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Die Ehre des Ritters (German Edition)

Die Ehre des Ritters (German Edition)

Titel: Die Ehre des Ritters (German Edition)
Autoren: Lara Adrian Schreibt als Tina St. John
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dem Rock ihrer Mutter hervor. »Nicht weinen, Mama«, sagte sie leise und umarmte sie. »Bitte nicht weinen.«
    Griff schaute rasch fort und machte sich an einem der Seile zu schaffen, das er fester anzog als nötig. Er konzentrierte sich auf das Brennen des geflochtenen Strangs in seiner Hand, um das Kind nicht ansehen zu müssen, das vermutlich im nächsten Frühling nicht mehr am Leben sein würde.
    »Bedeutet ein Leibeigener einem Ritter denn gar nichts? Könnt Ihr nicht sehen, dass wir jede Kuh und jeden Faden Wolle und jeden Sack Getreide brauchen, den wir haben? Kümmert Euch denn nicht …«
    »Es ist nicht meine Sache, mich um Euch zu kümmern, Frau.« Griff band das Seil fest, drehte sich um und schaute die Müllersfrau von oben herab an. »Ich bin geschickt worden, um das einzusammeln, was dem Lord von Droghallow zusteht. Und jetzt tretet zur Seite und lasst mich meine Arbeit tun.«
    »Tier!«, schrie sie ihn an, ihr rundliches Kinn bebte. »Seelenlose Bestien seid ihr! Möget Ihr alle in der Hölle verrotten!«
    Griff spürte etwas Feuchtes in seinem Gesicht und blieb verdutzt stehen. Die Frau hatte ihn tatsächlich angespuckt. Die Menge, die der Auseinandersetzung mit großer Aufmerksamkeit gefolgt war, tat nun keinen Mucks mehr. Eine betretene Stille legte sich über sie; es schien, als wage es niemand, auch nur zu atmen. Die Müllersfrau hielt Griffins hartem Blick stand, doch ihr ganzer Körper bebte vor Angst, und sie umklammerte ihre Tochter ein wenig fester.
    »B…bitte«, stammelte die Frau. »M…Mylord, ich bitte um Vergebung.«
    Griff antwortete nicht. Mit dem Handrücken wischte er die Spucke fort, zu überrascht, um wütend zu sein, und zu gleichgültig, um sich beleidigt zu fühlen.
    Seine Aufmerksamkeit richtete sich vom Kreis der Bauern auf die Mühle, aus der soeben seine Männer traten. Vor der Gruppe der Ritter schritt der Müller her, den Kopf gebeugt, die Hände auf dem Rücken gefesselt wie ein Verbrecher.
    Odo, Griffins Untergebener, führte die Gruppe stolz grinsend an. »Sieht einem Müller ähnlich, immer etwas vom Mahlgut einzubehalten. Er hat geschworen, dass er nichts vor uns versteckt, aber wir haben drei weitere Säcke gefunden, die in einem Hohlraum hinter einem Brett in der Lagerkammer verborgen waren.«
    »Bringt sie zum Wagen und lasst uns zum nächsten Dorf weiterreiten«, befahl Griff. Er konnte es schon jetzt kaum erwarten, dass dieser Tag zu Ende ging.
    Das Einsammeln und Ausliefern der Pacht war nur ein Teil der Aufgaben, die er für Dom zu erledigen hatte. Eine andere Aufgabe wartete noch in Droghallow auf ihn, eine Aufgabe, die seine Gedanken fortwährend beschäftigte, seit Dom ihn vor einigen Tagen damit beauftragt hatte.
    Während einer Reise zum königlichen Hof hatte Droghallows ehrgeiziger Earl erfahren, dass eine junge Erbin, die auf Befehl des Königs verlobt worden war, bald ein Londoner Kloster verlassen und zu ihrem neuen Heim gebracht werden sollte, das mehrere Wegstunden nördlich von Droghallow lag. In einem Monat sollte sie mit Sebastian of Montborne verheiratet werden, einem von König Richards mächtigsten – und wohlhabendsten – Vasallen. Der Edelmann war zudem einer von Doms ärgsten politischen Feinden, und die Gelegenheit, gegen ihn zu intrigieren, stellte für Dom eine zu große Verlockung dar. Dominic wollte, dass die Lady entführt und zu ihm gebracht würde. Er hatte Griffin versprochen, ihm eine Anzahl Männer seiner Wahl für diese Aufgabe zur Verfügung zu stellen, und ihm eine reiche Belohnung bei erfolgreicher Ausführung in Aussicht gestellt.
    Griff fügte dem langen Register seiner Sünden und Missetaten, die er auf Doms Geheiß ausgeführt hatte, im Geiste das Verbrechen der Entführung hinzu. Er hatte sich nie für einen Brauträuber gehalten, doch so viel Silber war ein verlockender Köder. Und Griff machte es nichts aus, sich die Hände schmutzig zu machen, solange es die Sache wert war.
    Aufgemuntert durch den Gedanken, dass bald eine stattliche Summe in seine Taschen wandern würde, begab sich Griffin zu seinem wartenden Pferd und stieg in den Sattel.
    »Was sollen wir mit ihm machen, Griff?«
    Odo deutete auf den Müller, der zusammengesunken neben seiner Frau und seiner Tochter stand. Hoch vom Sattel aus starrte Griff auf das Paar, das furchtsam auf seine Entscheidung wartete. Wenn er ihn mit nach Droghallow nahm, würde der Mann hart bestraft werden. Zu hart, wenn man bedachte, dass sein Verbrechen lediglich in dem
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