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Die Ehre des Ritters (German Edition)

Die Ehre des Ritters (German Edition)

Titel: Die Ehre des Ritters (German Edition)
Autoren: Lara Adrian Schreibt als Tina St. John
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nicht die einzige Bestie, die ihr goldener Ritter für sie an diesem Tage erlegte.
    »Dom und ich sind nicht blutsverwandt«, erklärte Griffin, während sie weitergingen, dem Licht folgend, das das Ende des Waldes ankündigte. »Sein Vater und seine Stiefmutter haben mich aufgenommen, als ich noch ein Säugling war. Ich bin eine Waise, man hat mich vor etwa fünfzehn Jahren vor die Tore von Droghallow gelegt. Meines Wissens habe ich keine lebenden Verwandten.«
    »Überhaupt keine?«, fragte Izzy teilnahmsvoll. Ihre Eltern waren ihr so lieb, dass es ihr unvorstellbar war, sie nicht in ihrem Leben zu wissen. »Weißt du denn gar nichts über deine Familie?«
    »Nur das hier«, sagte Griffin. Er blieb stehen, um einen Anhänger unter seiner Tunika hervorzuholen, und zeigte ihn ihr. Es war ein emaillierter bronzener Halbmond – ein Medaillon, in dessen Mitte ein aufgerichteter weißer Löwe prangte. »Lady Alys, Doms Stiefmutter, entdeckte es am Tag, an dem sie mich gefunden hat, in meiner Windel. Das ist alles, was ich von meinen leiblichen Eltern besitze, wer auch immer sie waren.«
    »Gewiss waren es edle, noble Menschen«, sagte Izzy, denn sie verspürte das plötzliche Bedürfnis, die Traurigkeit, die in seiner Stimme lag, zu vertreiben. »Sicher wären sie heute sehr stolz auf dich gewesen, Griffin.«
    Er warf ihr einen flüchtigen Blick zu, dann ließ er das Medaillon mit einem Schulterzucken los, und sie gingen weiter. »Doms Vater Sir Robert sagt, ich habe das Zeug zu einem guten Ritter. Ich bin sein Knappe, und er lehrt mich das Waffenhandwerk. Eines Tages werde ich in die Garnison von Droghallow aufgenommen werden.«
    »Du wirst ganz gewiss sein bester Mann sein«, verkündete Izzy und musste sich eilen, um mit ihm Schritt zu halten.
    Griffin lachte. »Ich will mehr sein als das«, sagte er und blickte gedankenverloren mit zusammengezogenen Brauen auf den vor ihnen liegenden Pfad. »Ich möchte eines Tages ein stolzer Ritter sein. Ein Mann mit eigenem Vermögen. Ein Mann von Ehre.«
    Izzy blickte ihren Beschützer bewundernd an. »Das wirst du sein«, sagte sie. In ihrer Stimme schwang die unerklärliche, aber feste Zuversicht, dass ihm alles gelingen würde, was er sich vornahm. »Du wirst der stolzeste, ehrbarste Ritter im gesamten Königreich sein, Griffin of Droghallow!«
    »Glaubst du das wirklich?« Er blieb stehen und sah sie wieder mit diesem eindringlichen Blick an.
    Sie lächelte voller Überzeugung. »Noch nie war ich von etwas so sehr überzeugt.«
    Ihre nachdrücklichen Worte hingen eine Weile zwischen ihnen in der Luft und füllten die Stille, die über der Lichtung lag. Schließlich hoben sich Griffins Mundwinkel langsam zu einem strahlenden Lachen, das Grübchen in seine Wangen malte. »Du bist ein seltsames Mädchen, Izzy. Ein seltsames Mädchen in der Tat, dem es gefällt, Schmetterlingen nachzujagen und an die Träume eines Fremden zu glauben.«
    Plötzlich verlegen wandte sie den Blick von seinen grüngoldenen Augen ab und betrachtete eingehend ihre Schuhe. Als er ihre Hand ergriff, wusste sie nicht, was sie tun sollte. Erstaunt sah sie zu, wie er ihre Finger an seine Lippen hob und ihr einen keuschen Kuss auf die Handfläche drückte. »Es war mir ein großes Vergnügen, Euch kennenzulernen, Mylady.«
    Lächelnd entfernte er sich rückwärtsgehend von ihr, tiefer in den Wald hinein. Izzy sah ihm nach, zu betäubt, ihn zu fragen, wohin er ging. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, hämmerte so laut, dass sie das aufgebrachte Rufen, das aus einiger Entfernung zu ihr drang, kaum vernahm. Erneut erklang die Stimme, diesmal näher.
    »Isabel de Lamere! Wo hast du gesteckt?«
    Es war ihre Amme, die unterwegs zu ihr war. Ohne aufzusehen wusste Izzy, dass die große, alte, gluckenhafte Frau sich schnaufend den Weg über die Wiese bahnte und gar nicht froh darüber war, dass sie die Feier ihretwegen hatte verlassen müssen. Trotz des sich zusammenbrauenden Ärgers konnte Izzy den Blick nicht von dem attraktiven Gesicht ihres goldenen Ritters wenden.
    »Sir Griffin«, wisperte sie. Doch da war er schon im Schatten der Bäume verschwunden. Sie betrachtete verträumt die Stelle auf ihrer Hand, die der Mund ihres Beschützers berührt hatte, und als sie den Blick senkte, bemerkte sie etwas Glitzerndes auf dem lehmigen Erdboden zu ihren Füßen. Sein weißes Löwenmedaillon. Die Kette war offenbar an einem Glied gebrochen, und deswegen hatte er sie verloren. »Griffin, warte!«, rief sie, bückte sich
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