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Die Ehre des Ritters (German Edition)

Die Ehre des Ritters (German Edition)

Titel: Die Ehre des Ritters (German Edition)
Autoren: Lara Adrian Schreibt als Tina St. John
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verlaufen und wusste nicht, wo sie war.
    Suchend blickte sie sich um, um einen Weg aus dem Wald heraus zu finden oder zumindest eine Stelle, die ihr zur Orientierung dienen konnte. Indes kam ihr nichts bekannt vor. Das dichte Blattwerk schluckte Geräusche und Licht und machte es ihr unmöglich festzustellen, in welcher Richtung die Burg von Droghallow lag. Izzys Herz, das immer noch stürmisch von der Jagd klopfte, schlug nun noch schneller.
    Himmel hilf, sie hatte sich verirrt.
    Ich habe keine Angst, redete sie sich ein. Sie würde einfach ihre Spuren zurückverfolgen und auf diese Weise ganz sicherlich zu der Gesellschaft zurückgelangen. Dieser Gedanke ließ sie frischen Mut schöpfen. Sie wandte sich um und machte den ersten Schritt.
    Da vernahm sie plötzlich unweit in einem Gebüsch ein Rascheln. Zweige krachten unter schweren Tritten, dem Geräusch folgte das Grunzen und Schnauben eines Tiers. Izzy wusste, dass sie in Gefahr schwebte, noch bevor sie den wilden Blick und die mächtigen Hauer des Wildschweins gewahrte. Die massige, haarige Bestie hob die Schnauze witternd in die Luft und versperrte ihr den Weg. Schließlich entschied das Tier offensichtlich, dass sie eher Feind denn Freund war, öffnete das Maul und gab einen kehligen Warnlaut von sich.
    Izzy schluckte schwer. Sie konnte ihm nicht ausweichen. Die dicken Bäume standen dicht beieinander und umringten sie von allen Seiten, zudem erstreckte sich hinter ihr ein Meer von widerborstigem Dickicht, das ihr eine Flucht erschweren würde.
    Mit gesenktem Kopf, den Blick auf sie gerichtet, lief das Wildschwein auf sie zu.
    Wie angewachsen beobachtete Izzy mit vor Schreck geweiteten Augen, wie der Keiler grunzend und schnaubend, die Nase dicht über dem Boden, immer näher kam. Eine kaum merkliche Bewegung in der Nähe lenkte das Tier ab. Jäh blieb es stehen und schaute einen Augenblick in eine andere Richtung. Izzys Körper war gespannt wie ein Bogen, jede Faser in ihrem Inneren drängte danach, zu fliehen, auch wenn die Chance zu entkommen, nur gering war.
    Es könnte ihre einzige Hoffnung sein …
    »Rühr dich nicht.«
    Der geflüsterte Befehl schien direkt aus den Bäumen zu kommen und ließ Izzy reglos verharren. »Halt dich ganz still«, wies die Stimme sie an. »Die kleinste Bewegung, und er könnte auf dich losgehen.«
    Izzy stand wie angefroren, kaum fähig zu atmen. Der Rüssel des Keilers zuckte und seine Knopfaugen suchten nach dem neuen Eindringling. Sie bemühte sich, den Blick von seinen furchterregenden Hauern abzulenken: gebogene, tödliche Waffen, die sich weiß glänzend vom dunklen Fell des Tieres abhoben.
    »Genau so. Du machst das gut.« Die beruhigende Stimme erklang erneut, dieses Mal näher. »Sag mir deinen Namen.«
    »Iz…Izzy«, stotterte sie. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Hauch.
    »Ich trete jetzt hinter dich, Izzy. Halt still. Hab keine Angst.«
    Doch Izzy hatte Todesangst. Der Keiler fletschte die Zähne, warf den Kopf und schrie in einer mörderisch tiefen Tonlage. Das schreckliche Geräusch jagte ihr einen Schauer über den Rücken und brachte ihren ganzen Körper zum Erbeben. »Oh, bitte«, schluchzte sie leise. »Bitte hilf mir.«
    Hinter sich hörte sie ein Knacken. Kam ihr Retter näher oder hatte er beschlossen, sich aus dem Staub zu machen, um selbst mit heiler Haut davonzukommen? Izzy war sich nicht sicher. Vor ihr schabte der Keiler mit einem seiner gespaltenen Vorderfüße über den Boden. Den Kopf hatte er gesenkt, die Haare auf seinem Rücken aufgerichtet wie eine borstige, kohlschwarze Finne. Er schnaubte kurz.
    Dann stürmte er los.
    Izzy schrie auf. Mit fest zusammengekniffenen Augen wartete sie darauf, dass sich die Hauer des Keilers in sie bohrten. Sie wartete, doch der Tod kam nicht. Stattdessen hörte sie das scharfe Knirschen einer Klinge, die aus einer Scheide gezogen wurde. Sie spürte einen kühlen Lufthauch, als jemand vor sie sprang und sie mit einem starken, sicheren Arm aus der Gefahrenzone schob.
    Sie vernahm das Geräusch von brechenden Zweigen. Gebrüll ertönte und erstarb unvermittelt. Der Boden unter ihren Füßen vibrierte unter einem dumpfen Aufprall, dem Geräusch eines großen Gewichts, das auf die weiche, feuchte Erde prallte.
    Danach wurde es totenstill im Wald.
    Es dauerte eine Weile, bis Izzy es wagte, die Augen zu öffnen. Das Tier, das sie beinahe umgebracht hätte, lag leblos auf dem Boden. Nachdenklich darübergebeugt, das blutige Schwert in der Hand, erblickte sie einen
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