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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug
Autoren: Low Robert
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gelauscht. Ich legte mich hin und umklammerte Bjarnis Schwert. Dieses, zusammen mit einem alten Eschenspeer ihres verstorbenen Mannes, der Holzaxt und Freydis’ Küchenmessern,
waren unsere einzigen Waffen. Ich starrte in die Glut und versuchte, nicht an den Bären zu denken, der draußen schnüffelnd herumstrich.
    Ich wusste, wessen Bär es war, und ich dachte, er sei gekommen, um sich nach all den Jahren an mir zu rächen.
    Ich musste eingeschlafen sein, denn ein leiser Gesang weckte mich. Freydis saß da, nackt und mit gekreuzten Beinen. Ihr Körper war vom Feuer beleuchtet, das lange, offene Haar fiel über ihr Gesicht und mit der einen Hand hielt sie den aufrechten Eschenspeer. Vor ihr lagen verschiedene … Gegenstände.
    Ich sah einen kleinen Tierschädel, die Zähne im Feuerschein blutrot, die Augenhöhlen schwärzer als die Nacht. Es lagen da auch ein Lederbeutel und diverse geschnitzte Gegenstände, und davor saß Freydis und summte – ein monotoner, brummender Singsang, der mich erschauern ließ.
    Ich umklammerte den mit Haifischleder beschlagenen Griff von Bjarnis altem Schwert, während die Verstorbenen sich um uns drängten. Ihre Augen glitzerten in den dunklen Höhlen der Totenschädel, die farblos waren wie der Nebel.
    Hatte Freydis sie zur Hilfe gerufen? Rief sie den Bären an oder versuchte sie, einen Schild gegen ihn zu errichten? Ich weiß es nicht. Doch dies weiß ich: Als der Bär gegen die Wand schlug, dröhnte das Haus wie eine Glocke und ich sprang auf, halb nackt, das Schwert in der Hand …
    Ich sah zu meinem Vater auf und schüttelte den Kopf, doch meine Erinnerungen ließen sich nicht einfach abschütteln wie Wassertropfen.
    Ein letztes kurzes Aufblitzen der gekrümmten Pfote.
Dann wurde Freydis’ Kopf herumgerissen und das Blut spritzte bis an die Deckenbalken. War da ein Lächeln auf ihren Lippen gewesen? Oder ein anklagender Blick?
    Ich schwieg. Mein Vater erriet meine Gedanken, dachte aber irrtümlich, dass ich um Freydis trauerte. Er legte mir wieder die Hand auf die Schulter und drückte sie leicht, lächelte. Dann schob er mich langsam hinaus in den Schnee, der in der Sonne funkelte, und wir gingen hinüber zum Haus, an dessen Dach die Eiszapfen tropften.
    Alles schien wie immer, aber die Thrall vermieden es, mich anzusehen, und zogen die Köpfe ein. Ich sah Caomh unten am Strand, er stand neben einem Pfahl mit einer Kugel darauf – vermutlich eines seiner merkwürdigen christlichen Totems. Einmal ein Mönch, immer ein Mönch, pflegte er zu sagen. Auch wenn er aus seinem Kloster entführt worden war, war er deshalb für seinen Christus kein weniger heiliger Mann. Ich hob grüßend die Hand, doch er bewegte sich nicht, obwohl ich sicher war, dass er mich gesehen hatte.
    In Gudleifs Haus war es trüb, durch den Rauchabzug fiel ein kaltes, feuchtes Licht herein. Das Feuer im Herd knisterte, dennoch stiegen leichte Atemwölkchen auf, und als wir eintraten, wandten sich uns die Männer zu, die auf den Bänken zu Füßen des Hochsitzes kauerten.
    Ich wartete, bis meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, dann sah ich, dass auf Gudleifs Hochsitz ein anderer thronte. Ein Mann, dessen Haar bis auf die Schultern fiel und dunkel war wie die Schwingen einer Krähe.
    Er hatte schwarze Augen und einen schwarzen Schnurrbart, er trug eine blau karierte Hose, wie es in Irland üblich war, und eine Kotte aus feinster blauer Seide, mit Rot
eingefasst. Eine Hand ruhte auf dem breiten Griff eines Schwertes, das in der Scheide steckte, die Spitze zwischen seinen Füßen. Es war ein schönes Schwert, sein Knauf endete in drei Blättern aus schwerem Silber, auch die Parierstange war reich verziert.
    Mit der anderen Hand hielt er einen Pelzumhang an seinem Hals zusammen. Gudleifs Pelzumhang, stellte ich fest. Und es war Gudleifs Thron, jedoch fehlten seine Stevenköpfe. Die hatte man an die Seite gelegt. Jetzt flankierten den Thron stolze Tierköpfe mit Geweih und geblähten Nüstern.
    Es waren raue Kerle, die Rudergefährten meines Vaters, und sie bewunderten ihn sehr, denn er war ihr Steuermann und konnte in den Wellen lesen wie andere in den Runen. Sechzig von ihnen waren nach Björnshafen gekommen, weil er es so gewollt hatte, obwohl er diese Varjazi nicht befehligte, diese Schar von Eingeschworenen, und ihr schlankes Schiff, die Fjord Elk.
    Ihr Führer war Einar der Schwarze, der jetzt auf Gudleifs Thron saß.
    Zu seinen Füßen hockten weitere Männer, einer davon war Gunnar Raudi. Er
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