook
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Kajalstrich zu tragen schienen. Sie blickte zur Seite, doch Gold, das durch sein volles Haar blitzte, zog ihren Blick erneut an.
    Drei winzige Ringe schmückten den oberen Rand des Ohres. Seine Ohrläppchen waren ebenfalls durchstochen, obwohl er darin keinen Schmuck trug.
    Und so hatten ihn die Nachrichtenblätter dargestellt. In einer Zeichnung wären seine Wimpern und sein Schmuck feminin erschienen. Doch nicht aus der Nähe, nicht leibhaftig. Die Wirkung war stattdessen … primitiv .
    Unsicher konzentrierte sie sich auf ihr Handgelenk. Nur noch zwei Knöpfe waren übrig, dann konnte sie an die Arbeit gehen.
    Sie musste an die Arbeit gehen. »Haben die Hunde das Grundstück kontrolliert, bevor die Leiche entdeckt wurde?«
    Mina dachte an den Eisenzaun. Vielleicht konnte ein Kind zwischen den Stangen hindurchschlüpfen; ein Erwachsener konnte das nicht. Und wenn ihn jemand hereingelassen hatte … ?
    »Habt Ihr mit Eurem Mann am Eingangstor gesprochen?«
    »Wills?«
    Sie hatten den Pförtner nicht nach seinem Namen gefragt. »Wenn Wills links eine Beinprothese trägt und einen Teil seines Abendessens fürs Frühstück in seinem Bart trägt, dann meinen wir denselben Mann.«
    »Das ist Wills.« Er betrachtete sie mit undurchdringlichem Blick. »Er hätte niemanden hereingelassen.«
    Ohne meine Erlaubnis , beendete Mina den Satz für ihn. Vielleicht hatte er recht, obwohl sie das mit dem Pförtner selbst klären und die Hauswirtschafterin nach Lieferungen befragen würde. Vielleicht hatte sich jemand darin versteckt.
    Sein Blick fiel erneut auf ihren Handschuh. »Das wär’s also«, sagte Trahaearn. »Jetzt zu … «
    Sie zog in dem Augenblick die Hand weg, als Trahaearn die Satinfingerspitzen umfasste. Er zog daran. Der Satin glitt mit einem warmen Streicheln über ihren Ellbogen und Unterarm.
    Ihre Wangen erröteten. »Sir … «
    Sein Ausdruck veränderte sich, als er weiterzog, wirkte überrascht, als hätte er nicht bemerkt, dass der Handschuh weit über ihr Handgelenk reichte. Dann ein durchdringendes Gefühl, als der lange Handschuh langsam herabglitt und schließlich zwischen seinen Fingern baumelte, was Mina so intim erschien, als hielte er ihren Strumpf.
    Der Ärmel bedeckte noch immer ihren Arm, doch sie fühlte sich entblößt. Nackt. So würdevoll wie möglich verlangte sie nach dem Handschuh.
    »Danke. Mit dem anderen komme ich klar.« Sie stopfte den Handschuh in ihre Tasche. Mit bloßen Fingern waren die Knöpfe am linken Handgelenk rasch geöffnet.
    Mina blickte auf und bemerkte, dass er sie anstarrte. Seine Wangen röteten sich, und sein Blick war hitzig.
    Sie hatte Begierde schon zuvor gesehen. Doch es war das erste Mal, dass sie weder Ekel noch Hass dahinter erkennen konnte.
    »Danke«, sagte sie und war vom ruhigen Klang ihrer Stimme überrascht, da sie innerlich zitterte.
    »Inspektor.« Er senkte den Kopf und blickte dann hinter sie zur Treppe.
    Als sie sich umdrehte, war das Zittern verschwunden. Ihr Schritt war fest, als sie auf die Treppe zuging, und ihr Kopf klar.
    »Sag, Kapitän, hattest du vor, ihr zu helfen oder sie auszuziehen?«, hörte sie den Begleiter fragen. Trahaearn antwortete nicht, und Mina schaute sich nicht zu ihm um.
    Nicht einmal die Anziehungskraft des Herzogs war stärker als der Tod.
    Mina war dazu in der Lage, Muster bestimmter Todesarten zu erkennen – ob Berechnung oder Leidenschaft die Ursache war, ob ein Unfall oder Vorsatz vorlag. Doch als sie sich über den Leichnam auf der Treppe von Trahaearns Anwesen beugte, brachten sie diese Muster nicht weiter.
    Der braunhaarige Mann lag nackt mit dem Gesicht nach unten da, sein linker Arm unter dem Körper eingeklemmt, die Beine gespreizt. Sein Körper wies keinerlei äußerlich sichtbaren Verletzungen oder Wunden auf.
    Doch das war kein frischer Leichnam. Die Haut war dunkel und schockierend kalt – viel kälter als die umgebende Luft. Der Körper war nicht aufgedunsen, doch der Aufprall auf die Treppe hatte womöglich die Gase wie bei einem geplatzten Ballon entweichen lassen. Nur eine kleine Menge Blut, dickflüssig und geronnen, war auf die Treppe gespritzt.
    Mina drehte seinen Kopf. Das Gesicht war vollständig zerschmettert. Ihn zu identifizieren würde schwierig werden. Sie öffnete den gebrochenen Kiefer. Die Zähne waren zertrümmert, und die Zunge … Stirnrunzelnd steckte sie einen Finger in den Mund. Der dicke hintere Zungenmuskel fühlte sich so fest und kalt an wie Eis. Obwohl sie inzwischen auftaute, war
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